FC Schalke 04
·16 novembre 2024
FC Schalke 04
·16 novembre 2024
Auf der Mitgliederversammlung am Samstag (16.11.) ordnete Christina Rühl-Hamers, Mitglied des Vorstands, die finanzielle Lage der Königsblauen ein. Dabei skizzierte sie unter anderem die wichtigsten Kennzahlen. schalke04.de hat die Aussagen zusammengefasst.
Christina Rühl-Hamers über…
… die wichtigsten finanziellen Kennzahlen: Wir blicken diesmal auf zwei Geschäftsjahre zurück: das Kalenderjahr 2023 und das Rumpfgeschäftsjahr 2024 (1. Januar 2024 bis 30. Juni 2024). Beide sind schwer zu vergleichen. Die Zahlen des Rumpfgeschäftsjahres betreffen nur ein halbes Jahr und zudem eine Rückrunde, die traditionell umsatzschwächer ist als eine Hinrunde.
Im Rumpfgeschäftsjahr haben wir einen Umsatz von 75 Millionen Euro erzielt. Im Vergleich dazu stehen im Geschäftsjahr 2023 Umsatzerlöse in Höhe von 168 Millionen Euro. Im Kalenderjahr 2023 haben wir eine Rückrunde in der Bundesliga und eine Hinrunde in der Zweiten Liga sowie hohe Transfererlöse. Im Rumpfgeschäftsjahr haben wir eine Rückrunde in der Zweiten Liga und die Effekte der Europameisterschaft 2024.
Eine weitere wichtige Kennzahl, die Gesamtverbindlichkeiten, konnten weiter reduziert werden. Bei der vergangenen Mitgliederversammlung lagen diese zum 31. Dezember 2022 bei 180 Millionen Euro. Eineinhalb Jahre später zum 30. Juni 2024 konnten wir die Gesamtverbindlichkeiten um 18 Millionen auf 162 Millionen Euro senken.
Für das Geschäftsjahr 2023 haben wir einen Gewinn mit rund sieben Millionen Euro ausweisen können. Auch für die Saison 2024/2025 und das Kalenderjahr 2024 prognostizieren wir einen Gewinn. Das ist mit Blick auf das negative Eigenkapital sehr wichtig und eine gute Nachricht, denn damit werden wir die DFL-Regularien zur Eigenkapitalverbesserung im Kalenderjahr 2024 einhalten.
… die Sportbudgets: Wir wollen am liebsten jeden möglichen Euro in den Sport investieren. Doch das Thema ist komplex: Neben den sportlichen Zielen müssen wir gleichzeitig zum Beispiel auch die Eigenkapitalauflage im Blick halten. Auch die nächste und übernächste Saison müssen durchfinanziert sein. Wir können nicht „all-in“ gehen und die Existenz des Vereins in Gefahr bringen. Fakt ist: Wir haben in den vergangenen Jahren im Vergleich zu dem, was wir an Geld ausgeben, fast immer unterperformt. Sportlich müssen wir mehr erreichen, bei dem Geld, was wir eingesetzt haben. Wir lagen nur vier Mal mit unserem Tabellenplatz im Bereich der Marktwerte und fünf Mal war der Tabellenplatz am Ende der Saison deutlich schlechter als nach Marktwerten möglich gewesen wäre. Wir müssen aus unseren Möglichkeiten einfach mehr herausholen.
… die Notwendigkeit, Kosten zu senken und Einnahmen zu steigern: Um finanziell wettbewerbsfähige Budgets zur Verfügung stellen zu können, haben wir die vergangenen Jahre genutzt und die laufenden Kosten enorm gesenkt. Im Vergleich zu Vor-Corona konnten wir sie um rund zehn Millionen Euro pro Saison senken – ein Kraftakt für Schalke, der sein musste. Aber nur Kosten senken reicht leider nicht. Kosten senken und Einnahmen steigern, das sind zwei Seiten einer Medaille. Beide Seiten brauchen wir. Wir müssen die Umsatzerlöse stabil halten und im besten Fall steigern, ansonsten werden wir keine Gewinne erwirtschaften können. Diese brauchen wir aber, um Verbindlichkeiten abzubauen und die Eigenkapitalauflage zu erfüllen.
