90min
·31 March 2025
Die größte Baustelle der DFB-Frauen

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·31 March 2025
Der zweite Lehrgang des Jahres steht für die DFB-Frauen an. Am Montag kommt die deutsche Nationalmannschaft gemeinsam mit dem Trainerteam in Frankfurt zusammen, um sich auf die bevorstehenden UEFA Nations-League-Spiele gegen Schottland vorzubereiten. Eigentlich wollte die Nationalelf diesen Wettbewerb nutzen, um sich für die Europameisterschaft im kommenden Sommer einzuspielen. Doch weniger als 100 Tage vor Beginn des Turniers tun sich für Bundestrainer Christian Wück ein paar Baustellen auf.
"In meiner idealen Traumwelt wären wir schon weiter", urteilte Wück im Zuge der Kaderbekanntgabe vor einer Woche. Die Entwicklung seiner Mannschaft stellt den Unterfranken nicht zufrieden. So habe es im letzten Spiel gegen Österreich "viele Verhaltensweisen und Situationen" gegeben, die Wück trotz des 4:1-Sieges nicht gefallen haben. Doch wie könnte eine ideale Traumwelt der DFB-Frauen aussehen?
Eine große Baustelle der DFB-Elf ist die Abwehr. In der Defensive der deutschen Frauennationalmannschaft gibt es unlängst einen Personalmangel. Durch die schwere Knieverletzung von Bibiane Schulze-Solano sowie die erst kürzlichen Oberschenkelverletzungen von Rebecca Knaak und Kathrin Hendrich fallen drei Innenverteidigerinnen schon einmal weg (Hendrich steht zumindest auf Abruf). Notgedrungen wurde bereits im letzten Jahr Janina Minge zur Innenverteidigerin umfunktioniert und ist auch bei diesem Kader in der Abwehr gelistet. Das, obwohl ihre Stärken eher im defensiven Mittelfeld liegen - fairerweise wird Minge allerdings auch beim VfL Wolfsburg zuletzt als Innenverteidigerin eingesetzt, ist diese Position also gewohnt. Ausgebildete Innenverteidigerinnen sind im aktuellen Kader lediglich Sara Doorsoun und Sophia Kleinherne. Letztere bekam bei den DFB-Frauen zuletzt auch kaum Vertrauen und Spielzeit geschenkt, hat aber jetzt in jedem Fall die Chance, sich zu beweisen.
Giulia Gwinn ist als rechte Außenverteidigerin gesetzt. Somit gibt es in der Abwehrreihe wenigstens eine Position, um die sich Wück vorerst keine Sorge machen muss. Für die andere Seite wurde abermals Sarai Linder berufen, deren Leistung aber in letzter Zeit stark schwankten. Anstatt die Defensive einzuspielen, experimentiert der Bundestrainer auch in diesem Lehrgang und nominiert mit Paulina Krumbiegel und Franziska Kett zwei Spielerinnen, die keine Erfahrung in der deutschen Nationalelf haben - für Kett ist es sogar die erste Nominierung für die A-Nationalmannschaft.
Angesichts der vielen Verletzungen sind solche Experimente irgendwo auch verständlich. Wieso aber Spielerinnen wie beispielsweise Carolin Simon, die sowohl bei Bayern als auch im Dress der Nationalmannschaft einiges an Erfahrung sammeln konnte, daheim gelassen werden, bleibt für viele Fans ein Rätsel. "Das Einspielen muss später kommen", erklärte Christian Wück in der vergangenen Woche. Erst einmal geht es für das Trainerteam darum, ein Gerüst von mehr als 23 Spielerinnen aufzubauen und spezifische Abläufe einzuüben. Doch die Zeit rennt. Es bleiben nur noch vier Spiele, bevor die EM in der Schweiz auf dem Plan steht. Ob diese Partien zum Einspielen überhaupt genügen, bleibt fraglich. Es gibt noch etliche Baustellen, die es in der kurzen Zeit zu beheben gilt. Dazu gehört neben der Instabilität der Defensive aber auch die fehlende Kreativität und Konstanz in der Offensive.