FC St. Pauli vs. TSG Hoffenheim 1:0 – Mut, Energie, Torgefahr? Alles da! | OneFootball

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MillernTon

·15 March 2025

FC St. Pauli vs. TSG Hoffenheim 1:0 – Mut, Energie, Torgefahr? Alles da!

Article image:FC St. Pauli vs. TSG Hoffenheim 1:0 – Mut, Energie, Torgefahr? Alles da!

Erlösend, extrem wichtig und wunderschön: Der FC St. Pauli gewinnt gegen die TSG Hoffenheim und belohnt sich damit für eine sehr starke Leistung.(Titefoto: Stefan Groenveld)

„Auch wenn wir uns das Tor nahezu selbst schießen, war es am Ende ein hochverdienter Sieg für den FC St. Pauli. Es ist uns lange Zeit nicht gelungen, Lösungen zu finden und diese Energie zu generieren, die der Gegner heute auf den Platz gebracht hat. Das haben wir einfach nicht geschafft.“Die Worte, die Hoffenheim-Trainer Christian Ilzer nach Abpfiff auf der Pressekonferenz sprach, sie sind als höchstes Lob für die Leistung des FC St. Pauli zu verstehen. Denn dem Team von Alexander Blessin ist es gelungen, sich den 1:0-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim sowohl in Sachen taktischer wie auch mentaler Einstellung zu verdienen.


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Die Aufstellung

Beim FC St. Pauli gab es zwei personelle Veränderungen im Vergleich zum 1:1 in Wolfsburg: Manos Saliakas kehrte auf die Rechtsverteidigerposition zurück, verdrängte dort Philipp Treu, der wieder nach links wechselte und somit Lars Ritzka ersetzte. Zudem startete Elias Saad anstelle von Dapo Afolayan neben Noah Weißhaupt ganz vorne.

Die Startelf der TSG Hoffenheim wurde auf gleich vier Positionen verändert: Der verletzte Samassekou und der Gelb-gesperrte Chaves wurden durch Stach und Akpoguma ersetzt. Zudem startete Jurasek anstelle von Gendrey als Linksverteidiger und der lange verletzte Tohumcu kam im Mittelfeld zum Einsatz, weshalb Kramaric eine Position nach vorne rückte und dort Tabakovic aus der Startelf verdrängte.

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Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen TSG Hoffenheim

FCSP: Vasilj – Nemeth, Wahl, Van der Heyden – Saliakas, Irvine, Smith, Treu – Sinani – Weißhaupt, Saad

TSG: Baumann – Kaderabek, Akpoguma, Östigard, Jurasek – Stach, Becker – Bischof, Kramaric, Tohumcu – Orban

FC St. Pauli in allen Belangen überlegen

Erinnert Ihr euch daran, dass es der TSG Hoffenheim gelungen ist, sich in den ersten 80 Spielminuten aus dem geordneten Spielaufbau heraus nach vorne durchzuspielen? Nee, ich auch nicht. Und das liegt nicht daran, dass wir alle freudetrunken die nicht so guten Szenen übersehen. Es gab sie einfach nicht. Grund dafür war zu einem großen Teil die taktische Einstellung des FC St. Pauli. Noah Weißhaupt brachte es nach Abpfiff auf den Punkt: „Wir wurden echt gut vorbereitet. Es ist genauso gekommen, wie es der Trainer gesagt hat. Wir konnten super pressen. Sie kamen meistens nur mit langen Bällen, rausspielen konnten sie eigentlich gar nicht.“

Bei Hoffenheimer Ballbesitz presste der FC St. Pauli relativ hoch. In der zweiten Halbzeit sogar noch etwas höher als in der ersten. Weißhaupt und Saad stellten die gegnerischen Innenverteidiger zu, Sinani einen der beiden Sechser (meist Becker), Saliakas und Treu schoben aggressiv auf die Außenverteidiger rauf. Problematisch wurde es für den FCSP nur dann, wenn sich noch ein zweiter Sechser neben Becker einfand. Denn dann schoben Smith oder (viel öfter) Irvine mit vor, was die Kompaktheit des FC St. Pauli im zentralen Bereich vor der eigenen Kette etwas bedrohte.

