
liga3-online.de
·11 mars 2025
Nach Überfall auf RWE-Sonderzug: Polizei mit bundesweiter Razzia

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·11 mars 2025
Vier Monate, nachdem Ende Oktober vermummte Hooligans von Hansa Rostock einen Sonderzug mit Anhängern von Rot-Weiss Essen auf der Fahrt zum Auswärtsspiel nach Rostock überfallen hatten, führte die Polizei am frühen Dienstagmorgen eine bundesweite Razzia durch.
Nach "Bild"-Angaben stürmten Spezialeinheiten der Bundespolizei in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen über 40 Wohnungen, um Beweismaterial wie Handys und Computer zu sichern. Rund 450 Beamte waren im Einsatz. Betroffen waren offenbar sowohl Wohnungen von Anhängern des F.C. Hansa, als auch von RWE-Fans. Der Hintergrund: Die Polizei geht davon aus, dass sich die Fanlager gezielt zu dieser Auseinandersetzung verabredet hatten. "Wir konnten 31 Tatverdächtige aus beiden Fanlagern identifizieren", sagte eine Sprecherin der Bundespolizei Berlin. In Essen seien demnach zwei Kugelbomben gefunden worden, in Rostock eine Handgranate. In Essen und Oberhausen hätten die Tatverdächtigen zudem massiven Widerstand gegen die Durchsuchung geleistet.
Ermittelt wird wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs in einem besonders schweren Fall, gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung und wegen des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Haftbefehle hatte die Bundespolizei zunächst noch nicht. "Mit der Razzia zeigen wir diesen Gewalttätern ganz klar, wir gehen konsequent gegen sie vor, Bahnstrecken sind kein Ort, an denen man sich zu Massenschlägereien verabredet und massive Gewalt ausübt", so die Sprecherin. "Man hat diesen Ort auf freier Strecke offenbar gezielt ausgewählt, weil es da natürlich längere Zeit braucht, bis ausreichend Einsatzkräfte vor Ort sind. So konnten die Rostocker Angreifer wieder flüchten. Außerdem waren in dem attackierten Sonderzug aus Essen auch völlig friedliche Fans, darunter Familien und Kinder!"
Der Sonderzug von 780 RWE-Fans war am 26. Oktober 2024 zwischen Berlin und Rostock nahe dem Ort Gransee in Brandenburg durch eine Notbremsung gestoppt worden. Vermummte und aggressive Täter griffen daraufhin den stehenden Zug an. Mehrere Scheiben gingen zu Bruch, auch außerhalb der Waggons war es zu Auseinandersetzungen gekommen. Am Zug entstand ein Schaden in Höhe von 118.000 Euro. Bereits kurz nach dem Überfall hatte die Polizei einen 20 Jahre alten Mann aus dem Landkreis Nordwestmecklenburg als Verdächtigen identifiziert.
Weil der Zug derart stark beschädigt war, dass er nicht mehr weiterfahren konnte, wurden die Fans in einen anderen Zug umgeleitet. Der Anpfiff der Partie beider Klubs wurde um 30 Minuten auf 14:30 Uhr verlegt. Im Stadion trafen die Anhänger allerdings erst zu Beginn der zweiten Halbzeit ein. Die Rückfahrt verlief anschließend ohne Vorkommnisse. Hansa-Vorstandschef Jürgen Wehlend hatte den Übergriff im Nachgang "auf das Schärfste" verurteilt und davon gesprochen, dass eine rote Linie überschritten worden sei. "Wir werden mit aller Konsequenz dagegen vorgehen. Diese Leute gehören in kein Fußballstadion."