Der-Jahn-Blog
·15 March 2025
Mit “Glück” gegen die Fortuna

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·15 March 2025
Ein weiteres Mal begrüßen wir euch zum Vorbericht für den 26. Zweitligaspieltag des SSV Jahn Regensburg. Dieses Mal sind wir zu Gast bei Fortuna Düsseldorf. Nach einem eher mageren 0:0 gegen Paderborn sieht es tabellarisch wie folgt aus: Drei Punkte Rückstand auf Ulm, sieben auf Braunschweig und Münster. Unsere Auswärtsstatistik hat sich in Münster und Kaiserslautern keineswegs verbessert, was wir ja schon im Nachbericht zu Lautern thematisiert hatten. Düsseldorf hat in den letzten fünf Spielen nur fünf Punkte gesammelt und damit vorerst den Anschluss an die Tabellenspitze verloren. Aktuell ist man Neunter. Dass der Jahn gegen Düsseldorf etwas Zählbares mitnimmt, ist nicht unbedingt wahrscheinlich, aber die Hoffnung stirbt zuletzt… (Foto: Gatzka)
Wer steht den jetzt gegen Düsseldorf im Tor? In der Regensburger Pressekonferenz(Ab Min. 5:10) wurde Cheftrainer Andreas Patz explizit gefragt, ob Torhüter Julian Pollersbeck am Samstag oder bis auf Weiteres im Tor stehen würde. Auf ein “Ja” folgte ein “nächsten Samstag”. Diese etwas unklare Aussage bestätigte, was wir auch schon in der Redaktion diskutiert hatten: Die Frage, ob Pollersbeck oder Gebhardt spielt, scheint nicht final geklärt zu sein.
Im Jahnblog gab es für beide Torhüter Befürworter, und auch unter den Fans in Foren und sozialen Medien gibt es keine klare Meinung. Wir wollen uns daher mit den sportlichen Fakten auseinandersetzen und ein Pro/Contra erstellen.
Der in Altötting geborene Pollersbeck spielte sich über die Jugend von Wacker Burghausen (ja, die gibt es noch) zum 1. FC Kaiserslautern. Dort wurde er in jungen Jahren zum Stammtorhüter und wechselte zur Saison 17/18 für ca. 3,5 Millionen Euro zum Hamburger Sportverein. In Hamburg spielte er drei Saisons, stieg in seiner Premierensaison mit dem HSV ab und wurde in der zweiten Liga zum Stammtorhüter. In seiner dritten und letzten Saison in Hamburg und vorerst auch in Deutschland spielte er allerdings nur noch sechs Spiele. Im Folgejahr zog es ihn nach Lyon, wo er erstmals die Möglichkeit hatte, international zu spielen. Doch auch in Frankreich blieb der große Erfolg aus, und nach einer Leihe in Lorient fand Pollersbeck über Magdeburg den Weg ins schöne Regensburg.
Pro
+Julian hat mit seinen mittlerweile 30 Jahren einiges an Erfahrung gesammelt, sowohl positiv als auch negativ. Er kennt von internationaler Klasse bis Abstiegskampf alles, was auch seinen Mitspielern in der aktuellen Phase helfen könnte.
+Er hat gezeigt, dass er Leistung auf den Punkt abrufen kann. Julian feierte ausgerechnet gegen seinen Ex-Club Kaiserslautern, wo er bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen wurde, sein Debüt und machte ein auffällig starkes Spiel. Mit mehreren starken Paraden verhinderte er eine weitere Auswärtsniederlage. Auch gegen Paderborn spielte er gut mit.
+Er spielt unaufgeregt und kommuniziert viel mit seinen Mitspielern. Seine langjährige Erfahrung bringt ihm dabei sehr viel, auch sein ruhiger und überlegter Spielaufbau hilft der Hintermannschaft.
Contra
-Er ist noch nicht lange Teil der Mannschaft, und wenn er an diesem Punkt Gebhardt ersetzt, der seit zwei Jahren Teil dieser größtenteils eingeschworenen Gruppe ist, könnte der ein oder andere ihm das übel nehmen. Allerdings kennen wir die internen Mannschaftsgefüge nicht und würden uns da auch keine Prognose anmaßen.”
-Er hat wenig Spielpraxis. Seit dem Wechsel in die 2. Bundesliga letzte Saison machte er genau zwei Spiele, gegen Lautern und Paderborn. Noch scheint er die fehlende Praxis durch Erfahrung wettzumachen, ob das dauerhaft so weitergeht, ist fraglich.
-In Kombination mit der Spielpraxis zeigt sich Pollersbeck diese Saison auch verletzungsanfällig. Immer wieder fiel er mit kleineren Sachen aus, auch sein Einsatz gegen Kaiserslautern war bis zuletzt fraglich. Ob sein Körper die Belastung bis Saisonende aushalten würde, ist zumindest fraglich.
