Nur die Raute
·3 de mayo de 2025
Acht Jahre 2. Liga? Nicht, wenn der HSV diese 5 Dinge durchzieht!

Nur die Raute
·3 de mayo de 2025
Nur ein Punkt aus den letzten drei Ligaspielen – eine eigentlich komfortable Tabellensituation ist zwar noch nicht verspielt, aber so sehr ins Wanken geraten, dass die Stirnfalten der HSV-Fans tiefer sind als die Abwehrketten vieler Zweitligisten.
Unter anderem auf diese fünf Dinge wird es für die Rothosen im Saisonendspurt ankommen, um den Aufstieg trotz aller aktuellen Widrigkeiten ins Ziel zu bringen:
Acht Gegentore in den letzten drei Spielen – ein Schnitt von fast drei pro Partie. In den elf Spielen unter Merlin Polzin davor waren es insgesamt nur neun Gegentore, knapp 0,8 pro Spiel.
Rund 1,70 xG wurden in diesen drei Spielen zugelassen – auch das liegt über dem bisherigen Saisonschnitt von 1,40 xG. Die Rückkehr von Miro Muheim sowie eine mögliche Aufstellung von Silvan Hefti als defensivstärkeren Rechtsverteidiger im Vergleich zu William Mikelbrencis könnten erste Bausteine zur Stabilisierung sein.
Zudem wird es wichtig sein, individuelle Fehler abzustellen. Keiner der HSV-Abwehrspieler strahlt derzeit Souveränität aus – ein Zustand, der in dieser Saison bereits ganz anders aussah. Auch die Vordermänner müssen wieder mehr tun, damit das Pressing des HSV effektiver greift und der Druck auf die Abwehr abnimmt. Zuletzt gab es immer wieder Spieler, die die nötigen Wege nicht mitgingen, wodurch Pressingversuche häufig ins Leere liefen.
Gerade mal acht Abschlüsse verzeichneten die beiden Top-Torjäger Robert Glatzel und Davie Selke zusammen in den letzten drei Spielen. Selke traf zwar dreimal, allerdings zweimal in der Schlussphase gegen Braunschweig und einmal per Elfmeter. Beide scheinen aktuell wenig Bindung zum Spiel des HSV zu haben.
Gegen Schalke verzichtete Trainer Polzin sogar auf beide Mittelstürmer – mit der Begründung, dass Ransford Königsdörffer besser für das Spiel gegen die Königsblauen geeignet sei.
Trotzdem sollte außer Frage stehen, dass man zwei Mittelstürmer dieser Qualität in den Fokus der Angriffe rücken muss. Gelingt es, sie wieder häufiger in Abschlusspositionen zu bringen, wird man von ihrer Klasse profitieren. Auch ihre Kopfballstärke beim Verteidigen gegnerischer Standards ist nicht zu unterschätzen.
(Foto: Getty Images)
Sieben Spieler könnten in den verbleibenden drei Partien noch durch eine Gelbsperre ausfallen: Sebastian Schonlau, Silvan Hefti, Dennis Hadzikadunic, Immanuel Pherai, Lukasz Poreba und Ransford Königsdörffer stehen bei vier Verwarnungen – Daniel Elfadli sogar bei neun.
Einzelne Ausfälle, mit Ausnahme von Elfadli, wären vielleicht noch zu verkraften. Doch wenn mehrere Akteure gleichzeitig fehlen, insbesondere in der Abwehr, wären größere Umbauarbeiten nötig – und die könnten im Endspurt entscheidende Punkte kosten.
Also: Diskussionen mit dem Schiedsrichter vermeiden, sich nicht auf Provokationen einlassen und nur unvermeidbare taktische Fouls begehen.
Das Angriffsspiel der Hanseaten ist nicht nur unter Steffen Baumgart, sondern auch unter Merlin Polzin stark auf die Flügel und Halbräume ausgelegt. Dennoch sollte man sich wieder häufiger trauen, direkt durchs Zentrum zu kombinieren – auch wenn dort die Räume bei vielen Zweitligisten sehr eng sind.
Die Gefahr besteht, zu ausrechenbar zu werden, wenn die Außenbahnen zugestellt sind. Nur 22 Prozent aller HSV-Angriffe laufen aktuell durchs Zentrum – der niedrigste Wert ligaweit.
Zudem kommt erschwerend hinzu, dass Adam Karabec seiner Form seit längerem hinterherläuft und Immanuel Pherai verletzungsbedingt keinen Rhythmus aufbauen konnte. Trotzdem könnten Pherais oder Königsdörffers Dynamik wieder für mehr zentrale Durchbrüche und Tiefe sorgen. Das wiederum würde auch Ausnahmespieler Jean-Luc Dompé mehr Platz verschaffen – und das kann dem HSV nur recht sein.
Man kann noch so viel über Taktik, Technik und Spielideen sprechen – letztlich ist es vor allem die psychische Komponente, die die Mannschaften der letzten Jahre hat scheitern lassen.
Es ist zwar nicht messbar, aber auf dem Platz klar zu erkennen, wie schwer die Aufgabe „Aufstieg“ auf den Schultern der Spieler lastet. Plötzlich funktionieren selbst einfachste Dinge nicht mehr – obwohl man weiß, dass sie normalerweise kein Problem wären.
Der HSV braucht wieder mehr Selbstverständlichkeit in den eigenen Aktionen. Jetzt sind Spieler wie Davie Selke, Ludovit Reis oder Daniel Elfadli gefragt, dieses Selbstvertrauen auf dem Platz vorzuleben.
Wenn man diese Leichtigkeit zurückgewinnt, ist die Spielanlage gut genug, um gegen die drei letzten Gegner der Saison zu bestehen.
Jan Schultz (Taktik-Experte und Autor beim Rautenball-Blog)