Der-Jahn-Blog
·3 March 2025
Nichts zu holen am Betze

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·3 March 2025
Die 12. Auswärtsniederlage in Kaiserslautern war fast schon einkalkuliert. Am Ende ist sie aber trotzdem schmerzhaft, doch dazu später mehr. Nach dem 0:3 auf dem Betzenberg sind wir immer noch Tabellenletzter. Vier Siege, drei Unentschieden, 17 Niederlagen, Tordifferenz: 14:53. Das direkte Duell zwischen Ulm und Braunschweig endete 1:1. Somit sind es zehn Spiele vor Schluss vier Punkte auf die Spatzen und sieben auf Braunschweig. In Kaiserslautern wurde einmal mehr klar, dass wir in der Redaktion unsere Planung auf Vorberichte gegen Verl, die Zweitvertretung von sonst wem, aber vielleicht auch Sechzig oder Aachen legen sollten. Doch heute wollen wir auf den Samstag zurückblicken.
Markus Anfang startet mit drei Veränderungen ins Spiel gegen unsere Jahnelf. Gyamerah, Yokota und Ex-Jahnspieler Wekesser weichen Kleinhansl, Zimmer und Hanslik. Die Jahnelf muss gelbgesperrt auf Keeper Gebhardt verzichten, für ihn steht Pollersbeck im Tor. Geipl kann nach seiner Verletzung wieder spielen und startet gleich, Winterneuzugang Frederic Ananou startet ebenfalls. Für den in den letzten Wochen nicht immer ganz auf der Höhe agierenden Rasim Bulic rutscht Robin Ziegele in die Startelf.
Schon nach drei Minuten die erste Chance für die Roten Teufel. Nach Ballverlust kurz hinter der Mittellinie, einhergehend mit schlechtem Stellungsspiel, ist Marlon Ritter im 1-gegen-1 gegen Breunig sehenswert der Sieger und läuft frei aufs Tor zu. Den Abschluss kann Pollersbeck gerade so parieren, die erste von einigen starken Paraden des Ex-FCK-Spielers.
In der elften Minute dann die Chance für die Jahnelf. Nach starker Eröffnung bekommt Hottmann den Ball rechtsaußen und bringt ihn gut rein. Elvedi klärt ein wenig unbeholfen vor Adamyan. Der Ball fällt dem komplett freistehenden Pröger vor die Füße, und der erwischt ihn nicht richtig. Der halblasche Ball kann geblockt werden. Ja, sowas passiert halt auch, wenn du da hinten drin stehst.
Zehn Minuten später die nächste Chance für die Regensburger. Hein geht früh auf den Ball, holt ihn sich stark, legt ab zu Adamyan, und der macht das, was ein guter Stürmer macht. Er sieht, dass Keeper Krahl rausgelaufen ist, und zieht aus knapp 30 Metern einfach ab. Wie schon Pröger zuvor hat er leider Pech, und der Ball geht knapp rechts am Tor vorbei.
Wir schreiben die mittlerweile 26. Spielminute. Kaloc hat Platz auf der linken Außenbahn, lässt Kühlwetter aussteigen, Ziegele kann auch nichts mehr machen und schließt ab. Auch hier steht Pollersbeck gut und kann abwehren.
Nur drei Minuten später bekommt Ache am Sechzehner den Ball zugespielt, man lässt ihn sich ganz in Ruhe umdrehen und abschließen. Wieder ist es Pollersbeck, der mit einer schnellen, sauberen Parade den Kasten weiterhin sauber hält.
Kurz vor dem Halbzeitpfiff kommt Hanslik nah am Tor relativ freistehend zum Kopfball und bringt ihn stark aufs Tor und, ich wiederhole mich, Pollersbeck holt ihn gut raus.
Somit geht es mit einem 0:0 in die Pause. Die etwas offensivere Jahnelf kommt zwar zu Abschlüssen, und mit ein bisschen Glück hätte da auch einer drin sein können, hinten geht das aber teilweise zu einfach, und Ersatzmann Julian Pollersbeck rettet uns mehr oder weniger in die Kabine. Kurz vor der Pause muss auch noch Kai Pröger raus, dem man immer wieder ansieht, dass es ihm guttut, wenn er den Rücken frei hat und sich auf die Offensive konzentrieren kann. Suhonen kommt rein.