FCSP stört entscheidend und wird immer mutiger

Diese Kompaktheit im defensiven Mittelfeld war extrem wichtig, weil es die Hoffenheimer genau auf diese Zone des Spielfelds abgesehen hatten. Mit Bischof, Stach, Kramaric und teilweise auch Orban oder Becker suchten gleich mehrere Spieler immer wieder freie Räume in dieser Zone. Der Verteidigungsansatz des FC St. Pauli verlangte viel Mut, denn es waren oft die Innenverteidiger, die in diese Zone vorschoben, um die Lücken zu schließen. Blessin erklärte später, dass dieser Mut zu Spielbeginn nicht ganz so vorhanden war und daraus theoretisch gefährliche Szenen hätten entstehen können. Denn wenn es Spielern der Güteklasse von Bischof oder Kramaric gelingt, im zentralen Raum vor der Kette aufzudrehen, dann kann es schnell ziemlich gefährlich werden.

Doch die TSG Hoffenheim zeigte sich beeindruckt vom FC St. Pauli. Das intensive Pressingverhalten sorgte dafür, dass die Gäste viele lange Bälle spielten. Und diese dann eben nicht zentral vor die Kette des FCSP, sondern entweder auf die Außenbahnen oder hinter die Fünferkette. Beides konnte man gut wegverteidigen, weil man damit rechnete. Diese Bälle war eines der Ziele des hohen Pressings des FC St. Pauli, entsprechend gut war das Team darauf eingestellt (wenngleich Blessin anmerkte, dass es in der Anfangsphase bei ein paar tiefen Bällen kleinere Probleme gab).

Pures Gift für das Hoffenheimer Spiel

Alexander Blessin erklärte vor der Partie zur Spielweise der TSG Hoffenheim: „Sie wollen gerne den Ball haben. In den Phasen wollen wir ihnen wehtun. Die Qualität, die sie mit Ball haben, wollen wir unterbinden. Wir wollen es ihnen so unangenehm wie möglich machen.“ Dieses Vorhaben ist voll und ganz gelungen. Die Gäste spielten viel mehr unkontrollierte lange Bälle, als ihnen lieb war und der FC St. Pauli freute sich über viele Ballgewinne. Die gab es, weil neben der guten taktischen Einstellung auch die mentale Einstellung passte.

Denn durch die vielen langen Bälle entwickelte sich eine Partie, bei der es viele Zweikämpfe gab, viele Duelle um den zweiten Ball. Und hier kommt die von Ilzer angesprochene „Energie“ zum Tragen, die der FC St. Pauli auf den Platz gebracht hat. Das Team gewann sicher nicht jeden Zweikampf. Doch wenn er verloren ging, so wurden die TSG-Spieler direkt in den nächsten und, wenn nötig, den übernächsten verwickelt. Diese stete Unruhe, die der FCSP dadurch in die Partie brachte, sorgte für extrem unrhythmische Phasen. Für ein Team wie Hoffenheim, welches gerne den Ball hat und das Spiel kontrollieren möchte, ist es pures Gift gewesen, dass sie eigentlich nirgendwo auf dem Spielfeld die Ruhe hatten, um sich zu sortieren, die Angriffe in Ruhe aufzubauen.

Torchancen? Nur für den FC St. Pauli!

So war es der FC St. Pauli, der nicht nur defensiv gut stand, sondern auch offensiv wesentlich gefährlicher war. Hierbei wurde ein weiterer taktischer Kniff deutlich: Auf der linken Seite des FCSP gab es nämlich einen offensiven Außenbahnspieler – und das war nicht Elias Saad, sondern Philipp Treu oder sogar Siebe Van der Heyden (der sich hoffentlich nicht schwer verletzt hat – sein Cheftrainer war sich da nach Abpfiff leider nicht so sicher). Alexander Blessin erklärte später, dass man dadurch eher mit einem 4-4-2 agiert habe und diese Spielweise „ganz gut aufging“. Das lag unter anderem daran, dass die TSG Hoffenheim ständig auf eine drohende Unterzahlsituation auf der eigenen rechten Seite reagieren musste und so im 4-2-3-1-Defensivverbund immer wieder zu einigen Verschiebungen gezwungen war. Und wenn es einem Team gelingt, den Gegner in Bewegung zu bringen, dann öffnen sich dadurch Räume, die man auch bespielen kann.

