Bitte stärkt Urbig! | OneFootball

Nach seinem Fehler gegen Union Berlin bekommt Bayern-Torwart Jonas Urbig Rückendeckung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. „Wenn wir uns wünschen, dass junge Spieler auch mal Fehler machen dürfen, müssen wir auch fair damit umgehen und dann nicht in jeder Sendung so extrem auf dem Jungen rumhacken“, forderte der Nationaltrainer.

Nagelsmann hat damit teilweise recht, aber auch nicht ganz. Natürlich müssen junge Spieler Fehler machen dürfen, aber es ist ebenso die Aufgabe von Journalisten und Experten, diese Fehler zu analysieren und einzuordnen. Der Stil macht den Unterschied. Urbig verschuldete den Ausgleichstreffer mit einem klaren Torhüterfehler. Ihn jetzt aber als Alleinschuldigen für das Unentschieden oder gar als Mitverantwortlichen für einen möglicherweise wieder spannenden Meisterschaftskampf darzustellen, geht zu weit.

Bayern München sollte in der Lage sein, auch mit einem Gegentor bei einem Abstiegskandidaten zu gewinnen. Die gesamte Mannschaft zeigte eine durchwachsene Leistung und wurde am Ende durch einen individuellen Aussetzer bestraft.

Geduld gefragt: Urbigs Entwicklung braucht Bayern-Vertrauen

Wer Geduld mit Urbig haben muss, sind vor allem der FC Bayern und seine Anhänger. Erstens ist es nicht zielführend, den aktuellen Vertreter von Manuel Neuer zu verunsichern, solange er gebraucht wird. Zweitens ist ein langer Atem nötig, um ihn als potenziellen Nachfolger aufzubauen.

Das Erbe von Neuer ist riesig. Der Übergang von einem der besten Torhüter aller Zeiten zu einem jungen Nachfolger ist schwierig. In der Vergangenheit gelang es Bayern nur selten, intern eine langfristige Lösung zu etablieren. Oliver Kahn, Jean-Marie Pfaff und Neuer selbst kamen als fertige Spitzenkräfte von außen. Einzig Raimond Aumann schaffte es aus der Position des Ersatzmannes heraus, sich langfristig im Tor der Bayern zu etablieren. Der Versuch, nach Kahn mit Michael Rensing auf einen jungen Torhüter zu setzen, scheiterte.

Fehler als Lernprozess: Warum Bayern Urbig Zeit geben muss

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Bei Urbig könnte es diesmal anders laufen. Das 20-jährige Talent hat Potenzial, braucht aber Zeit. Er kommt mit weniger Erfahrung als Neuer von Schalke, wo er bereits Champions-League-Erfahrung sammelte und in Bundesliga und Pokal um den Titel mitspielte. Fehler werden unvermeidlich sein – entscheidend ist, ob der FC Bayern und seine Verantwortlichen genügend Geduld aufbringen.

Dabei hat auch Neuer in seiner Karriere nicht fehlerfrei agiert. Zu Beginn seiner Bayern-Zeit wurde er durchaus kritisch gesehen, und selbst in der vergangenen Saison unterlief ihm der entscheidende Fehler in der Champions League.

Urbig ist Eberls nächstes Torwartprojekt

In einer Zeit, in der Deutschland nicht mehr über ein riesiges Talentangebot an jungen Torhütern verfügt, ist Urbig einer der größten Hoffnungsträger. Es war daher eine naheliegende Entscheidung, ihn nach München zu holen. Mit der Unterstützung von Max Eberl und Vincent Kompany könnte ihm der schwierige Übergang gelingen. Nach dem Union-Spiel war ihm jedenfalls die Unterstützung von Management und Trainer sicher.

Eberl hat bereits bewiesen, dass er Torwarttalente erfolgreich fördern kann. Unter seiner Ägide wuchs Marc-André ter Stegen bei Borussia Mönchengladbach zum internationalen Top-Keeper heran. Nun könnte er mit Urbig einen ähnlichen Weg beschreiten. Bleibt nur zu hoffen, dass Uli Hoeneß im Hintergrund nicht der Geduldsfaden reißt.