Miasanrot
·29 November 2024
Miasanrot
·29 November 2024
Beim FC Bayern steht im Sommer ein größerer Umbruch in der Offensive bevor. Die Zukunft von Leroy Sané spielt dabei eine wichtige Rolle, scheint jedoch so ungewiss wie nie zuvor. Doch was spricht für und was gegen einen Abgang des Nationalspielers? Miasanrot analysiert die Situation.
Leroy Sanés Vertrag läuft bekanntlich nur noch bis zum 30. Juni 2025. Eine schnelle Entscheidung ist jedoch nicht in Sicht. Ein Abgang im Winter wurde von beiden Seiten ausgeschlossen. Seit Monaten hängt eine potenzielle Verlängerung in der Luft, die zwar weiterhin möglich scheint – und das wohl zu geringeren Bezügen als derzeit, wenn man den aktuellen Medienberichten Glauben schenken mag. Dennoch wird sie nach Informationen der AZ immer unwahrscheinlicher.
Dass Max Eberl, Christoph Freund und Co. das zuletzt aus allen Nähten platzende Gehaltsgefüge reduzieren wollen, ist ebenso wenig ein Geheimnis wie Sanés fürstliches Gehalt von kolportierten 20 Millionen Euro. Die Personalie Florian Wirtz und die Zukunft der Konkurrenten Coman und Gnabry sind weitere Faktoren, die die Entscheidung verkomplizieren.
Dementsprechend befindet sich der Rekordmeister in einer durchaus verzwickten Situation. Sollte der Klub dem Nationalspieler noch eine Chance geben und dessen Vertrag verlängern? Oder wäre eine Trennung im Sommer sinnvoll und der Linksfuß verlässt den FCB nach fünf gemeinsamen Jahren?
Es wäre laut der AZ zumindest keine Überraschung mehr. Die Leistungsschwankungen und Inkonstanz würden intern äußerst kritisch betrachtet, heißt es. In seiner gesamten Zeit beim Rekordmeister hat es der Flügelstürmer noch nicht einmal im Ansatz geschafft, eine Saison konstant zu performen. Zu wenig für dessen hohes Gehalt. Auf eine starke bis überragende Hinrunde folgte in der Regel eine schwache bis enttäuschende Rückrunde. In der laufenden Saison kommt der Flügelstürmer auch erst auf 471 Einsatzminuten und drei Tore.
Zudem wird Sané im Januar 29 Jahre alt. Große Leistungssprünge sind von ihm dementsprechend nicht mehr zu erwarten. Auch aufgrund seiner Position, bei der viel Tempo und Handlungsschnelligkeit notwendig sind, um auf höchstem Niveau mithalten zu können. Möglicherweise hat der Außenstürmer sogar schon seinen Zenit erreicht.
Stichwort Alter: Ohnehin sieht es danach aus, als wolle der FC Bayern im kommenden Sommer den für die Offensive so dringend benötigten Umbruch einleiten. Junge, technisch starke Halbraumzehner wie Florian Wirtz, Xavi Simons oder Paul Wanner stehen in den Startlöchern, die optimal zum Fußball von Vincent Kompany passen und den klassischen Flügelstürmern wie Sané den Rang ablaufen könnten.
Und sollte der Transfer von Wirtz (oder eines ähnlichen Kalibers) wirklich bereits im kommenden Sommer gelingen, stünden Sanés Startelf-Chancen wohl so schlecht wie noch nie. Bereits in der laufenden Saison bekommt meist Neuzugang Michael Olise den Vorzug. Und im Gegensatz zum deutschen Nationalspieler steht der 22-Jährige erst noch am Anfang seiner Entwicklung.
Eine Vertragsverlängerung (zu geringeren Bezügen) als Herausforderer und Kaderspieler könnten zu wenig sein für die Ansprüche des Spielers. Besonders im Hinblick auf die WM 2026, die sicherlich auf dessen Bucket List steht. Ohne ausreichend Spielzeit ist es nämlich seit Neuestem gar nicht mehr so einfach, in Julian Nagelsmanns elitären Kreis zu gelangen.
So paradox es auch klingen mag, doch seine Vertragssituation ist gleichzeitig ein starkes Argument für eine Vertragsverlängerung. Der Verlust eines international angesehenen Außenstürmers für lau wäre nämlich ein finanzielles Fiasko für den Rekordmeister. Besonders wenn man für Florian Wirtz jeden Penny zweimal umdrehen muss und will.
Zwar könnte sich der FC Bayern den ablösefreien Abgang natürlich leisten, jedoch würde er in jedem Fall schmerzen und möglicherweise weitere Transferaktivitäten behindern. Laut Transfermarkt besitzt Sané derzeit einen Marktwert von immer noch stolzen 60 Millionen Euro. Stattdessen könnte der FC Bayern sich auf den Verkauf von Kingsley Coman und/oder Serge Gnabry konzentrieren, die beide im vergangenen Sommer bereits Verkaufskandidaten waren.
Wie Sané besitzen beide ebenfalls gut dotierte Verträge. Jedoch kann der Rekordmeister für beide Spieler im kommenden Sommer auch noch eine stattliche Ablöse kassieren. Gnabrys Vertrag läuft bis 2026, Coman ist sogar noch bis 2027 an den Klub gebunden.
Im Gegensatz zu den beiden ist Sané – entgegen des etablierten Narrativs – außerdem fast nie verletzt. Der Außenstürmer kommt beim FC Bayern im Schnitt auf über 30 Bundesligaspiele pro Saison. Eine Quote, die sogar noch höher sein könnte, hätte sich der Nationalspieler nicht mit Leistenproblemen durch die Rückrunde gequält, um die wichtigen Partien in der Champions League zu bestreiten.
Wozu ein Leroy Sané in Topform im Stande ist, das hat der 28-Jährige zudem in den vergangenen Hinrunden gezeigt. Zwar würde dem Klub auf den Flügeln eine Verjüngungskur guttun, doch aufgrund der verzwickten Vertragssituation wäre ein Verbleib des Angreifers im Gesamten wohl die sinnvollste Entscheidung. Besonders wenn Eberl, Freund und Co. es schaffen, den Nationalspieler von einer Verlängerung zu geringeren Bezügen zu überzeugen und ihm dennoch eine zufriedenstellende Kaderrolle anzubieten.
Ob der FC Bayern den Nationalspieler über den Sommer hinaus halten sollte, kann im Rahmen dieses Artikels selbstverständlich nicht endgültig beantwortet werden. Es hängt von zu vielen Faktoren ab, wie dem Plan von Trainer Kompany, den kommenden Vertrags- und Transferaktivitäten des Rekordmeisters oder der allgemeinen strategischen Ausrichtung des Klubs.
Natürlich hat Sané selbst dabei ein nicht ganz unbedeutendes Wörtchen mitzureden. Eine zentrale Rolle bei einem Top-Verein im Ausland oder ein langfristiger, überaus gut bezahlter Vertrag in England sind sicherlich ebenso attraktiv für den 28-Jährigen. Newcastle United soll sich beispielsweise bereits bei Sanés Berateragentur erkundigt haben.
Dass sich Sané mit seiner Familie in München wohlfühlt, hat der Nationalspieler jedoch ebenso öffentlich betont. Beide Parteien tun also gut daran, bedacht an die Sache heranzugehen und ausführlich über ihre jeweiligen Erwartungen für die Zukunft zu sprechen, was anscheinend ohnehin der (vorläufige) Plan ist. Eine rasche Entscheidung ist dementsprechend nicht zu erwarten.
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