feverpitch.de
·3 February 2025
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Gedanken wider Meschke und Mislintat: Kolumnist Christian Prechtl und seine Meinung zum Gebaren im Ländle
Lebte der große Uwe Seeler noch, er müsste sich wohl Sorgen um unseren phantastischen Autobauer und VfB-Stuttgart-Weltmarkenbündnisinvestor Porsche machen. Nach Steuern haben die Schwaben, die zu Wolfsburg gehören und womöglich steuerfrei aus dem austrischen Giselakai (Hausnummer 37, wer‘s genau braucht) gelenkt werden, im vergangenen Berichtsjahr doch glatt nur geradezu lächerliche 2,5 Milliarden Euro verdient.
Im Vorjahr waren es noch satte 3,8 Milliarden gewesen, und ein solcher Gewinneinbruch ist ja nun wirklich kaum in Worte zu fassen. Kein Wunder, da musste jetzt durchgegriffen werden: weg mit Finanzchef Lutz Meschke, weg mit Vertriebschef Detlev von Platen.
Dass VfB-Aufsichtsrat und Mega-Ego Meschke allein wegen dieser Zahlen entsorgt werden soll, darf freilich an dieser Stelle zumindest ganz leise bezweifelt werden. Allzu schlecht hatte er sich benommen im Kampf um Macht und Einfluss beim VfB Stuttgart, allzu eklatant und finanziell fragwürdig hatte er die Eingemeindung des seinem Kumpel gehörenden Beratungsunternehmens MHP betrieben, und dann waren und sind da ja auch noch die sich gegen solche Deals geradezu wie ein Nasenwasser ausnehmenden Immobiliengeschäfte in Kitzbühel, die regelmäßig unangenehme Hintergrundgeräusche verursachten.
Für den ehemaligen VfB-Presidente Claus Vogt war es da wohl einfach nur Pech, dass er nach dem schlimmen Mercedesmann Winfried „Palpatine“ Porth mit Meschke gleich den nächsten Generalunsympathen zum Endgegner bekam, nebst Schlammwerfens via Boulevard und sehr vieler sehr unschöner Hintenrumaktionen, die derartige Burschen nun mal betreiben. Einfach, weil sie es können. Ob er da eine späte Genugtuung verspürt, der Ex-Presidente? Verdenken könnte ich es ihm nicht.
Ein anderer, in Stuttgart ebenfalls wohlbekannter Mega-Egomane steht angeblich schon seit Wochen kurz vor dem Rausschmiss bei Borussia Dortmund, dem Klub, bei dem er sich während seines früheren Wirkens dort den Spitznamen „Diamantenauge“ herbeitransferieren konnte. Aus dem Diamantenauge ist mittlerweile der Schreckliche Sven geworden, ganz frei nach Halvar von Flakes, des Wickyvaters, Gegenspieler, gleich diesem Sven Mislintat eine Spur der Verwüstung hinter sich herzieht, die mittlerweile von Stuttgart über Amsterdam bis nach London und wieder zurück nach Dortmund reicht. Überall hintertrieben, überall im Mittelpunkt, überall alles besser gewusst als der Trainer. Beim FC Arsenal mag auch ein bisschen Pech dabei gewesen sein, hier gilt der benefit of the doubt. Aber dass er es geschafft hat, heil aus Amsterdam rauszukommen, das muss schon als Leistung angesehen werden bei der Wut, die sie dort auf ihn hatten.
Denselben Mislintat nach Dortmund zurückzuholen, dem einst Thomas Tuchel untersagt hatte, das Trainingsgelände auch nur zu betreten, das darf freilich keinesfalls als Leistung angesehen werden. Sondern als das genaue Gegenteil. Eine Dummheit, die umso unverständlicher wirkt, als ja nun gefühlt sieben Chefs und ein externer Berater beim BVB solche Entscheidungen treffen. Womöglich sind’s einfach zu viele Köche. Und zu wenig Spitzenköche.
Und so steht die Mislintat-Verpflichtung in würdiger Nachfolge der komplett irren Entscheidung seinerzeit, mit Thomas Tuchel den letzten richtig guten Trainer zu feuern. Den Trainer, unter dem Borussia Dortmund mehr Punkte geholt hat als unter jedem anderen Trainer. Heute lassen sie vom Schrecklichen Sven die besten Schwaben in personam Guirassy und Anton holen, Verträge hatte er ja sicher noch auf dem Laptop – und es wird erst nix. Profis halt. Umso schöner die Schadenfreude, wenn wir sie jedes Jahr wieder aufs Neue demütigen, wir Schwaben.