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Miasanrot
·18 February 2025
Puh! Mit mehr Glück als Verstand: FC Bayern stottert sich ins Achtelfinale
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Miasanrot
·18 February 2025
Mit einigem Dusel entkommt der FC Bayern gegen Celtic der Verlängerung und dem Ausscheiden aus der UEFA Champions League. Unsere Analyse.
Mit einem 2:1-Auswärtssieg im Rücken rotierte Vincent Kompany auf vier Positionen durch: Die zuletzt schwachen Guerreiro und Gnabry kehrten in die Mannschaft zurück, in der nun auch Stanisić und Goretzka sich wiederfanden. Kane konnte nach Verletzungssorgen immerhin starten.
In den ersten Viertelstunde präsentierte sich der FC Bayern mit einigem Engagement, Spielfluss und Pepp. So viel, dass der darauf folgende Einbruch dem Münchener Publikum den Atem stockte. Mit simplen Mitteln kam Celtic in kurzer Abfolge zu vier (!) guten Chancen, einmal musste Guerreiro gar auf der Linie retten.
Ab Minute 25 stabilisierte sich der FC Bayern auf mittelprächtigem Niveau, die Flut an Celtic-Chancen war aber ersteinmal aufgehalten. Kurz vor dem Seitenwechsel setzte Kane einen Kopfball an die Latte.
Es sollte seine letzte Aktion gewesen sein, die Verletzung von vor dem Spiel ließ ihn nicht weitermachen, Coman kam. Das Spiel plätscherte 18 weitere Minuten vor sich hin, bis ein weiterer Bock in der Defensive Celtic die verdiente Führung bescherte. Stanisić verplemperte den Ball und Kim ging ohne Not zu Boden zur Grätsche, der frühere Bayern-II-Spieler Kühn bedankte sich und traf zum 0:1 (63.).
Der Knall war da, die Verlängerung drohte – wachten die Bayern jetzt endlich auf? Naja. Zielstrebiger wurde es mit Davies und Sané immerhin. Letzterer und Goretzka vergaben gute Möglichkeiten, reich an Ideen wirkte der Bayernvortrag aber weiter nicht.
Als alles nach Verlängerung aussah, zirkelte Olise eine Flanke auf Michael Bal-, pardon, Leon Goretzka, der Schmeichel anköpfte und Davies ermöglichte, den Ball über die Linie zu stottern. Puh, doch keine Verlängerung! Bayern zog sehr knapp mit 3:2 nach beiden Spielen ins Achtelfinale ein.
Wir mögen zwar erst Februar haben, aber eben schon das elfte Spiel der Rückrunde und man muss den Bayern einen klaren Leistungsabfall attestieren. Einmal mehr stimmt zwar das Endergebnis – nur gegen Feyenoord passte gar nichts – aber man wartet in gewisser Weise auch auf den Einbruch in diesem Bereich.
Die offensive Ideenlosigkeit ist erschreckend, immer wieder lautet das einzige Rezept “Flanke auf Kane”, die Defensive nicht mehr ein Bollwerk. Upamecano zweikämpft zwar alles weg, hatte heute aber Probleme mit dem Aufbau.
Kim schoss zum wiederholten Male in einem K.o.-Spiel einen Bock mit einer völlig überhasteten Grätsche, als er selbst noch Vorsprung hatte und die Hoffnung, dass mit Stanisić ein Rekonvaleszent alles stabilisiert, verflüchtigt sich. Verblüffenderweise war er offensiv gefährlicher als defensiv. Guerreiro zeigte sich minimal formverbessert, die wahre Verstärkung auf links kam aber erst mit Davies. Der Portugiese dürfte die längste Zeit einen Stammplatz gehabt haben.
In der Liga ist man um acht Punkte enteilt, Bayer Leverkusen ist allerdings in weit besserer Form. Das ist auch deshalb relevant, weil Liga und Königsklasse sich mit 50 prozentiger Wahrscheinlichkeit vermischen – im Achtelfinale droht die Wiederholung des Spiels vom Samstag. Aber egal ob Leverkusen oder Atlético: Mit Bayerns Einbruch ist zu rechnen. Oder überrascht Kompanys Truppe doch noch und wir haben die Talfahrt endlich hinter uns gebracht? Die Antwort fällt sehr bald.
Heute war man keine ganze Minute Nachspielzeit davon entfernt, eine Verlängerung aufgezwungen zu bekommen. Von einem Gegner, der auch heute einmal mehr bewies, mehr Herz als Können zu besitzen. Am Ende hat Davies goldenes Ausgleichstor sich ja durchaus angekündigt, Celtic kassierte selbst gegen diese ideenlosen Bayern nach ihrer eigenen Führung eine handvoll klarer Torchancen, am Ende schlug Bayern den Außenseiter bei Expected Goals 2,29 – 1,09.
Dass Celtic die Bayern am Rande der Verlängerung und mehr noch, der Niederlage hatte, unterstreicht umso mehr Bayerns miserable Leistung. Es war ja nicht das große Feuerwerk – taktisch wie spielerisch – welches Celtic abfeuerte, trotzdem reicht es für den FC Bayern aktuell. Beinahe zumindest.
Einmal mehr durfte sich Serge Gnabry von Beginn an versuchen. Ein durchaus cleverer Schachzug, schließlich wäre ein Gnabry in Form eine echte Waffe und man hatte das kleine Sicherheitsnetz des Auswärtssiegs. Wenn Gnabry sich noch in Form schießen sollte, dann am heutigen Abend.
Einmal mehr waren die Hoffnungen in ihm groß. Einmal mehr enttäuschte er diese auf ganzer Linie. Nur ein schlechter Abschluss, keine Dribblings, kein Speed, keine Gefahr. Gnabry ist das Paradebeispiel der zu senkenden Personalkosten, bringt aktuell einfach gar keinen Mehrwert auf dem Platz. Seine Leistung heute war Werbung allerhöchstens noch gegen die Bochums, Heidenheims und Dortmunds der Liga Spielminuten zu bekommen.