Zurück zu alten Stärken: War das „mein Hannover 96“? | OneFootball

Zurück zu alten Stärken: War das „mein Hannover 96“? | OneFootball

Icon: 96Freunde.de

96Freunde.de

·17 September 2024

Zurück zu alten Stärken: War das „mein Hannover 96“?

Article image:Zurück zu alten Stärken: War das „mein Hannover 96“?

Nach dem Abpfiff konnte man sich im Niedersachsenstadion beruhigt auf die Schultern klopfen und sagen, dass Kaiserslautern der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt war. Eine Aufbauhilfe, an der Hannover 96 wachsen und sich ertüchtigen konnte, mental wie auch spielerisch. Und das zu einer Phase, in der das Umfeld bereits wieder unruhig wurde. Mit diesem positiven Erlebnis aus der Länderspielpause kommend, sollte die Mannschaft nun endlich ihre Glaubwürdigkeit unter Beweis gestellt haben.

Aber es werden nicht nur die drei Punkte gegen einen Angstgegner gewesen sein, die Coach Stefan Leitl und das Team von Hannover 96 am Ende derart befreit jubeln ließen. Es war wohl auch die Tatsache, mit diesem Erfolgserlebnis in den richtigen Flow gekommen zu sein. Eine interne Energie freigesetzt zu haben, die für die nächsten Wochen ganz wichtig sein könnte. Doch zunächst zeichnete sich das Spiel durch eine große mentale Achterbahnfahrt aus. Wo auch immer diese „Ups and Downs“ herkommen mögen, Hannover 96 traf an diesem Nachmittag doch noch die besseren Entscheidungen und fand die besseren Lösungen, um willensstark das Momentum auf die eigene Seite zu ziehen. Dem Schub, den unsere Roten an einigen Punkten in der Partie nochmal neu zündete, hatte das kompakte 4-5-1 der Pfälzer nichts entgegenzusetzen. Hannover 96 wollte den Heimsieg – und holte ihn sich auch.

Das neu geschaffene Sturmduo Tresoldi/ Ngankam stellte die Abwehr der Gäste von Anfang an immer wieder vor Aufgaben und schuf dadurch wichtige Löcher für die nachrückenden Kollegen. Schon nach wenigen Sekunden hatte JN7 die tausendprozentige Chance auf dem Fuß und brachte das gut besetzte Stadion in Wallung. Doch schon fünf Minuten später machte es ein weiterer Neuzugang, Hunyung Lee, besser und mogelte den Ball unter dem bockstarken Gästekeeper Krahl ins Netz. Die dritte 1:0-Führung im dritten Heimspiel! In der Folge stürmte Hannover 96 sehr facettenreich weiter an und man rieb sich die Augen vor positiver Überraschung. War dies noch „mein Hannover“, das gewohnt holprig in die Saison gestartet war und bis dato mit Torgefahr gegeizt hatte?


OneFootball Videos


Ist das noch „mein Hannover“?

Doch genau dieses „mein Hannover“ war Anfang des zweiten Durchgangs zurück und kredenzte das 1:1 durch große Nachlässigkeit im Spielaufbau. In der folgenden Verkettung gab es erst einen Freistoß und dann einen Eckball für die bis dato in dieser Saison standardstärkste Mannschaft der Liga. Am Ende war es Ragnar Ache, der diesen kleinen Fehler mit maximaler Effizienz bestrafte. Genau das war einer der kleinen Momente, vor denen Stefan Leitl gewarnt hatte, die im Spiel entscheidend sein würden. Hier war 96 nicht an dem vom Trainer geforderten Peak.

Article image:Zurück zu alten Stärken: War das „mein Hannover 96“?

Beim Ausgleichstreffer ließ das Team von Hannover 96 die taktischen Weisungen schweifen.

