Rund um den Brustring
·5 de febrero de 2025
Rund um den Brustring
·5 de febrero de 2025
Erneut besiegt der VfB den FC Augsburg in einem zähen Spiel durch ein Tor von Deniz Undav. Auch angesichts des späten Fouls an Enzo Millot ist man geneigt, den Einzug ins Halbfinale als das Beste an diesem Spiel anzusehen.
Die guten Nachrichten zuerst: Nach zwei Jahren kehrt der VfB zurück ins Pokalhalbfinale, welches uns letzte Saison auch nur durch Lospech und eine unterirdische Schiedsrichterleistung verwehrt blieb. Und: Entgegen landläufiger Annahmen führte der Transfer von Anthony Rouault nicht dazu, dass der VfB defensiv auseinander fiel und somit die große Chance auf ein Weiterkommen im Pokal für etwa 15 Millionen Euro verhökert hat. Schließlich: Augsburg spielt aus Gründen nicht um den Einzug ins europäische Geschäft mit.
Und damit hat es sich nach diesem Pokalabend auch erstmal, der am Ende überschattet wurde von einer wilden Grätsche von FCA-Verteidiger Dimitrios Giannoulis, der offenbar nicht damit klar kam, dass Enzo Millot ihn auf der Grundlinie nass machte und diesen deshalb gnadenlos von hinten ummähte. Dass der erneut mit der Leitung eines Spiels zwischen zwei Bundesligisten überforderte Sascha Stegemann dafür nur Gelb zeigte, rundet einen Abend ab, an dem der VfB gut und gerne deutlicher hätte gewinnen müssen, sich aber das Leben immer wieder selber schwer machte.
Dabei hatte Trainer Sebastian Hoeneß eigentlich sehr gute Lösungen für die besondere Situation gefunden, dass ein Innenverteidiger verletzt, einer verkauft und zwei gerade erst verpflichtet worden waren, dazu fielen auch noch Josha Vagnoman und Nick Woltemade krank aus. Anrie Chase, der mir bei seiner Einwechslung gegen Paris angesichts seiner derzeitigen Formschwäche fast schon leid tat, war nicht einmal im Kader, dafür verteidigten Jeff Chabot und Ramon Hendriks innen, Maxi Mittelstädt und Leo Stergiou außen. Vorne bot er seinen 50-Millionen-Sturm auf, der das Spiel am Ende entscheiden sollte.
Dass das Tor nicht so elegant fiel wie in der Liga, sondern dadurch, dass Onyekas Klärungsversuch von Undav zu Demirovic prallte, der wiederum Undav das Tor auflegte, ist auch etwas bezeichnend. Dabei hatte der VfB gegen danach immer offener agierende Augsburger im Ansatz noch weitere Chancen, machte es aber wie in der vergangenen Woche zu kompliziert und brachte sich damit um ein bisschen mehr Ruhe in der Schlussphase. Gleichzeitig hatte Alexander Nübel bei zwei Schüssen der Augsburg mehr zu tun, als ihm lieb sein konnte und als es der Auftritt der Gäste ehrlicherweise hergab.
Wie schon in der Liga zum Jahresauftakt blieb der FCA unterm Strich ziemlich harmlos, der Aufschwung der letzten Wochen mit zehn Punkten aus vier Spielen schien wie weggeblasen. Trotzdem hatte man als leidgeprüfter VfB-Fan immer wieder die Befürchtung, dass ihnen aus Versehen doch ein Tor gelingen könnte. Und manchma auch überhaupt nicht, denn zumindest der optische Vorteil — statistisch sieht das ganze nach einem überzeugenden Sieg aus — schwappte immer wieder hin und her. Bis zur Führung leistete sich der VfB viele Unkonzentriertheiten, verlor wichtige Zweikämpfe und stellte sich in der gegnerischen Hälfte sehr umständlich an. Nach dem 1:0 und bis weit in die zweite Halbzeit hinein ließen die Spieler im Brustring den Ball so elegant und zielstrebig laufen, wie wir es von ihnen gewohnt sind, nur um urplötzlich wieder in den alten Schlendrian zu verfallen.
Sicherlich war dies das vierte Spiel unter der Woche im noch jungen Jahr 2025 und sowohl die drei jüngsten Niederlagen, als auch das Spiel gegen Paris mögen der Mannschaft noch in den Knochen hängen und im Kopf herumgeistern. Gleichzeitig zeigte die Mannschaft ja zwischendurch immer wieder, dass es ihr weder an körperlicher noch an geistiger Frische fehlt — was die ausgedehnten spielerischen Auszeiten während des Spiels umso unverständlicher macht. Erst im Laufe des Spiels bekam man das Gefühl, dass der VfB sich der Bedeutung des Spiels bewusst war und außerdem ein Zeichen gegen die “vom Weltmeister zum Bademeister”-Stimmung (Zitat Hoeneß) setzen wollte.
Am Ende ist es vielleicht von allem ein bisschen: Ein wechselhafter Auftritt gegen einen schwachen Gegner, der aber genaus das Ziel ereichte, auf das man es abgesehen hatte: Die Chance, am 1. oder 2. April ins Pokalfinale einzuziehen. Auch bei Borussia Dortmund am Samstag wird der VfB noch mit Personalproblemen zu kämpfen haben und mit einer gewissen mentalen Blockade in vielen Spielsituationen. Im Pokal kann man jetzt zwei Monate lang die Füße hochlegen, in der Bundesliga muss man sich langsam wieder die Position erarbeiten, die man in den letzten beiden Partien etwas verspielt hat. Da wird ein Spiel nicht reichen, um die Weichen Richtung Europa zu stellen. Was aber auch bedeutet, dass man nicht nur, wie am Dienstagabend eine Chance hat, sondern sich bis Saisonende wieder nach oben kämpfen kann.
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images