Zwei Minuten nach Wiederanpfiff kommt das eigentlich Unvermeidbare. 1:0 für Lautern. Ragnar Ache bekommt den Ball an der Kante des Sechzehners zugespielt, kann ablegen, Ritter inmitten von fünf (!) Regensburgern chippt den Ball auf außen, die Seite ist natürlich frei, und Kleinhansl bringt die Flanke an die rechte Ecke des Fünfmeterraums. Dort steht Ache, der keine zehn Sekunden vorher den Ball am Fuß hatte und sich dann in Breunigs Rücken freilief, und köpft ihn ein. Die Jahnelf stand unsortiert, und der FCK nutzt das eiskalt aus.
In der 51. Spielminute ein Tor, das man erst mal bekommen muss. Bauer schlägt einen langen Freistoß in Richtung Regensburger Sechzehner. Kühlwetter verschätzt sich in wirklich allerfeinster Kreisligamanier und segelt unter dem Ball durch, der direkt dahinter stehende Ziegele wirkt überrascht und macht gleich gar nichts. Somit kommt Marlon Ritter zur Überraschung aller Beteiligten an den Ball, läuft ein paar Meter und schiebt ein. 0:2.
Die Regensburger wirken, wie schon oft diese Saison nach einem Rückstand, als hätten sie es schon aufgegeben.
Doch in der 59. Minute noch mal ein Angriff. Adamyan setzt sich stark durch und spielt Hottmann einen Laufpass an. Auch der macht das gut und läuft und läuft und läuft – ins Aus. Er hatte sich den Ball ein wenig zu weit am Keeper vorbeigelegt, der Winkel wurde zu spitz, und der Abschluss dann abgegrätscht. War allerdings eh fragwürdig, ob der überhaupt aufs Tor gegangen wäre. Trotzdem sind Adamyan und Hottmann nach Pollersbeck die auffälligsten Charaktere auf dem Platz. Vor allem Hottmann scheint sich und die Mannschaft noch nicht aufgegeben zu haben.
In den folgenden Minuten werden die Lautrer recht passiv, was unserer Jahnelf mehr Spielanteile gewährt. Allerdings kommt nicht viel Nennenswertes dabei rum.
20 Minuten vor Schluss dann das 3:0. Ache am Ball. Hat zu viel Platz und zimmert ihn mit über 100 km/h in die rechte untere Ecke.
Bis Spielende dann ein ähnliches Bild wie vor dem 0:3. Der Jahn wird eingeladen zu spielen und bemüht sich auch. Viel passiert allerdings nicht, und so endet das Spiel völlig verdient zugunsten der Roten Teufel.
Wie schon im Nachbericht gegen Fürth möchte ich euch an meinem Auswärtserlebnis teilhaben lassen. Das war mein erstes Auswärtsspiel in Kaiserslautern. Die Fahrt in die Pfalz gestaltet sich recht angenehm, daher war ich rechtzeitig in Lautern auf dem als Gästeparkplatz ausgewiesenen “Messeplatz”. Der Messeplatz ist, ähnlich dem Dultplatz, ein sehr großer Parkplatz, der aufgrund von Platzmangel am Stadion als beste Variante für Gästefans angeboten wird. Wenn man die unzähligen Flaschen und verschiedensten Arten von Müll ignoriert, geht das auch in Ordnung. Der Fußweg zum Stadion beläuft sich auf knapp 20 Minuten, allerdings bergauf. Alternativ gibt es auch Shuttlebusse, von denen ich aber keinen gesehen habe.
Das auf dem Betzenberg thronende Stadion sieht schon aus der Ferne beeindruckend aus. Wenn man vorm Eingang steht, sieht man dann, dass es doch schon ein wenig in die Jahre gekommen ist, was dem Eindruck, den man hat, allerdings überhaupt nicht schadet. Über dem Eingang prangt das Logo der WM 2006, das Stadion war einer der Austragungsorte, leicht vergilbt, aber es erinnert an alte Zeiten. Der Kiosk ist direkt unter der Kurve, die Toiletten auch, was einem ein bisschen das Gefühl gibt, in einem Bunker zu stehen, das macht was mit einem, muss ich zugeben. Dann kommt man in den Gästebereich, und der erste Blick fällt sofort auf die imposante Westkurve, bis unters Dach gefüllt mit rot-weißen Schals und Trikots. Das sieht unglaublich beeindruckend aus. Generell hat der Innenbereich was, die West- und Südkurve sind ein gemeinsamer Bereich, während die Nordtribüne, die sogenannte “Norbert-Thines-Tribüne”, einzeln steht. Das gesamte Stadion strahlt Emotion aus, der geneigte Fan würde sagen: “Dat is noch Fußball.”