Keine 20 Minuten später hatte 96 jedoch die Krone gerichtet, sich kurz geschüttelt und wieder auf Attacke geschaltet. Mit Andy Voglsammer und Howie Nielsen wurde kurz vorher nochmal extra Mentalität eingewechselt, um in Minute 73 ein Spiegelbild des kurzzeitigen Ausgleichs zu zelebrieren: Nach einem geilen Wdowik-Freistoß klärte FCK-Keeper Krahl zur Ecke. Auch diese trat unser polnischer Neuzugang, der Ball wurde verlängert und am 2. Pfosten nickte Max Christiansen mithilfe eines Lauterers zum umjubelten 2:1 ein. Bäm, auch Hannover kann (wieder) Standards! Es war Christiansens zweites Tor in der 2. Liga – doch wie es das Geschichtsbuch so wollte, erneut gegen Kaiserslautern! Vor 9 Jahren, mit zarten 18 Lenzen, hatte unser Mittelfeldmann (damals noch in Ingolstadt) gegen die Pfälzer getroffen. Mit der erneuten Führung stieg unsere Siegwahrscheinlichkeit schlagartig von knapp 30% auf über 80%! Es fehlte nur noch der finale Deckel…

Taddel Momuluh macht den Deckel drauf

Den besorgte Publikumsliebling Taddel Momuluh nach abgezockter Vorarbeit von Harvard Nielsen, der sich durch zwei Rote Teufel durch tankte und den instinktiv einlaufenden Momuluh in der Mitte bediente. Zwei Joker machten also alles klar. Das Tor lieferte auch den optischen Moment des Spiels: Der kurz zuvor ausgewechselte Jessic Ngankam stürmte nach dem Treffer von der Bank auf Co-Trainer André Mijatovic zu, nahm ihn überschwänglich und dankbar in den Arm, und feierte komplett ab. Ein Sinnbild für das Feuer, dass in dieser Mannschaft steckt. Man bedenke, Jessic ist „nur“ Leihspieler und wurde kurz vorher ausgewechselt. Sein Wechselpartner Harvard Nielsen legt dieses Dribbling hin und der Junge reißt vor Freude die Auswechselbank ab!

Auch das starke Heimdebüt von Batik Wdowik soll nicht unerwähnt bleiben: Seine belebende Leistung machte ihn zum zweitstärksten Spieler, knapp hinter Max Christiansen. Ich persönlich fühlte mich sofort wesentlich entspannter, weil ein echter Linksfuß und Schienen-Experte für Sicherheit auf links sorgte. 73 Ballkontakte, 83% Passquote, vier von neun angekommene Flanken, drei wichtige Pässe, fünf von neun gewonnene Bodenduelle, 100% erfolgreiche Dribblings, drei Schüsse aufs Tor und sechs schusserzeugende Aktionen. Aber das Wichtigste: mit seinem Alarm auf der linken Seite verschaffte er Sei Muroya auf der anderen Seite endlich mal wieder die entsprechenden Freiheiten. Eine Zange, wie eine alte Bekannte, die jedes Bollwerk knackt!

Auch durch die Mitte war Hannover stark: Marcel Halstenberg: sechs von zehn erfolgreichen langen Bälle, 3/5 Bodenzweikämpfe gewonnen, 4 von 6 Luftzweikämpfe gewonnen, 76% Passquote. Max Christiansen: 84% Passquote, 2/2 lange Bälle, 1 wichtiger Pass, 4/6 Luft, jeweils 3 abgefangene Bälle und Tackles. Enzo Leopold: wie immer eine Maschine.

Am Ende entstand ein Video aus dem Kreis der Mannschaft und wie sie freudestrahlend über das Spielfeld schlenderte. Von allen fiel sichtlich eine persönliche Last ab, Stefan Leitl herzte seine Schützlinge wie seine eigenen Sprösslinge. Taddel Momuluh freute sich immer noch riesig über seinen Treffer und das Ergreifen seiner gebotenen Chance. Jessic Ngankam sprang voller Freude immer noch seine Mitspieler und Trainer an. Es ist der beste Saisonstart seit 25 Jahren, 10 Punkte aus 5 Spielen. Freitag geht es nach Paderborn, danach kommt Nürnberg zu uns. Beides machbare Gegner, wenn wir wieder so viel Feuer reinwerfen!

View publisher imprint