Felix Gebhardt, geboren 2002 in Lörrach, wechselte bereits früh in die Jugend des FC Basel. Dort durchlief er ab der U15 alle Jugendteams, ehe er sein Debüt im Schweizer Cup gab und zur Saison 2022/23 für ein Jahr an den Halleschen FC in die 3. Liga ausgeliehen wurde. Zu Beginn der letzten Saison gelang es Regensburg, das junge Talent für sich zu gewinnen und in ein völlig neues Team zu integrieren. Und er etablierte sich. Gebhardt wurde zu einem der vielen Aufstiegshelden. Durch viele starke Paraden und sehr gute Leistungen hatte er großen Anteil am Aufstiegswunder Jahn Regensburg. Auch in dieser Saison stand er bis auf die letzten beiden Spiele jedes Mal in der Startelf.
Pro
+Gebhardt ist ein sehr junges Torwarttalent. Er ruft für sein Alter immer wieder starke Leistungen ab und hatte, wie schon erwähnt, großen Anteil an der letzten Saison. Auch dieses Jahr fischte er einige Bälle raus, die nicht alle seiner Ligakonkurrenten gehalten hätten.
+Er ist ein fester Bestandteil dieser Mannschaft. Felix machte in den letzten fast zwei Jahren alles mit: Den Verlust seines Teamkollegen, der die gesamte Mannschaft zusammengeschweißt hat, den Aufstieg, die bis dato katastrophale Saison. Dieser Faktor kann eine sehr große Rolle spielen.
+Er hat ehrlich gesagt nichts zu verlieren. Das junge Torwarttalent kann sich im Falle des Abstiegs höchstwahrscheinlich mehrere Angebote ansehen, und kaum jemand würde ihm einen Wechsel übel nehmen. Sollte es wider Erwarten ein weiteres Wunder geben und der Jahn die Klasse halten, hätte er wahrscheinlich noch mehr Auswahl. Er kann also rein theoretisch ohne Druck und nur für die Jahnelf auflaufen.
Contra
-Nicht zu verleugnen ist auch bei ihm, wie bei vielen anderen, ein Leistungsabfall, der kaum zu übersehen ist. Wo er letztes Jahr noch da war, rutscht ihm dieses Jahr der ein oder andere Ball über den Schlappen oder unten durch. Er kann leider nicht ganz an seine letztjährige Performance anschließen
-Der zweite Punkt schließt an den ersten an: Ein so junger Keeper sollte in seiner Lernkurve steigen, nicht stagnieren oder abfallen. Seine Abwürfe und Abstöße sind, seit er bei uns spielt, eine seiner Schwächen, und das hat sich kaum verbessert. Gebhardt hat noch genug Zeit, aus dieser Phase herauszukommen, der SSV Jahn Regensburg aber nicht.
-Er ist in Teilen sehr emotional, was auf der einen Seite gut ist, ihm aber auf der anderen Seite seine Gelbsperre (nur ein Torhüter hat das bis dato schneller geschafft als er) gegen Kaiserslautern einhandelte und ihn und uns erst in diese Situation brachte. Man sieht ihn auch in vielen Situationen, wie er seine Vorderleute regelrecht zusammenstaucht, was sicher auch nicht immer der beste Weg ist
Ich will an der Stelle eigentlich gar keine klare Tendenz aussprechen. Vor dem Bericht hätte ich gesagt Polle, allein der Erfahrung und den letzten Zwei Spielen wegen. Aber wenn man sich dann nochmal genauer damit befasst sagt die emotionale Seite Gebhardt weil er doch schon ein paar Tage da ist und sicher zu Beginn der Saison schon attraktivere Angebote vorliegen hatte. Gott sei Dank bin ich nur Schreiberling und nicht der Trainer, auf die reine Trainingsleistung hat nur er Einblick. Fest steht eine Entscheidung kann und wird getroffen werden, noch gibt es zumindest keine öffentliche Quengelei und seien wir uns mal ehrlich so ein bisschen Luxusprobleme sind doch auch mal schön.
Wer sich ein wenig mit Fußball auskennt – und das sind mit Sicherheit fast alle von euch – weiß, dass Fortuna deutlich wichtigere Spiele hat als das gegen unsere Jahnelf. So kam es vor wenigen Wochen, genauer gesagt am 23.02.2025, zum Derby gegen den großen Rivalen 1. FC Köln. Das Spiel verlief recht mau und endete 1:1. Doch trotzdem titelten Tage später immer noch Zeitungen vom Spiel. Der Grund? Eine Choreografie der Kölner Ultras. Doch was hat es mit dieser Choreo auf sich? Warum die Empörung? Viel Aufregung um Nichts? Das versuche ich im nächsten Absatz zu klären. Vorab sei gesagt, dass der Absatz meine Sicht der Dinge darstellt und niemandem eine andere aufdrücken will. Jeder sollte sein eigenes Bild der Dinge haben.