Genau das tat der FC St. Pauli. Nach einem ersten Angriff über die Treu-Seite gab es eine von vielen Ecken, die für Gefahr sorgte. Bischof konnte den Abschluss von Jackson Irvine in der vierten Minute gerade noch so entscheidend abfälschen. Wenig später gab es erneut einen Abschluss des FCSP-Kapitäns, der aber von TSG-Towart Baumann gefangen werden konnte. So richtig zwingend wurde es dann aber erstmal längere Zeit nicht mehr, vor beiden Toren. Erst in der 27. Minute gab es den nächsten Abschluss, als Baumann einen Fernschuss von Danel Sinani stark parierte. Der folgende Eckball war wieder extrem gefährlich: Van der Heyden köpfte, eng umschlungen und dadurch massiv gestört von Kaderabek, ganz knapp am Tor vorbei.

Mit dieser Chance kippte das Spiel so langsam aber sicher voll und ganz auf die Seite des FC St. Pauli. Bis zur Pause wurde es zwar nicht mehr zwingend vor dem Tor der TSG Hoffenheim, die vielversprechenden Situationen im letzten Drittel häuften sich aber massiv. Vor dem Tor des FCSP passierte zu dieser Zeit nahezu gar nichts mehr. Nur einen Abschluss verzeichneten die Gäste in der ersten Hälfte. (Erinnert ihr nicht? Ich musste auch nachschauen. War ein geblockter Schuss von Orban von außerhalb des Strafraums in der 3. Minute.)

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Finn Ole Becker gegen Jackson Irvine – Ein großes Talent gegen einen Spieler, der sicher nicht das größte Talent hat, aber definitiv einen unbändigen Willen.

// (c) Stefan Groenveld

Hang it in the Louvre!

Mit mindestens genauso viel Energie wie im ersten Abschnitt kam der FC St. Pauli auch in die zweite Halbzeit. Vielleicht war sogar noch etwas mehr Mut dabei. Hoffenheim wollte nun im Spielaufbau noch viel öfter über die beiden Sechser auflösen (also die erste Pressinglinie überspielen). Der FCSP reagierte darauf einfach mit noch mutigerem Pressingverhalten. In der 51. Minute wurde das Team von Alexander Blessin dafür belohnt: Torwart Baumann spielte aus dem eigenen Strafraum heraus einen Pass, den er niemals hätte spielen dürfen. Vermutlich sah er aber nicht, dass Treu im Rücken von Bischof nur auf dieses Zuspiel lauerte. Der Linksverteidiger spritzte dazwischen und eroberte den Ball im TSG-Strafraum…

Was dann folgte, war eine Aktion, für die viele Leute bereit sind, signifikante Geldsummen zu bezahlen. Nur um sie bewundern zu können, immer und immer wieder, im Zirkus oder im Museum. Über das sie dann voller Verehrung in der Stimme sowas sagen wie: „Welch pure, anmutige und kraftvolle Schönheit.“ Oder, wenn sie ihre Erregung kaum noch zügeln können (was ich total nachvollziehbar finde): „Beim Anblick dieses Kunstwerks legt sich eine sanfte Wärme um meine Lenden.“ Oder aus ihnen bricht schlicht der Klassiker unter Kunstliebhaber*innen hervor, wenn ihnen in größter Verzückung die Superlative ausgehen: „Es ist… (künstlerische Pause, um den Worten eine majestätische Kraft zu verleihen) ein Meisterwerk“.

Ja, ein Meisterwerk war das, was Philipp Treu da in der 51. Minute auf den Rasen des Millerntor-Stadions zauberte. Frei vor Baumann blieb er nämlich unfassbar cool. Er schoss den just gewonnenen Ball nicht auf das Tor, sondern lupfte ihn stattdessen über Baumann hinweg und legte ihn dann – als sei es das normalste der Welt vor 29.546 Zuschauenden, unter diesen tabellarischen Umständen und angesichts des Spielstands mit dem Ball am Fuß auf ein gegnerisches Tor ohne gegnerischen Torwart darin zu blicken – rüber zu Noah Weißhaupt, der zur umjubelten 1:0-Führung für den FC St. Pauli einschob.Hang it in the Louvre!

FC St. Pauli verpasst die verdiente Vorentscheidung

Mit dieser Führung erhielt das Spiel endlich ein Ergebnis, welches es verdient hatte. Und wenig später war es dann schon wieder nicht genug, um die Überlegenheit des FC St. Pauli auszudrücken. Baumann parierte gegen Eric Smith (56. Minute) und Jackson Irvine (58.) stark. Am Ende grenzt es fast an ein Wunder, dass keine der drölfzig Ecken des FCSP (es waren insgesamt elf, fühlte sich aber an wie 200) im Hoffenheimer Tor landete. Denn nahezu alle wurden gefährlich, eine hätte Sinani sogar fast direkt verwandelt, eine weitere brachte den vierten Torabschluss von Irvine an diesem Abend – er hätte seinen ersten Saisontreffer so verdient.

Es kam, was kommen musste – zumindest fast. Denn natürlich ist die knappste aller Führungen eine, bei der das zurückliegende Team dann am Ende doch irgendwie immer noch zu Chancen kommt. Sogar dann noch, wenn es die 80 Minuten vorher komplette Grütze zusammengespielt hat. Die Dynamik einer knappen Führung im Fußball ist eigentlich immer die gleiche: Je näher das Spielende rückt, umso mehr zieht sich das in Führung liegende Team zurück und konzentriert sich auf die Torverteidigung. Die ist dem FC St. Pauli zwar in den 80 Minuten zuvor auch schon sehr, sehr gut gelungen, aber so ist das halt, wenn es nicht gelingt, ein Spiel frühzeitig zu entscheiden, welches eigentlich nur einen Sieger haben kann.

Beinahe der Super-Gau

Und tatsächlich, die TSG Hoffenheim hatte noch eine richtig große Gelegenheit. Es hätte zur Situation der letzten Wochen gepasst, wenn diese im Tor des FC St. Pauli gelandet wäre. In der 93. Minute segelte eine Flanke in den FCSP-Strafraum. Lars Ritzka wollte klären, schoss dabei aber Philipp Treu voll an den Kopf, von dem aus der Ball das Tor nur um Zentimeter verfehlte. Meine Güte, was wäre das für eine große Scheiße gewesen!

Ist es aber nicht. Große Scheiße hatten wir genug in den letzten Wochen. Dieses Mal nicht. Der FC St. Pauli gewinnt hochverdient gegen die TSG Hoffenheim. Weil es dem Team gelang, das Spiel der Gegner komplett lahmzulegen. Dank einer funktionierenden Spielidee und einer Energie auf dem Platz, von der sich Hoffenheim tief beeindrucken ließ. Die kam übrigens auch von einer Aktion vor dem Spiel. Es ist der berühmte „Sieg des Willens“, wenn man es denn so ausdrücken möchte. Von Unsicherheit aufgrund der langen Sieglos-Serie oder gar Angst war an diesem Abend beim FC St. Pauli nichts zu spüren. Im Gegenteil: Das Team wurde mit jeder Spielminute besser, mutiger und dadurch auch gefährlicher. Es ist somit nicht nur ein Sieg, der drei enorm wichtige Punkte bedeutet, sondern auch einer, der dem Team sicherlich richtig viel Schwung für den Rest der Saison geben kann. Das war großartig, lieber FC St. Pauli!Immer weiter vor!// Tim

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