DFB
·25 avril 2025
Estrella Merino Gonzalez und Bayer Leverkusen: "Wir wollen jetzt mehr"

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·25 avril 2025
Schon in ihrer zweiten Saison in der Google Pixel Frauen-Bundesliga ist Estrella Merino Gonzalez bei Bayer 04 Leverkusen Stammspielerin. Am heutigen Freitag (ab 18.30 Uhr, live bei MagentaSport und DAZN) gastiert der Tabellenvierte bei Schlusslicht 1. FFC Turbine Potsdam. Im DFB.de-Interview spricht die 18 Jahre alte Junioren-Nationalspielerin mit Mitarbeiter Ralf Debat über den Saisonendspurt und ihre neue Rolle.
DFB.de: Die Saison in der Google Pixel Frauen-Bundesliga befindet sich auf der Zielgeraden. Drei Spieltage stehen noch aus. Mit welchen Zielen starten Sie in den Endspurt, Frau Merino Gonzalez?
Estrella Merino Gonzalez: Wir haben uns vorgenommen, möglichst das Maximum herauszuholen. Wir wollen die Teams, die in der Tabelle unmittelbar vor uns stehen, zumindest noch ein wenig ärgern.
DFB.de: Bayer 04 Leverkusen belegt Platz vier, ist vier Punkte vom Tabellendritten Eintracht Frankfurt und fünf Zähler vom zweitplatzierten VfL Wolfsburg entfernt. Machen Sie sich Hoffnungen, einen der beiden Klubs noch abfangen zu können?
Merino Gonzalez: Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, dann ist für uns noch einiges möglich. Und wir hätten es aus meiner Sicht nach dieser Saison auch verdient.
DFB.de: Ihr Team könnte bereits am Freitag mit einem Auswärtserfolg beim 1. FFC Turbine Potsdam vorlegen. Ist es das Ziel, die Konkurrenz unter Druck zu setzen?
Merino Gonzalez: Auf jeden Fall. Wenn wir in Potsdam gewinnen, dann sind wir erst einmal dran. Frankfurt und Wolfsburg haben in Köln und gegen Hoffenheim keine einfachen Spiele. Ich bin selbst gespannt, was passiert. Aber wie gesagt: Der Fokus liegt auf uns.
DFB.de: Es ist bereits das dritte Duell mit Turbine in dieser Saison. Potsdam hat nur noch mathematische Chancen auf den Klassenverbleib. Wie schätzen Sie die Aufgabe ein?
Merino Gonzalez: Auch wenn Potsdam wohl nicht mehr drinbleiben kann, wird die Mannschaft mit Sicherheit auch in den verbleibenden drei Partien alles versuchen und bis zum Umfallen kämpfen, um vielleicht noch den einen oder anderen Punkt oder gar den ersten Dreier zu holen. Von daher sind wir gewarnt, zumal uns auch die beiden Siege im Hinspiel und im DFB-Pokal keineswegs leichtgefallen sind. Von daher werden wir Turbine auf keinen Fall unterschätzen. Wenn wir jedoch unsere Qualitäten auf den Platz bringen, dann werden wir die drei Punkte mit nach Leverkusen nehmen.
DFB.de: Im besten Fall könnte es beim Saisonfinale ein mögliches "Endspiel" beim VfL Wolfsburg geben. Wie würde Ihnen das gefallen?
Merino Gonzalez: Darauf hätte jede bei uns richtig Bock. Ich habe auch irgendwie ein gutes Gefühl, dass es dazu kommen wird.
DFB.de: Bisher war Bayer 04 noch nie in der UEFA Women's Champions League am Ball. Was würde Ihnen und dem Team die erstmalige Qualifikation bedeuten?
Merino Gonzalez: Das wäre ein Riesenerfolg und würde uns sehr stolz machen. Wir sind noch eine junge Mannschaft und ganz sicher nicht am Ende unseres Weges. Bei dem großen Aufwand, den wir betreiben, wäre Platz drei die verdiente Belohnung. Wir sind insgesamt nicht unzufrieden, wollen jetzt aber mehr.
DFB.de: Würde Ihr Saisonfazit auch positiv ausfallen, wenn es nicht ganz reicht?
Merino Gonzalez: Definitiv. Wir spielen die beste Saison in unserer Vereinsgeschichte, das sagt schon einiges aus. Dass wir uns drei Spieltage vor dem Saisonende noch über das internationale Geschäft unterhalten können, ist bereits außergewöhnlich. Im vergangenen Sommer hätte ich nicht gedacht, dass wir schon so gut mit den Spitzenmannschaften mithalten können. Wir sind auf einem sehr guten Weg.