… strukturelle Veränderungen auf der Geschäftsstelle: Beim Abstieg 2021 war Schalke in der Geschäftsstelle nicht so aufgestellt, dass es ligaunabhängig wettbewerbsfähig gewesen wäre. Jetzt, gut dreieinhalb Jahre später, haben wir die Situation verändert. Neben neuen Strukturen und Prozessen haben wir auch eine veränderte Anzahl von Mitarbeitenden. In der Geschäftsstelle haben wir etwas mehr als 50 Mitarbeitende weniger als vor der Corona-Pandemie. Hier haben wir die Stellen organisch abgebaut – also freie Stellen nicht nachbesetzt und keine Massenkündigungen durchgeführt.
Als Vorständin Personal bin ich für etwas mehr als 200 Mitarbeitende in der Geschäftsstelle verantwortlich. Wir haben ihnen viel zugemutet: bestimmt nicht weniger Arbeit, deutlich weniger Mitarbeitende insgesamt. Die Belastung für sie ist hoch. In diesen Zeiten braucht Schalke gute und motivierte Mitarbeitende – und die haben wir.
Ich möchte an dieser Stelle auch einen Blick auf zwei Tochtergesellschaften werfen: die Immo KG – also die Stadiongesellschaft – und die AMG, unser Catering. Was dort zusammen mit Mitarbeitenden des Vereins im Sommer geleistet wurde, ist immens und muss trotz der schwierigen sportlichen Situation gewürdigt werden.
… die Fördergenossenschaft: Wir sind, anders als in 2021, viel stabiler aufgestellt. Aber es ist nicht unser Anspruch, das Zweitliga-Szenario stabil planen zu können. Schalke 04 hat viel mehr Power und natürlich auch ein anderes Selbstverständnis. Der Weg raus aus der aktuellen Situation ist jedoch anstrengend und lang.
Die Zahlen sprechen für sich: 160 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Im Kalenderjahr 2023 haben wir 16 Millionen Euro für Zins und Tilgungen ausgegeben. Allein die Zinslast beträgt pro Jahr rund acht Millionen. Das negative Eigenkapital liegt bei 100 Millionen Euro. Um Punktabzüge zu vermeiden, müssen wir zum Beispiel in diesem Kalenderjahr einen Gewinn von rund fünf Millionen Euro erwirtschaften.
Die Fördergenossenschaft auf Schalke soll ein Beschleuniger sein, den Weg in eine selbstbestimmte, sichere Zukunft schneller zu gehen. Für den e.V. birgt sie kein Risiko, sie ist vielmehr eine Chance. Kurzfristig könnten wir durch die vorzeitige Tilgung unserer Verbindlichkeiten die vertraglichen Tilgungen der nächsten Jahre und die jährliche Zinslast reduzieren. Dadurch gewinnen wir sofort mehr Handlungsmöglichkeiten.
Der Blick der Fördergenossenschaft ist aber natürlich viel weiter: Mittel- und langfristig könnten endlich gute zukunftsweisende Investitionen in die Infrastruktur vorangetrieben werden. Beispielsweise für die Knappenschmiede oder für ein Fan-Erlebniszentrum oder ein Vereinsheim auf dem Berger Feld.
… die Entwicklung der TV-Gelder: Wenn wir auf die vergangenen sieben Saisons schauen, haben wir in der Spitze allein über die nationale TV-Rechtevermarktung knapp 90 Millionen Euro erhalten – damals wurden wir Vizemeister in der Bundesliga. In dieser Saison sind es voraussichtlich 19 Millionen – 71 Millionen Euro weniger als noch vor fünf Jahren.
Diese Zahlen verdeutlichen, wie stark der sportliche Erfolg die Umsätze beeinflussen kann. Die Verteilung der Fernsehgelder ist ein Thema, das wir als Verein bereits seit einigen Jahren kritisch beleuchten. Fakt ist: Schalke 04 steuert mehr Wert zum nationalen Fernsehprodukt bei, als es „Kohle“ aus der Geldverteilung erhält.
Hohe TV-Quoten, ein fast immer ausverkauftes Stadion und beeindruckende Choreos unserer Fans – all das zeichnet Schalke und damit den deutschen Fußball aus und macht das Produkt der DFL werthaltig. Entsprechend müssen diese Faktoren auch stärker berücksichtigt werden.
Ab der nächsten Saison gilt der neue TV-Geld-Vertrag. Noch steht die Höhe nicht fest, und über die Verteilung ist bisher noch nicht mal debattiert worden. Wir, als großer Traditionsverein, haben konkrete Vorstellungen und Ideen. Wir werden uns dafür stark machen, die Verteilung anzupassen.