FC Bayern München
·30 January 2025
FC Bayern München
·30 January 2025
Als João Pinheiro das letzte Mal an diesem Europapokalabend in der Allianz Arena in seine Schiedsrichterpfeife blies, machte sich ein ungewöhnliches Gefühl unter den 75.000 Zuschauern breit. Der Abpfiff nach dem sehr verdienten 3:1 (1:0)-Sieg des FC Bayern über den slowakischen Meister Slovan Bratislava war das eine. Doch die Anspannung, sie löste sich diesmal nicht wie sonst mit dem Spielschluss in einem lauten Knall. „Wir haben unsere Pflicht irgendwie erfüllt, die Kür dann doch nicht“, versuchte es Thomas Müller in Worte zu fassen – und brachte es damit auf den Punkt: „Es ist komisch, wenn sich Siege nicht wie Siege anfühlen.“
Es war nicht nur ein Sieg, es war wohlgemerkt der fünfte Sieg im achten Champions League-Spiel dieser Saison, für den Müller (8. Minute), Harry Kane (63.) und der eingewechselte Kingsley Coman (84.) für den FC Bayern getroffen hatten. Doch es fiel selbst den Spielern schwer, sich über eine makellose Heimbilanz in der Königsklasse zu freuen. Ja, der FC Bayern feierte sogar das 34. Heimspiel in Folge ohne Niederlage in der Gruppenphase der Champions League – das ist Rekord. „Wir haben gewonnen“, erklärte Josip Stanišić die gedrückte Stimmung, „aber es hat sich nicht wirklich wie ein Sieg angefühlt. Da war keiner so richtig happy über den Erfolg. Wir hatten uns einfach mehr vorgenommen.“
Josip Stanišić klärt einen Angriff von Slovan Bratislava.
Der Plan war eigentlich ein Fußballwunder gewesen. Doch das traf letztlich nicht ein – ja, es rückte auch kein einziges Mal an diesem letzten Spieltag der Gruppenphase für den FC Bayern auch nur in greifbare Nähe. Die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale, die nur noch theoretisch und von sehr viel Zutun auf anderen Plätzen in Europa abhing, schien fast wie an einer Angel über den Köpfen der Münchner zu schweben. Gerade so weit, dass sie nicht hinkamen – wie sehr sie auch danach fischten und sich streckten. Mal fehlten ganze Punkte, dann satte sieben Tore, kurzzeitig auch nur zwei Treffer. Nur greifbar war das Achtelfinale letztlich nie. „Wir hätten sechs Mal in der Gruppenphase gewinnen müssen“, sagte Vincent Kompany. „Aber wir haben eben nur fünf Mal gewonnen. Das ist nun unser Problem.“ Und Thomas Müller, der mit der frühen Führung den bislang schnellsten Bayerntreffer in dieser Champions League-Saison erzielt hatte, meinte: „Vielleicht trauert man noch ein wenig der eigenen Leistung von vor einer Woche in Rotterdam nach. Am Ende haben wir dafür natürlich auch die Quittung in Form des Tabellenplatzes bekommen.“
Anders vorgestellt, wie Stanišić betonte, hatte man sich aber nicht nur das 0:3 in Rotterdam, sondern auch den Auftritt nun gegen Bratislava. Slovan stand wie zu erwarten enorm tief und verriegelte die Räume rund um den eigenen Strafraum regelrecht wasser- und luftdicht. Trotzdem fand der FC Bayern immer wieder gute Ansätze und auch Lücken. Doch mal fehlte der letzte Pass, dann die allerletzte Genauigkeit. Zu verspielt, zu umständlich verlief der Weg häufig zum Gästetor. Von immerhin 35 Torschüssen schickte der Rekordmeister rekordverdächtige 24 von innerhalb des slowakischen Strafraums los. Einmal, als Leroy Sané es kurz vor Schluss probiert hatte, knallte der Ball wuchtig an die Querlatte. Es könnte gut sein, dass das Tor am Samstag, wenn Aufsteiger Holstein Kiel in der Bundesliga in die Arena kommt (15:30 Uhr), davon immer noch wackelt.
Thomas Müller wühlt sich durch die Gästeabwehr.
Doch auch wenn das Verpassen der klitzekleinen Chance aufs direkte Erreichen des Achtelfinals den FC Bayern und seine Fans schmerzte, konnte der Cheftrainer den Playoffs noch in der selben Nacht etwas Gutes abringen: „Die Tatsache ist doch“, meinte Vincent Kompany, „heute hatten wir kaum noch etwas in eigener Hand. Das ist ab morgen anders. Da haben wir wieder alles in eigener Hand.“ Am Freitag ab 12 Uhr (Liveticker auf fcbayern.com) entscheiden die Loskugeln, ob der FC Bayern auf Manchester City oder Celtic Glasgow treffen wird, um noch in die Runde der letzten 16 einzuziehen. „Wenn du ein Etappenziel nicht erreichst, musst du es eben in der Ehrenrunde gerade biegen“, forderte Thomas Müller und sprach von einer „breiten Brust“, mit der seine Mannschaft nun in die kommenden Begegnungen gehen werde. Denn, so Müller: „Jetzt stehen die Playoffs an, die nehmen wir natürlich an und dann schauen wir mal, was kommt.“
Die Hinspiele steigen am 11./12. Februar 2025, die Rückspiele sind eine Woche später angesetzt. In einem möglichen Achtelfinale würde dann entweder Bayer 04 Leverkusen oder Atletico Madrid warten. Doch daran denkt derzeit noch keiner. „Die Suppe haben wir uns in den letzten Spielen selbst eingebrockt, deshalb lässt sich die Vergangenheit nicht mehr ändern“, sagte Josip Stanišić, bevor auch er in die Nacht entschwand: „Jetzt schauen wir, gegen wen wir antreten - und dann geben wir alles.“
Die kostenfreien Highlights des Spiels gegen Bratislava: