Miasanrot
·26 January 2025
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·26 January 2025
Im Bundesligaspiel des FC Bayern in Freiburg saß Mathys Tel einmal mehr 90 Minuten auf der Ersatzbank. Seine Chance auf Einsatzzeit in dieser Saison bleibt klein. Eine Leihe scheint überfällig, am besten bis 2026.
Mathys Tel liebt den FC Bayern. Und die Bayernfans lieben Mathys Tel. Für Einsätze beim FC Bayern reicht die Liebe allein jedoch nicht. Mathys Tel steht derzeit hinten an. Was sollte der FC Bayern in dieser Situation tun? Wie sollte Tel handeln?
Zu Beginn des Transferwinters wurde Mathys Tel als möglicher Kandidat für eine Leihe gehandelt. Doch Christoph Freund und Max Eberl erklärten mehrfach, dass man sich darauf verständigte, dass Tel beim FC Bayern bleiben und hier den Durchbruch schaffen solle.
Der Januar mit bisher fünf Spielen innerhalb von fünfzehn Tagen würde vielleicht Chancen für Tel bringen. Und tatsächlich durfte er im zweiten Spiel nach der Winterpause für 45 Minuten auf den Rasen. Gegen Hoffenheim gelang ihm mit seiner Vorarbeit zum 4:0 durch Leroy Sané die erste Torbeteiligung in der laufenden Saison.
Ein kleiner Erfolgsmoment. Dem eine erneute Ernüchterung folgte. In den drei darauffolgenden Partien blieb Tel über die volle Spielzeit auf der Bank.
Die Konkurrenzsituation für vier Startelfplätze in der Offensive des FC Bayern ist hart. Harry Kane und Jamal Musiala sind gesetzt. Daneben hatten zuletzt Leroy Sané und Michael Olise die Nase vorn, wenn es um die verbleibenden beiden Startplätze geht. Hinter dem Quartett sind Kingsley Coman, Thomas Müller und Serge Gnabry die ersten Alternativen für Einwechslungen oder Rotationen im Offensivbereich.
Von den acht Offensivspielern des FC Bayern steht Mathys Tel derzeit am Ende der Hackordnung. Die Frage bleibt, wie und ob er sich in dieser Saison noch nach vorne kämpfen kann.
Für einen gewöhnlichen 19-Jährigen wäre die aktuelle Lage kein Grund zur Besorgnis. Doch Mathys Tel ist kein gewöhnlicher 19-Jähriger. Bereits als 17-Jähriger kam er auf 28 Einsätze – meist von der Bank – und erzielte sechs Tore.
Im zweiten Jahr konnte Tel sich weiter steigern: Er konnte seine Einsatzzeit mehr als verdoppeln und sammelte 16 Scorerpunkte. Dazu kam seine ausgeprägte Verbundenheit zum FC Bayern. Tels Entwicklung stimmte ihn, den FC Bayern und die Fans zufrieden und optimistisch.
Auf der Basis sollte die aktuelle Saison den nächsten großen Schritt bringen. Der FC Bayern stellte ihn nicht zu den Olympischen Spielen ab, doch Tel schien nicht enttäuscht darüber zu sein. Er wollte den Trainingsvorsprung nutzen, um sich beim neuen Trainer Vincent Kompany in Stellung zu bringen.
Doch es kam anders. Tel befindet sich in seiner dritten Saison beim Rekordmeister, und seine Rolle sowie die Spielzeit haben sich drastisch verschlechtert. Statt erwartete Fortschritte zu machen, hielt er nicht mal den Status quo aus der Vorsaison.
Tel spielt wieder jene Rolle aus seiner ersten Saison: die eines Talents, das bei den Profis reinschnuppern darf. In den wenigen Chancen, die er bisher unter Kompany erhielt, konnte Tel auch wenig Werbung für mehr Minuten machen. Ein Teufelskreis.
Wenig. Tel ist mit seinen 19 Jahren immer noch sehr jung und dafür in seiner Entwicklung weit. Josip Stanišić etwa debütierte erst im Alter von 20 Jahren bei den Profis des FC Bayern. Tel hat seine Zukunft noch vor sich. Er kann die Klasse erreichen, um beim FC Bayern zu einem Leistungsträger zu werden.
Aber das Alter ist nur ein Aspekt: Stanišić war ein Spätstarter, aber er zeigte eine positive Entwicklung von Jahr zu Jahr. Von 2% der möglichen Spielzeit im ersten Jahr ging es über 18% im zweiten auf 23% im dritten Jahr und anschließend nach Leverkusen. Genau die positive Entwicklung, die bei Tel diese Saison fehlt.
Viel. Tel steht bis 2029 beim FC Bayern unter Vertrag. An Interessenten dürfte es nicht mangeln. Anders als bei Talenten, die direkt vom Campus kommen, hat Tel bereits nachgewiesen, dass er Bundesliganiveau hat. Er könnte einem neuen Verein direkt helfen.
Ein kleines Dilemma ist der fortgeschrittene Kalender. In vier Monaten ist die laufende Saison bereits vorbei. Reichen diese vier Monate und wahrscheinlich zehn bis 15 Spiele beim neuen Verein, damit Tel sich so weiterentwickelt, dass er danach eine wichtige Rolle beim FC Bayern einnimmt? Kaum.
Vor dem Hintergrund wäre eine Leihe für anderthalb Jahre die bessere Variante. Der aufnehmende Verein könnte mittelfristig mit ihm planen. Kaderzusammenstellung, Einbindung etc. Tel könnte beim Leihverein eine nachhaltige Entwicklung nehmen und in anderthalb Jahren den nötigen großen Sprung machen, den er braucht, um es beim FC Bayern in die Rolle der Stammspieler zu schaffen.
Ein bisschen. Stand heute ist weiter unklar, welche Position in der Elf des FC Bayern für Tel überhaupt in Frage käme. Als Mittelstürmer sieht Kompany ihn bisher nicht. Eine Doppelspitze gibt es beim FC Bayern nicht.
Auf dem Flügel hat Tel es schwer. Auch die potenziellen Abgänge von Müller, Sané oder Gnabry werden ihm hier nur bedingt helfen. Der FC Bayern wird neue Stars kaufen, wenn die aktuellen abgegeben werden. Dazu rücken mit Bischof, Wanner und Co. stets neue Talente nach, die ebenfalls auf Einsatzzeit drängen. Bischof dürfte zwar in erster Linie etwas defensiver spielen, sicher ist das aber keineswegs.
Es steht also in den Sternen, ob Tel mittelfristig eine relevante Perspektive beim FC Bayern haben wird. Gleichzeitig hat er einen Markt. Dafür hat er in jungen Jahren genug gezeigt. Und Entwicklungsmöglichkeiten. Vielleicht ist das Gras für Mathys Tel woanders wirklich grüner als beim FC Bayern.