90PLUS
·25 février 2025
Wegen Darmstadt-Pleite: Schalke muss in der Tabelle wieder nach unten gucken!
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90PLUS
·25 février 2025
Auf Darmstadt 98 ist der FC Schalke 04 in dieser Saison keinesfalls gut zu sprechen: Zweimal bereitete der SVD – vor allem in Person des treffsicheren Isac Lidberg – den Fans der Knappen ein unschönes Wochenende. Am vergangenen Sonntag war es erneut soweit. Schalke unterlag am Böllenfalltor hochverdient mit 0:2, sodass die Königsblauen einen weiteren Befreiungsschlag im Abstiegskampf verpassten. Im Umkehrschluss muss man jetzt in der Tabelle wieder nach unten Ausschau halten.
In den letzten Wochen wurde der S04 nach zwischenzeitlichem Höhenflug auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Aus den vergangenen vier Spielen konnten die Schalker nur eine Partie gewinnen – und das völlig zurecht. Magdeburg zeigte Schalke seine Grenzen auf, in Köln ging vor allem in den ersten 60 Minuten reichlich wenig nach vorne. Ein formschwaches Karlsruhe schlug man mühsam mit 2:1, wodurch ein Sprung auf den elften Tabellenplatz gelang.
Der SV Darmstadt 98 befand sich vor dem zurückliegenden 23. Spieltag in noch schlechterer Verfassung als der KSC. Seit Mitte Dezember gewannen die Lilien kein einziges Spiel mehr in der zweiten Bundesliga, darunter auch Niederlagen gegen die abstiegsbedrohten Teams aus Regensburg und Braunschweig. Durch einen Sieg, der zugegeben machbar schien, hätte Schalke sich also weitere wichtige Punkte sichern und bis auf neun Punkte vom Relegationsplatz entfernen können.
Doch im Grunde war die Begegnung bei den Hessen schon nach fünf Minuten entschieden. Ein Doppelschlag von Lidberg (3. & 5.) sorgte früh für klare Verhältnisse und zündete die Heimmannschaft sowie ihre Fans natürlich an. Selbstvertrauen und Siegeswille machten sich breit – genau das, was den Gästen an diesem Sonntagmittag dann fehlte. Im weiteren Verlauf der Partie sorgte Schalke zu keinem Zeitpunkt auch nur für einen Hauch von Torgefahr. 0,09 Expected Goals trotz elf Ecken sprechen für sich. Der S04 verlor also mit 0:2 und steht jetzt auf dem 13. Tabellenplatz mit sechs Punkten Vorsprung auf Rang 16.
Auf die Frage nach den Gründen für diese extreme Unterlegenheit kommt ganz Schalke immer wieder auf den Ausfall unumstrittener Stammspieler zu sprechen. In Darmstadt fehlte Trainer Kees van Wonderen neben Taylan Bulut, Moussa Sylla und Tobias Mohr auch Kapitän Kenan Karaman. Dass diese Akteure nicht auf dem Feld standen, hat man deutlich gemerkt: Beim 0:1-Treffer agierte Adrian Gantenbein, der Bulut ersetzte, zu passiv. In der Offensive fehlte es an Ideen, die sowohl Mohr über die linke Außenbahn als auch Sylla und Karaman im Zentrum kreieren können.
Adrian Gantenbein hatte Probleme mit Isac Lidberg. (Photo by Florian Wiegand/IMAGO)
An dieser Stelle zeigt sich ein Kernproblem von Schalke 04: Innerhalb des Kaders gibt es sehr große Leistungsunterschiede. Das gesamte Konstrukt fußt enorm auf einzelnen Spielern. Mutiert Karaman wenigstens nicht punktuell wieder zum Zweitliga-Ronaldo, entstehen nur wenige – oder gegen Darmstadt eben keine – Offensivmomente. Steht Bulut nicht auf dem Feld, ist die rechte Seite harmlos. Fehlt beispielsweise Paul Seguin, leidet zumindest der Spielaufbau erheblich. Das hat man in Köln gesehen. Gleicher Aspekt lässt sich im Übrigen auch auf die Führungsqualitäten der Mannschaft projizieren: Gegen die Lilien wirkte das Team ohne Karaman nicht sonderlich bissig.
Die nächsten Spiele des S04 sind keinesfalls minder bedeutend. Am kommenden Freitag steht das Heimspiel gegen Preußen Münster an. Eine Woche später reist man zu Hertha BSC. Danach kommt Hannover ins Ruhrgebiet. Und dann: Fürth, Ulm, Regensburg. Mit Ausnahme der Partie gegen die 96er sind all das entscheidende Begegnungen für den Ausgang dieser Schalker Saison. Fünf der nächsten sechs Gegner konkurrieren mit Blauweiß im Rennen um den Klassenerhalt. Es müssen also möglichst maximale Punkte her. Ausrutscher wie den gegen den SVD darf man sich nicht erlauben.
Dass Karaman und Bulut womöglich gegen Münster wieder einsatzbereit sind, dürfte dahingehend zumindest etwas mehr Sicherheit verschaffen. Der Kapitän fehlte zuletzt nur erkrankt, Bulut laborierte mit Oberschenkelproblemen. Trotzdem bleibt die Personalsituation am Berger Feld angespannt: Sylla bremst ein Muskelfaserriss noch längerfristig aus. Bei Ilyes Hamache befürchtet man aufgrund einer Achillessehnenverletzung das Saison-Aus. Youngster Zaid Amoussou-Tchibara, der erst vor anderthalb Wochen sein Profidebüt gab, zog sich in Darmstadt einen Kreuzbandriss zu.
Zaid Amoussou-Tchibara zog sich einen Kreuzbandriss zu. (Photo by IMAGO)
Und deshalb muss Schalke jetzt in der Tabelle wieder – oder weiterhin – nach unten schauen. Der einzige Fokus sollte sein, königsblaue Hausaufgaben zu erledigen und die kommenden, so wichtigen Spiele mit guter Punkteausbeute zu absolvieren. Gelingt das, kann der S04 sich in Sicherheit wiegen. Richtet man den Blick aber zunächst nicht nach unten, so agiert man fahrlässig. Denn dann werden die Knappen eventuell dazu gezwungen, nach oben zu gucken – in der Hoffnung, das rettende Ufer zu erreichen.
(Photo by Ulrich Scherbaum/IMAGO)