dieblaue24
·7 Januari 2025
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·7 Januari 2025
Zum Jahresstart gibt es gleich ein Highlight im Kasperletheater des TSV 1860: Ex-Geschäftsführer Oliver Mueller klagt vor dem Arbeitsgericht gegen seine fristlose Kündigung Ende August nach nur 215 Tagen im Amt, am Freitag treffen sich die beiden Widersacher in der Winzererstraße. Gut möglich, dass viele Fans sich dieses Treffen nicht entgehen lassen werden...
Bei den Löwen hat man in den letzten 20 Jahren viele Geschäftsführer gesehen, aber Mueller, der mit ue, war schon ein ganz besonderes Exemplar. Nicht nur seine Sprücheparade (“Nummer 2 in Bayern!” oder “Lieber tot als Zweiter!”) hat die Löwen-Landschaft die Augen verdrehen lassen, sondern auch sein Auftreten, insbesondere gegen die Opposition im Wahlkampf 2024. Auf der MV giftete der Schwarzwälder: “Wenn der Clown in den Palast einzieht, wird er nicht zum König, sondern der Palast wird zum Zirkus.” Dazu Kult-Löwe Fredi Heiß: “Das war Propaganda in Reinkultur.” Zudem verwehrte Mueller Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik den Zutritt in die Geschäftsstelle, als der Jordanier Fans zum Gespräch einladen wollte. Auch das Klima in der Geschäftsstelle soll nicht das beste gewesen sein, so dass sich nicht wenige Mitarbeiter nach kurzer Zeit Ex-Geschäftsführer Marc Pfeifer zurückgewünscht hatten.
Die “AZ” schreibt jetzt: “Wie die AZ in den vergangenen Monaten aus mehreren unabhängigen Quellen erfuhr, soll sich Mueller in seiner Rolle als Geschäftsführer auf mehreren Ebenen angreifbar gemacht haben, was letztlich zur Freistellung des 46-Jährigen geführt haben soll. So werden Mueller von verschiedenen Seiten eine Reihe von Fehltritten vorgeworfen, auch finanzieller Natur. Dies soll der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass der Mutterverein um Präsident Robert Reisinger, der Mueller per 50+1-Regel an Investor Hasan Ismaik vorbei eingestellt hat, per Gesellschafterbeschluss nur sieben Monate später wieder fristlos und ohne offizielle Begründung gekündigt hat.
Mueller reagiert in der “AZ” auf sämtliche Anschuldigungen und weist diese als “vollkommen haltlose Vorwürfe” zurück. Sie seien von der Gegenseite ein “ebenso unanständiger wie durchschaubarer Versuch, die unbegründete Kündigung noch irgendwie zu rechtfertigen, was den Sechzgern allerdings “nicht gelingen” werde. Der Ex-Löwen-Manager klingt sehr siegessicher - aber was ist, wenn 1860 schwere Geschütze gegen Mueller auffährt und der Kontrahent möglicherweise mit gewissen Vorgaben aus der e.V.-Ecke kontert?
Die Kölner Medienkanzlei Brost Claßen erklärte bereits im Dezember gegenüber db24: “Unser Mandant ist seit 27 Jahren im Bereich des internationalen Sportmarketings tätig. Beim TSV 1860 München hat er eine ehrliche und schonungslose Bestandsaufnahme vorgenommen. Zudem hat er ein Restrukturierungsprogramm entwickelt und gemeinsam mit dem Geschäftsführungskollegen erfolgreich mit der Umsetzung begonnen – das strukturelle Defizit wurde um über 20 Prozent verringert. Überdies haben seine kreativen Ansätze (z.B. eine von ihm initiierte Roadshow) dazu geführt, dass das für die B2B-Erlöse gesetzte Ziel für die Saison 2024/25 erreicht werden konnte. Unser Mandant wollte eine Stärkung und Professionalisierung des finanziell angeschlagenen Vereins erreichen. Offensichtlich ist der Gestaltungswille unseres Mandanten mit der schwierigen Gesellschafterkonstellation im Verein kollidiert.”
Die “AZ” schreibt außerdem, dass der ehemalige Finanzboss kritische Berichterstattung der Boulevardzeitung über die Hintergründe seiner Kündigung verbieten lassen wollte. Das Verfahren habe Mueller jedoch nicht weiterverfolgt, nachdem das OLG Köln eine klare Tendenz hatte erkennen lassen, dass die AZ-Berichterstattung zulässig war.
Spannend wird auch sein, wer die Löwen vor Gericht gegen Mueller vertreten wird - und vor allem: Wer bezahlt den Spass, sollte 1860 gegen seinen Ex-Geschäftsführer den kürzeren ziehen? Eingestellt wurde der Pfeifer-Nachfolger nicht von der KGaA oder von beiden Gesellschaftern, sondern ausschließlich von der e.V.-Seite.