Nicht Fisch, nicht Fleisch: Die Wahrheit über den FC Bayern 2024 | OneFootball

Alex Steudel ist enttäuscht vom Bayern-Auftritt in Dortmund (1:1). Seltsame Aufstellung, schwache Spieler – wird es irgendwann besser?

Jetzt haben die Münchner schon wieder ein wichtiges Spiel nicht gewonnen. Eieiei.

Vielleicht liegt’s am Kalenderjahr, womöglich ist es ja verflucht. Aus mir rätselhaften Gründen kriegen es die Bayern im Jahr 2024 nicht hin, mich zu begeistern. Es ist wie früher mit den englischen Autos: schnittig anzusehen, guter Sound, bleiben aber an jeder dritten Ecke stehen.

Nach Aston Villa, FC Barcelona, Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt ging es diesmal gegen Borussia Dortmund schief – nur 1:1. Saison-Ausbeute gegen die fünf namhaften Klubs: drei Punkte. Es gab Zeiten, da holte der Rekordmeister gegen fünf solche Kaliber drei Punkte im Schnitt.

Die Bayern 2024 sind nicht Fisch, nicht Fleisch.

Wo ist das Mia-san-mia-Gefühl?

Gegen Dortmund rang ich lange um Fassung. Das sollten die Mia-san-mia-Bayern sein? Krasse Aufstellungsfehler von Trainer Vincent Kompany, schwache erste Hälfte, später trotz klarer Leistungssteigerung fast der Knockout durch Marcel Sabitzer. Das Warten auf den ersten großen Saisonsieg, auf das erste richtige Statement geht also weiter. Und es ist schon Dezember.

Alle gucken derweil auf den armen Jamal Musiala (21). Der Heilsbringer muss jetzt sogar Kopfballtore machen, weil die Bayern-Bosse vergessen haben, einen Mittelstürmer zu kaufen: Im Kader der Münchner gibt’s zwar einen Neuer, aber leider keinen zweiten Neuner. Man dachte wohl, Harry Kane sei Deadpool.

Vielleicht sollte der Scoutingabteilung der Bayern zur Verstärkung ein Zollbeamter hinzugefügt werden. Ein Blick in Kanes Reisepass hätte nämlich genügt – der Kerl ist 31 Jahre alt. 31 ist im Fußball das, was bei Autos die 100.000 Kilometer sind: Ab da gehen Sachen kaputt.

Weil Kane Oberschenkel hatte, mussten die Bayern so eine Stunde lang mittelstürmerlos durchs Spiel rattern. Und am Dienstag im DFB-Pokal gegen Leverkusen fehlt er auch.

Dafür gibt’s einen Musiala! Klar, wer sonst sollte es richten?

Leroy Sané bestimmt nicht. Der schickt seit Monaten seinen der Öffentlichkeit bisher unbekannten Zwillingsbruder auf den Platz. Warum Kompany Sané trotzdem brachte? Auch so ein Rätsel. Oder wollte der Belgier seinen Kader fürs Pokalspiel gegen den Deutschen Meister schonen?

Das ist noch nicht alles. Das defensive Mittelfeld mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka führt vermutlich nur eine Rangliste an: „Die langsamsten Sechser-Duos Europas“. Kimmich ist laut DFL Nummer 238 der Bundesliga-Sprintrangliste, Goretzka schleicht ihm im Nacken: Platz 291. Selbst Thomas Müller, Alterspräsident der Liga, ist schneller als die beiden.

Vom in Dortmund überforderten Mathys Tel und Konrad Laimer will ich gar nicht erst anfangen. Laimer kam in Hälfte eins öfter zu spät in Zweikämpfe als ich mit 15 in die Schule.

Die Frage, warum Kompany gegen den BVB nicht gleich Topspieler wie Kingsley Coman und Michael Olise ins Spiel schickte, wird noch Generationen beschäftigen …

MOMENT MAL!

… werden Bayern-Fans jetzt sagen. Hat der Steudel nicht was vergessen? Wir haben doch gegen Stuttgart, Lissabon und Paris gewonnen! Und wir sind Tabellenführer!

Das stimmt alles. Aber Stuttgart steckt in der Krise. Benfica steht sogar in Portugal nicht ganz oben. Paris ist nicht mal mehr das, was es sowieso nie war.

Und in der Bundesliga, sorry, schwächelt die Konkurrenz ohne Ende. Beweis: 2023 hatten die Bayern unter Kompany-Vorgänger Thomas Tuchel nach dem 12. Spieltag zwei Punkte mehr als heute und das Achtelfinale der Champions League schon in der Tasche. 2024 stehen die Bayern in der Champions League auf Platz 13 von 36. Hinter Brest und Lille.

Glas halbleer? Halbvoll? Ein Pokalsieg gegen Bayer Leverkusen würde beim Auffüllen helfen.