Das BVB-Paradoxon schlägt wieder zu: Wundert einen das wirklich noch? | OneFootball

Das BVB-Paradoxon schlägt wieder zu: Wundert einen das wirklich noch? | OneFootball

Icon: 90PLUS

90PLUS

·15 January 2025

Das BVB-Paradoxon schlägt wieder zu: Wundert einen das wirklich noch?

Article image:Das BVB-Paradoxon schlägt wieder zu: Wundert einen das wirklich noch?

Bei der Frage nach der einen Sache, die Borussia Dortmund in den letzten Jahren vor allem fehlte, kommt man um die Antwort „Konstanz“ nicht herum. Gute Ansätze gab es beim BVB immer mal wieder, aber diese konnten nicht konsequent auf den Platz gebracht werden.

Die Gründe sind vielschichtig. Eine Kaderplanung, die in den letzten Jahren immer wieder von Lücken und Abstrichen geprägt war, ist ein Teil der Wahrheit. Führungsspieler, die für diese Rolle nicht geschaffen sind, eine andere. Wenn dann noch Trainertypen mit Stallgeruch, aber ohne die wirkliche Komplettlösung auf spielerischer Ebene verpflichtet werden, führt eines zum anderen. Wie auch aktuell.


OneFootball Videos


BVB: Nächster Tiefpunkt in Kiel

Doch wie kam es diesmal dazu? Nachdem gegen Leverkusen (2:3) noch zahlreiche Spieler von einer Grippewelle betroffen waren, sah die personelle Situation gegen Holstein Kiel wieder deutlich besser aus. Unter anderem stand Nico Schlotterbeck wieder in der Startelf, auch Emre Can war zurück. Jamie Gittens konnte spielen. Schlecht las sich die erste Elf des BVB folglich nicht. Doch was sich auf dem Platz abspielte, war ein Desaster. Kiel machte alles besser als der Gast aus Dortmund. Abgesehen von nutzlosem Ballbesitz ohne Ideen, hier war Schwarzgelb nicht zu übertrumpfen.

This browser is not supported, please use a different one or install the app

video-poster

Sinnbildlich für das ganze Spiel war das 1:0. Ein halbgarer Alibi-Einwurf auf Julian Brandt, der wurde unter Druck gesetzt, verlor den Ball, Kiel spielte schnell in den Strafraum, Abschluss Shuto Machino – Tor. Auch beim 2:0 wurden die Dortmunder zu Statisten degradiert, noch vor der Pause ließ man sich klassisch zum 3:0 auskontern. Es war kein Biss da, keine Gegenwehr, keine Idee, wie man Kiel, das einfache Mittel bediente und individuell auf jeder Position schlechter besetzt war, Paroli bieten konnte. Selbst das 3:0 war in der Höhe verdient. Man konnte von Arbeitsverweigerung sprechen.

In Hälfte zwei kam der Gast aus Dortmund zwar auf 3:2 heran, brauchte dafür aber einen Distanzschuss sowie einen abgefälschten Abschluss. Die großen Ideen fehlen weiterhin, spielerische Glanzmomente waren nicht angesagt. Selbst die – sorry – dämliche rote Karte von Lewis Holtby sorgte am Ende nicht dafür, dass noch ein Punkt raussprang. Weil Fiete Arp aus 40 Metern (Gregor Kobel war für einen Standard vorne) in der Nachspielzeit das 4:2 erzielte. 2:4 in Kiel, damit genau zwei Punkte aus den Auswärtsspielen gegen Gladbach, Bremen, Kiel, Mainz, Augsburg und Union. Es ist ein Dilemma.

BVB-Rückendeckung für Sahin – vorerst

Nach dem Spiel waren sich alle einig, was von dem Auftritt zu halten war. „Beschämend“, „auf diesem Niveau viel zu wenig“, „so kann man nicht auftreten“. Das ist im Kern natürlich richtig, aber die Frage stellt sich: Warum tut man es dann? Lars Ricken nahm die Mannschaft in die Pflicht und schützte den Trainer. Der Trainer, Nuri Sahin, nahm die Verantwortung auf sich. Das normale Prozedere nach einem solchen Spiel eben.

Article image:Das BVB-Paradoxon schlägt wieder zu: Wundert einen das wirklich noch?

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

„Es war klar, dass Kiel so spielen wird. Nichts anderes haben wir vorbereitet“, so Sahin nach dem Spiel. Und warum scheitert man erneut bei der Umsetzung auf dem Platz? Klar ist: Der Trainer wird am Freitag gegen Frankfurt auf der Bank sitzen. Die Rückendeckung von Ricken bleibt, vorerst. Denn jeder in Dortmund weiß, dass diese anhaltenden, sprunghaften Wechsel zwischen meist guten Heimauftritten und schwachen Spielen in der Fremde die ganze Saison zerstören. Schon jetzt ist die Champions League in Gefahr – und die Hinrunde ist gerade erst vorüber.

Das BVB-Paradoxon wundert niemanden mehr

Das alte, typische, in den letzten Jahren häufig gesehene BVB-Paradoxon griff wieder. „Wir haben immer wieder gezeigt, was wir können, aber bei uns ist es im Moment so, dass man nicht weiß, was rauskommen wird“, so Sahin. Und genau das ist der Punkt. Es gibt Momente, da spielt die Mannschaft wie befreit, einer weiß, was der andere macht, die Rädchen greifen ineinander und das Talent von Spielern wie Jamie Gittens zeigt sich auf dem Feld. Nur, um Tage danach von einem Extrem in das andere zu fallen. Und seien wir ehrlich: Mittlerweile ist davon niemand mehr überrascht.

Weil die Gründe dafür so offensichtlich auf der Hand liegen, dass sie jeder sieht, nur nicht die Verantwortlichen der Schwarzgelben. Die anfangs bereits erwähnte Mischung aus Fehlplanung des Kaders, was Ausrichtung und Homogenität angeht, die nicht passende Hierarchie und einem momentan überforderten Trainer, der nicht in der Lage ist, von seiner Ursprungsidee, die für sich schon Schwächen aufweist, abzurücken, um ergebnisorientierter zu spielen, sorgt für die Zwischenbilanz, die man aktuell vorfindet.

Und solange Sebastian Kehl und Lars Ricken betonen, dass man noch Zeit benötigt und Nuri Sahin weiter versucht, seinen Stil mit allen Mitteln durchzudrücken, ohne dazu die passende Kaderstruktur- und breite zu haben, wird sich auch nicht viel ändern. Auch nicht mit ein, zwei Notleihen im Winter, die das große Ganze nur leicht kaschieren. Doch nicht nur diese drei sind gefordert, Hans-Joachim Watzke und Berater Matthias Sammer sehen auch nur zu, wie sich der BVB immer weiter von der Spitze entfernt. Teile der Anhänger resignieren derzeit, weil die Kernprobleme nicht erkannt werden. Und eigentlich ist das das schlimmste Szenario für den Klub.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

View publisher imprint