Zuerst sollte man sich den Anstoß der Empörung ansehen. Zum Derby gegen unseren nächsten Gegner Düsseldorf zeigte die Kölner Kurve eine groß angelegte Choreo. Zu sehen war eine junge Frau, die von einer comicartigen Figur, die bei genauem Hinsehen große Ähnlichkeiten mit DC-Bösewicht Joker hat, mit einer Hand gewürgt wird. In der anderen Hand trägt der aus etwaigen Filmen bekannte Antiheld ein Messer und richtet dieses an die Kehle der Frau. Unter dem Bild steht: “Glück ist kein Geschenk der Götter”. (Aus urheberrechtlichen Gründen ist ein Bild schwierig, Google spuckt aber schnell etwas aus.) Der Verein spielte dazu die ebenfalls bekannte hysterische Lache des Jokers ab. Die Choreo war dem Verein bekannt, wie später auch Christian Keller bestätigte. Der Joker ist ebenfalls prägendes Gesicht der Kölner Ultra-Gruppierung “Wilde Horde”, was die bildliche Darstellung nochmals erklärt.
Die abgebildete Frau dürfte vor allem den Düsseldorfer Fans und Kennern der griechischen Mythologie bekannt sein. Sie ähnelt der Figur, die die damalige eigene Fanszene einsetzte, um ihre Choreo “Fortuna ist alles” zu präsentieren, in der diese einen Topf voller Glück ausschüttete. Kurz gesagt, sie soll die Schicksalsgöttin Fortuna darstellen, die interessanterweise nicht Namensgeberin des Vereins ist, aber in Fankreisen gerne als Symbol genutzt wird. Obwohl sie Göttin des Schicksals ist, wird sie öfter mit Glück in Verbindung gebracht.
Sieht man das Ganze vor diesem Hintergrund, müsste also klar sein, worauf die Kölner abzielten: Eine Antwort auf die angesprochene Choreo im Hinspiel und eine bildliche Darstellung, wer der Herr im Kölner Stadion ist. Wer sich genauer interessiert, sollte diesen Artikel des Kölner Stadtanzeiger lesen, hier wird noch einmal explizit und sehr viel intensiver auf die Choreo und deren Bedeutung eingegangen.
Leider ist der genannte Artikel ein Einzelfall, denn im Großteil der Medien war von einem “Skandal” zu lesen. “Geschmacklos”, “Grusel-Choreo” hieß es. Und alle Artikel haben eines gemeinsam. Viele große sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Medien beschreiben die Szene ähnlich: Ein Mann drückt einer Frau ein Messer an die Kehle, dazu höhnisches Gelächter. Viele der Zeitungen schrieben noch lange nach dem Spiel von diesem Szenario, wobei einige dann zumindest schon mal Fortuna erkannt hatten. Oft wird natürlich der Quervergleich gezogen: In der aktuellen gesellschaftlichen Situation sei dies inakzeptabel. Innenminister Herbert Reul hielt es für nötig, einen Brandbrief an die Kölner Vorstandschaft zu schreiben, da diese Sache “herunterspielen” würde, und ließ sich schon kurz nach Spielende über die Szene der Kölner aus.
Grundsätzlich sieht diese Choreo auf den ersten Blick bestialisch aus. Und auch auf den zweiten. Wer sich jedoch ein wenig mit der Materie auskennt oder sich in ein paar Minuten Recherche begibt, dem wird schnell klar: Das hat nichts mit Messermännern zu tun, sondern ist ein absichtlich sehr überspitzter Ausdruck einer Fanrivalität. Was in der Hinsicht einfach schade ist, ist die völlige Ablehnung, sich mit dem Gesehenen zumindest kurz auseinanderzusetzen. Ein Bild derart zu verzerren, sei es nun beabsichtigt oder einfach schlechte journalistische Arbeit, ist den Fanszenen gegenüber einfach nicht fair, denn in dieser aktuellen Situation eine derartige Choreo zu “Mann mit Messer bedroht Frau” zu machen, ist der größere Skandal als die Choreo selbst.
Zuletzt bleibt zu sagen, dass am Ende jeder von dieser Choreo halten kann, was er will. Vielleicht hat die Einordnung dem ein oder anderen geholfen.
Damit bleibt nur zu sagen: Viel Glück in Düsseldorf. Wir hoffen wie immer auf das Beste.