90PLUS
·4 March 2025
Hält Alonsos Bayern-Serie? 3 Thesen zur Champions League

90PLUS
·4 March 2025
Die Auslosung des Achtelfinales in der Champions League brachte auf dem Papier drei absolute Topspiele mit sich. Neben dem Duell zwischen den beiden besten deutschen Teams, sowie dem Madrider Stadtderby, treffen in Paris zwei der besten Teams der bisherigen Saison aufeinander. Jakob Haffke formuliert drei Thesen zu den Achtelfinal-Hinspielen in der Champions League.
Sechsmal stand Xabi Alonso bisher als Trainer gegen Bayern München an der Seitenlinie. Dreimal ging er mit Bayer Leverkusen als Sieger vom Platz, dreimal teilten sich beide Teams die Punkte. Jetzt steht das erste Aufeinandertreffen in der Champions League mit dem Klub an, für den Alonso als Spieler die letzten drei Jahre seiner Karriere die Schuhe schnürte. Im Pokal schaltete Leverkusen die Münchener nach einer roten Karte gegen Manuel Neuer aus. Aus der Bundesliga ist das 0:0 vom 15. Februar noch präsent in den Köpfen. Über 90 Minuten dominierte Bayer das Team von Vincent Kompany und musste sich am Ende ärgern nicht als Sieger vom Platz zu gehen.
Jetzt also das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League. Die ohne Frage zwei besten deutschen Teams treffen aufeinander. Während Leverkusen die Gruppenphase unter den ersten Acht abschloss, musste Bayern den Umweg über die Play-Offs gehen. Gegen Celtic setzten sich die Münchener am Ende nur knapp durch. Beide Teams spielen eine starke Saison, sind in der heimischen Liga der Konkurrenz weit enteilt. Allerdings hat Bayer in der Liga bereits acht Punkte Rückstand auf den Rekordmeister.
Im direkten Duell hatten die Leverkusener zuletzt jedoch nicht nur auf dem Papier, sondern auch auf dem Platz die Nase meist vorn. Taktisch stellte Alonso Leverkusen stets hervorragend auf das Spiel der Bayern ein. Aus der Saison 2023/24 bleibt besonders der deutliche 3:0-Sieg auf dem Weg zur ersten deutschen Meisterschaft im Kopf. Sehr flexibel lässt der Spanier sein Team meist sehr dominant auftreten, ist sich aber auch nicht zu schade in Topspielen einen defensiveren Ansatz zu wählen. Beim 0:0 in der Liga standen nominell vier Innenverteidiger, zwei Außenverteidiger und kein Stürmer auf dem Rasen. Trotzdem hatte Bayer am Ende mehr Ballbesitz und vor allem 15-2 Torschüsse auf ihrer Seite stehen. Offensiv waren die Bayern in einem ganzen Spiel lange nicht mehr so ungefährlich geblieben.
Auf Seiten des deutschen Rekordmeisters ist außerdem unklar, ob Joshua Kimmich rechtzeitig fit wird. Gegen Stuttgart tat sich Kompanys Team schwer die Kontrolle im Mittelfeld ohne ihren Anführer zu gewinnen. Leon Goretzka und Joao Palhinha sind gerade im eigenen Ballbesitz nicht in der Lage das Spiel so zu bestimmen, wie es Kimmich und auch der zuletzt krank Aleksandar Pavlovic regelmäßig tun.
Meine These daher: Xabi Alonso findet erneut die richtige Formel und Bayer Leverkusen gewinnt in der Allianz Arena.
Seit Jahren gilt Real Madrid insbesondere in der Champions League als das Team, das zum Ende eines Spiels nochmal einen Gang höher schalten kann. Kein Rückstand zu hoch, keine Situation zu ausweglos – stets sind die Königlichen in der Lage besondere Momente zu kreieren. Nicht selten gelang es Real mit einer starken Schlussphase den Spielverlauf komplett auf den Kopf zu stellen. Doch in dieser Saison übertrifft niemand den Stadtrivalen Reals. Atletico Madrid hat 28 ihrer bisher 82 Saisontore nach der 80 Minuten erzielt. Mehr als ein Drittel aller Tore erzielte das Team von Diego Simeone also in letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit plus der Nachspielzeit.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Wie immer schafft es Atletico Madrid mit ihrer, über Jahre perfektionierten, unangenehmen Spielweise den Gegner im Laufe des Spiels zu ermüden. Eine kompakte Defensive, aggressive Zweikampfführung, hohe Intensität mit und gegen den Ball, sowie gefährliche Konter sind weiterhin fester Bestandteil von Simeones Spielphilosophie. Kein Team hat europaweit weniger Tore kassiert als die Colchoneros. Niemand spielt gerne gegen Atletico. Ein Paradebeispiel ist der 2:1-Sieg in der Champions League gegen Bayer Leverkusen. Nach einer frühen roten Karte und einem Rückstand, schien Atletico besiegt zu sein. In der zweiten Halbzeit arbeiteten sich die Colchoneros aber zurück ins Spiel.
Atletico Madrid ist insbesondere in der Schlussphase brandgefährlich. Hier jubelt Alexander Sørloth nach seinem späten Siegtreffer gegen Barcelona. (Photo by David Ramos/Getty Images)
Ein weiterer Grund für Atletico späte Tore ist der qualitativ und quantitativ gut besetzte Kader. Gerade im Angriff stehen Simeone hochkarätige Optionen zur Verfügung. Meist starten Neuzugang Julian Alvarez und Antoine Griezmann im Doppelsturm. Beide sind in jeder Spielphase stark und in sehr guter Form. Auf der Bank warten mit Angel Correa und Alexander Sørloth zwei gänzlich andere Spielertypen. Insbesondere Sørloth stellt mit seiner Mischung aus körperlicher Wucht, Tempo und Abschlussstärke die gegnerischen Abwehrreihen regelmäßig vor Probleme. Der Norweger sammelte schon neun Torbeteiligungen nach Einwechslung.
