feverpitch.de
·15 novembre 2024
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Fußballdebatten sind auf dem Twitter-Nachfolger kaum noch möglich. Aber wo lässt man seinen Gefühlen jetzt freien Lauf?
Der FC St. Pauli hat eine weitreichende Entscheidung getroffen: Er verlässt die Twitter-Plattform X und möchte mit Besitzer und Trump-Freund Elon Musk keine Partnerschaft mehr pflegen. “Rassismus und Verschwörungslegenden verbreiten sich ungehindert oder werden sogar kuratiert. Beleidigungen und Drohungen werden kaum sanktioniert und als vermeintliche Meinungsfreiheit verkauft”, argumentiert der Bundesligist in seiner Stellungnahme. Musk habe das einst beliebte Twitter zu einer “Hass-Maschine” umgebaut.
Ich kann die Argumentation verstehen. Vernünftige Diskussionen sind auf X bzw. Twitter kaum mehr möglich. Entweder wird man mit faktenlosem Unsinn zugemüllt oder mit Beleidigungen bombardiert. Eigentlich bin ich nur noch auf X, weil mein Freund und ORF-Moderator Armin Wolf dort Gehaltvolles aus Österreich twittert. Aber alles an Bundesliga-Inhalten im X-Feed: meistens wertlos. Noch bin ich unsicher, wie wichtig Ex-Twitter für Fußballdebatten überhaupt noch ist. Darum stelle ich hier eine Frage an euch.
Auf welche Social-Plattform seid Ihr aktiv? Facebook, Instagram oder sonstwo: Wo kann man in den Sozialen Medien noch vernünftig seine Meinung äußern, ohne Gefahr zu laufen, dass eine Horde von Trollen Nerven und Verstand verlieren? Bei TikTok? Ich würde mich über eine kurze Einschätzung freuen, die man unter dem Newsletter (Hier klicken!) problemlos hinterlassen kann. Mir ist die Sache wichtig. Denn darum geht’s doch beim Fußball: dass man seine Meinung ohne Angst vor Attacken äußern kann, nicht wahr?
Was Robin Gosens zum Hass im Netz sagt
Robin Gosens hat die große Bühne Nationalmannschaft abermals zu einem emotionalen Aufruf gegen Hass und für mehr Menschlichkeit genutzt. „Ich kann nur appellieren, dass wir unsere Hirse anschalten, bevor man manche Kommentare absetzt“, sagte der 22-malige Nationalspieler von der AC Florenz am Donnerstag in Frankfurt.
Themen wie psychische Gesundheit oder Depression hätten „noch immer einen zu geringen Stellenwert im Profifußball und gesamtgesellschaftlich, sind mit Stigmata behaftet“, sagte Gosens und betonte: „Das sind keine Lappalien. Wir müssen dahinkommen, dass wir normal darüber reden – nur dann werden sich die Menschen Hilfe suchen.“ Er selbst stehe „gerne für diese Themen ein, da muss man seiner Vorbildfunktion gerecht werden. Ich verspüre die Verantwortung, darauf aufmerksam zu machen, dass es keine Schwäche ist, sondern absolut mutig, sich zu öffnen.“ Die Reaktion sollte nicht Hass sein, sondern „eine Umarmung. Nur wenn das in die Köpfe geht, sind wir in der Lage, den nächsten Schritt zu machen.“
Im Netz aber käme häufig noch einmal „Gift oben drauf“, klagte Gosens, „wir alle haben mit diesen Kommentaren zu tun, die Anonymität wird leider sehr oft missbraucht und oft vergessen, dass hinter diesem Fußballer ein Mensch mit Gefühlen steckt, dem es sehr nahe geht oder daran zerbricht, wenn man ihm oder der Familie den Tod wünscht.“
Dass ein Fußball-Millionär so etwas abkönnen müsse, sei für ihn „ein Totschlagargument“, meinte der 30-Jährige und forderte, dass jeder sich Gedanken mache, „bevor man so einen scheiß Kommentar absetzt, was das im anderen auslösen könnte“. Kritik sei in Ordnung und „sogar wichtig, um als Mensch und Spieler zu wachsen. Aber es geht immer um die Art und Weise, wie man was äußert“, meinte Gosens. (mit SID)