Insgesamt sind knapp 300 Regensburger mitgereist, die vor allem eines vorhatten: stickern. Markant wurde im Eingangsbereich eine große Tür regelrecht tapeziert. (Foto: Joshua)
Die Laune und auch die Stimmung bei uns war, wenn man das Spiel und den Tabellenverlauf beachtet, gut. Auch nach dem 0:3 waren noch alle gut drauf. Die Mannschaft lief noch Richtung Kurve, drehte aber relativ schnell wieder ab, nachdem klar wurde, dass man ihr keine Beachtung schenkt. Ein Highlight war dann noch der Flitzer in der 60. Minute, der wie Ragnar Ache relativ lange seine Runden drehen konnte.
Die Stimmung im nicht ganz ausverkauften Fritz-Walter-Stadion war teilweise phänomenal. Ich hatte immer wieder Gänsehaut. Die Bauart des Stadions und der Fakt, dass auch ein Großteil der restlichen Stadiongänger mitmacht, machen das Ganze zu einer mehr als beeindruckenden Atmosphäre.
Alles in allem war das Erlebnis die Fahrt allemal wert und ist eine absolute Empfehlung.
Da ich Gefahr laufe zu überziehen und einen Teil der Leserschaft zu verlieren, möchte ich abschließend noch ein paar kurze Worte zur Gesamtsituation verlieren.
Wir haben mal wieder verloren. In Anbetracht der Tabellensituation war das erwartbar, wenn man die Anfangsminuten und den Einbruch in der zweiten Hälfte sieht, aber vielleicht auch vermeidbar. Es ist oftmals eine Aneinanderreihung von Fehlern, Momenten oder Situationen, die man am Samstag nicht zum ersten Mal gesehen hat, sondern schon zum fünften, siebten, zehnten Mal. Ich meine, mich schon im Nachbericht gegen Fürth darüber empört zu haben, dass ein eigentlich gedeckter Gegenspieler wenige Sekunden später lattenfrei am eigenen Fünfmeterraum auftaucht. Gut, Kühlwetter und Ziegele verschätzen sich vielleicht in ihrer gesamten Karriere, wenn es hochkommt, fünfmal so, aber genau in dieser Lage und Situation?
Es passieren immer wieder die gleichen Dinge und es ändert sich gefühlt nur wenig, zwischenzeitliche Hochs werden von massiven Tiefs überschattet und man fragt sich jedes mal “Wie zur Hölle können die einmal so spielen und beim andernmal so”.
Der Gang zur Arbeit wird von Montag zu Montag schwerer, von anfänglichem “Mei, des werd scho no” über “Du bist ja selbst schuld, was gehst ‘n da überhaupt hin” zu mittlerweile wirklich mitleidigen Blicken. Ich will gewissen Leuten schon gar nicht mehr begegnen. Diese Saison macht vieles kaputt, wenn man nicht aufpasst, manches wahrscheinlich irreparabel. Eigentlich können wir froh sein, dass der Jahn nicht das allergrößte Medieninteresse genießt. Man stelle sich vor, Nürnberg, Schalke oder der HSV würden sich in der Situation befinden. Ganz Fußball-Deutschland lacht über die Hertha, die zur Halbzeit gegen Elversberg 4:0 hinten liegt. Dennoch ist es ein schmerzerfüllendes Schauspiel, was sich gerade jedes Wochenende vor meinen Augen abspielt. Mir egal, ob wir gegen Vilzing oder den VfB Stuttgart spielen, aber das muss bitte ein Ende haben. Wir haben noch 10 Spiele, bitte lasst uns einfach versuchen, erhobenen Hauptes den Weg in Liga drei zu gehen und sich nicht noch komplett als “Schießbude des Jahrhunderts” in die Geschichtsbücher der 2.Bundesliga einzutragen.
Nächste Woche geht es im heimischen Jahnstadion gegen Paderborn, wieder einen Aufstiegskandidaten. Alle hin da, es hilft doch sowieso nix.