Gegner Real Madrid verlor am Wochenende mit 1:2 bei Real Betis. Weiterhin plagen Carlo Ancelotti Personalsorgen. In der Abwehr sind David Alaba, Antonio Rüdiger und Lucas Vazquez gerade erst wieder fit geworden. Dani Carvajal und Eder Militao fallen weiter aus. Dazu wird Jude Bellingham gelbgesperrt fehlen. In den Topspielen taten sich die Königlichen in dieser Saison außerdem schwer. Gegen Barcelona kassierten sie zwei deutliche Niederlagen und auch gegen den Stadtrivalen Atletico endeten beide Ligaspiele nur 1:1.
Meine These daher: Atletico wird Real Madrid mit der typischen unangenehmen Spielweise frustrieren und mindestens ein Unentschieden mit ins Rückspiel im Wanda Metropolitano nehmen.
Am Mittwochabend ist im Pariser Parc des Princes das, über die gesamte Saison, wohl beeindruckendste Team zu Gast bei der Mannschaft, die im Kalenderjahr 2025 bisher das Maß aller Dinge zu sein scheint. Liverpool ist der Premier-League-Titel mit 13 Punkten Vorsprung kaum noch zu nehmen. In der Champions League spazierten die Reds durch die Ligaphase, gewannen als einziges Team sieben von acht Spielen. Gastgeber Paris Saint-Germain ist allerdings das Team der Stunde in Europa. Der französische Rekordmeister verlor in der Ligue 1 noch überhaupt nicht. Wettbewerbsübergreifend ging Luis Enriques letztmals am 26.11.2024 gegen die Bayern in der Königsklasse als Verlierer vom Platz. Nachdem die Pariser mit Problemen in die Ligaphase der Champions League gestartet waren, zogen sie am Ende mit beeindruckenden Siegen gegen Manchester City und den VfB Stuttgart in die Play-Offs ein.
Dort schalteten sie Stade Brest mit insgesamt 10:0-Toren aus. Die Mannschaft hat nach den Abgängen der Superstars Kylian Mbappé, Neymar und Lionel Messi eine beeindruckende Entwicklung genommen. Luis Enrique hat ein Team geformt, dass deutlich stabiler und gleichzeitig unberechenbarer, als in früheren Jahren wirkt. Auch Paris SG hat den nationalen Meistertitel bereits so gut wie sicher, dieses Jahr soll auch in der Champions League der große Wurf endlich gelingen. Im Jahr 2025 schoss PSG wettbewerbsübergreifend schon 51 Tore. Auch die Defensive um Kapitän Marquinhos hat sich stabilisiert. Davor stehen Enrique mit Vitinha, Joao Neves, Désiré Doué oder Fabian Ruiz sehr interessante, vielseitige Spieler zur Verfügung. Sie alle eint, dass sie gemeinsam mit den Offensivspielern auch im Spiel gegen den Ball endlich den Ansprüchen des internationalen Spitzenfußballs genügen. Luis Enrique hat PSG zu einem der pressingstärksten Teams Europas geformt.
Acht Tore legten sich die PSG-Angreifer Bradley Barcola und Ousmane Dembélé bereits gegenseitig auf. (Photo by Alex Pantling/Getty Images)
Gegen Liverpool dürfte der Fokus aber doch auf der offensiven Dreierreihe liegen. Dort wird wahrscheinlich Winter-Neuzugang Khvicha Kvaratskhelia mit Bradley Barcola und Ousmane Dembélé auflaufen. Diese drei agieren enorm flexibel, tauschen während des Spiels immer wieder die Positionen und bringen Unruhe in die gegnerischen Abwehrreihen. Vor allem Barcola und Dembélé spielen eine herausragende Saison. Barcola kann 17 Tore und elf Assists in allen Wettbewerben vorweisen und hat den Sprung vom vielversprechenden Talent zum Spitzenspieler geschafft. Einer überstrahlt jedoch alle: Ousmane Dembélé, nach Mbappés Abgang im Sommer ist der Franzose ins Rampenlicht getreten, niemand hat im Kalenderjahr 2025 europaweit mehr Tore geschossen als Dembélé.
Dies kreiert ein interessantes Szenario: Wenn Liverpool in dieser Saison eine Schwachstelle hat, dann sind es die defensiven Außenbahnen. Während über die Probleme, die Trent Alexander-Arnold immer wieder im Verteidigen hat, oft gesprochen wird, geht ein wenig unter, wie es auf der linken Außenverteidigerposition aussieht. Andrew Robertson kann schon seit längerer Zeit nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen. Sowohl offensiv, als auch defensiv hat der Schotte deutlich abgebaut. Seine Alternative Kostas Tsimikas ist ein solider Spieler, aber kein Verteidiger von internationalem Format. Dadurch bleibt viel defensive Arbeit an den Innenverteidigern Virgil Van Dijk und Ibrahima Konaté hängen.
Somit bietet sich PSG die Chance Liverpools Defensive vor allem über die Flügel zu knacken. Kvaratskhelia, Barcola und Dembélé können, mit Unterstützung aus dem Mittelfeld und des offensivstarken Rechtsverteidigers Achraf Hakimi, das eins gegen eins suchen und die Außenverteidiger Liverpools vor große Probleme stellen.
Meine These daher: Paris SG hat die perfekten Spieler, um Liverpool vor große Probleme zu stellen und wird das Hinspiel im eigenen Stadion gewinnen.
Jakob Haffke
(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)