DFB.de: Wird es dann in der kommenden Spielzeit einen neuen Anlauf geben?
Merino Gonzalez: Davon gehe ich aus. Schließlich will sich jede Sportlerin und jeder Sportler immer weiter verbessern.
DFB.de: Mit Janou Levels wird sich allerdings eine Leistungsträgerin in Richtung des VfL Wolfsburg verabschieden!
Merino Gonzalez: Dass Janou geht, ist definitiv ein herber Verlust für uns. Ich sehe es aber auch positiv. Wenn sich ein Spitzenklub für eine Spielerin interessiert, dann ist das auch immer ein Kompliment für die Arbeit des Vereins. Ich habe großes Vertrauen, dass wir erneut mit einer starken Mannschaft an den Start gehen werden.
DFB.de: Im Laufe Ihrer erst zweiten Saison in der höchsten deutschen Spielklasse haben Sie sich zu einer Stammspielerin entwickelt. Wie bewerten Sie Ihre eigenen Leistungen?
Merino Gonzalez: Ich denke, es läuft ganz gut. Mein erstes Ziel war es, so viel Spielzeit wie möglich zu sammeln. Das hat funktioniert, wenn auch nicht unbedingt in der Rolle, in der ich es erwartet hätte. (lacht)
DFB.de: Sie sprechen es an: Nach vielen Jahren als Offensivspielerin wurden Sie zur Rechtsverteidigerin umfunktioniert. Wie war Ihre erste Reaktion, als Ihnen Trainer Roberto Pätzold seine Idee mitgeteilt hatte?
Merino Gonzalez: Ich war wegen der ungewohnten Rolle zunächst ein wenig unsicher und habe mir einige Gedanken gemacht. Der Trainer hat mir aber sofort gesagt, dass er an mich glaubt und fest davon überzeugt ist, dass ich das gut machen werden. Auch das gesamte Team stand hinter mir und hat mich unterstützt. Es hat dann direkt ganz gut geklappt. Von Spiel zu Spiel ist das Vertrauen gewachsen, ich habe mir dann auch noch mehr zugetraut.
DFB.de: Welche Stärken können Sie auf der neuen Position besonders gut ausspielen?
Merino Gonzalez: Mein Tempo, meine Technik und meine Übersicht kommen mir zugute. Ich gehe inzwischen auch immer häufiger ins Dribbling und kann mich so auch von hinten in das Offensivspiel einschalten.
DFB.de: Sehen Sie sich jetzt auch dauerhaft auf der rechten Abwehrseite?
Merino Gonzalez: Ich habe kürzlich auch bei der U 19-Nationalmannschaft auf dieser Position gespielt und finde immer mehr Gefallen daran. Von daher kann ich mir schon gut vorstellen, dass dort auch meine Zukunft liegt. Grundsätzlich schadet es aber nie, variabel einsetzbar zu sein. (lacht)
DFB.de: Sie sind bereits seit acht Jahren für Bayer 04 am Ball. Was bedeutet Ihnen der Klub?
Merino Gonzalez: Ich bin hier großgeworden und sehr dankbar für die Chance, die mir der Verein gegeben hat. Ich fühle mich sehr wohl, habe viele Freunde gefunden und bin auch in der Nähe meiner Familie, die in Hennef lebt. Sollte ich Bayer 04 eines Tages verlassen oder verlassen müssen, dann wird es definitiv sehr schmerzhaft sein.
DFB.de: Mit den Leverkusener U 17-Juniorinnen wurden Sie bereits Deutsche Meisterin. Ist es ein Ziel, das auch mit dem Frauenteam zu schaffen?
Merino Gonzalez: Klar. Jede Fußballerin möchte doch gerne die Meisterschaft gewinnen. Soweit denke ich jetzt aber nicht. Mein nächstes Ziel ist es, mich auf Dauer in der Bundesliga durchzusetzen, weitere Erfahrungen zu sammeln und auch noch mehr Verantwortung innerhalb des Teams zu übernehmen.
DFB.de: Mit der deutschen U 19-Nationalmannschaften verpassten Sie die Teilnahme an der Europameisterschaft im Juni in Polen. Wie hart hat Sie dieser Rückschlag getroffen?
Merino Gonzalez: Das war sehr bitter, zumal wir es in der eigenen Hand hatten. Das durfte eigentlich nicht passieren, aber es ist im Fußball normal, dass nicht immer alles nach Wunsch läuft. Ich hätte natürlich sehr gerne die EM gespielt, zumal dort auch noch die WM-Qualifikation möglich gewesen wäre. Es bringt aber nichts, dem jetzt hinterher zu trauern. Wir schauen nach vorne und werden daraus lernen.