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Moritz Oppermann·2 Maret 2025
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Moritz Oppermann·2 Maret 2025
Kannst du dich noch daran erinnern, als 'Gangnam Style', 'Berlin - Tag & Nacht' der heiße Scheiß waren und Luca Hänni gerade 'Deutschland sucht den Superstar' gewonnen hatte? Ja, aus heutiger Sichte genauso wild, wie die Tatsache, dass Jan Kirchhoff im Jahr 2012 ebenfalls in aller Munde war.
Unter Thomas Tuchel avancierte der defensive Mittelfeldspieler zu einem der gefragtesten Fußball-Juwele Europas. Im Sommer 2013 wechselte der damals 22-Jährige dann zu Pep Guardiola und dem großen FC Bayern München. Die Trainer-Ikone schätzte vor allem seine Flexibilität, sowohl im Mittelfeld als auch in der Defensive agieren zu können.
Was wir hier als kleines Fußball-Märchen anteasern, sollte nur fünf Jahre später zeitweise in der Vereinslosigkeit enden. Ein klassischer Fall von "doch zu schlecht für Bayern" und dann die Kurve nicht mehr bekommen?
Nein, das würde Jan Kirchhoffs Höhenflug hin zum deutschen Rekordmeister nicht gerecht werden. Denn: Nachdem der zweifache deutsche Meister und Pokalsieger vom Rhein an die Isar wechselte, reichte es anfänglich zumindest zu Kurzeinsätzen in Pokal, Liga und sogar der Champions League.
📸 Julian Finney - 2013 Getty Images
Kurzer Reminder: In Bayerns Mittelfeldzentrale agierten damals unter anderem Bastian Schweinsteiger, Toni Kroos und Thiago Alcântara. In der Verteidigung liefen zudem Daniel Van Buyten, Dante, David Alaba und ein gewisser Philipp Lahm auf.
Da nimmst du als aufstrebender Neuzugang doch eigentlich alles mit, was geht. Eigentlich. Kirchhoff wollte jedoch mehr. Er forderte Spielpraxis und ging daraufhin per Leihe nach nur einer halben Saison zum FC Schalke 04. Eine Entscheidung, die der 1,95-Meter-Hüne bis heute bereut:
"Wenn ich wirklich eine Sache zurückdrehen könnte, dann hätte ich länger in München bleiben und mehr Demut zeigen sollen. Ich war damals zu überehrgeizig, zu ungeduldig und auch besessen von meinem Ziel, gewisse Dinge zu erreichen", erklärte Kirchhoff 2023 der 'TZ'. Zu diesem Zeitpunkt hatte er seine Karriere bereits seit zwei Jahren mit 31 beendet.
Nach seiner von Verletzungen geplagten Zeit bei Schalke schlug ein zweiter Anlauf bei Bayern komplett fehl. Ein Versuch in England, seiner Karriere bei Sunderland neuen Schwung zu verleihen, endete 2018 dann sogar mit einer achtmonatigen Vereinslosigkeit. Für den Karriere-Sturzflug gab sich Kirchhoff vor allem auch selbst die Schuld.
"Ich hatte ehrlich gesagt auch eine Zeit lang keinen Bock mehr darauf und keine Motivation. Ich habe dann nicht mehr so viel in meinen Beruf investiert, um erfolgreich zu sein", betonte der 80-malige Bundesligaspieler, der auch seine Ernährung zu oft schleifen ließ:
"Ich war oft übersäuert, weil ich zu viel Fleisch gegessen, falsche Sachen getrunken und mich nicht wirklich damit beschäftigt habe", gab Kirchhoff zu. Die schlechte Ernährung sei auch Schuld daran gewesen, dass er sich immer wieder verletzt habe. Ob Pep das über lange Sicht in den Griff bekommen hätte?
Diese Frage werden wir, Pep und auch Jan Kirchhoff selbst wohl nie beantworten können. Was wir jedoch sicher sagen können: Schlechte Einstellung, miese Ernährung und Verletzungen zum falschen Zeitpunkt können aus einem Höhenflug verdammt schnell einen Absturz machen.
Zum Glück kann Jan Kirchhoff im Jahr 2025 immer noch auf der Habenseite verbuchen, dass er es als Fußballer zum FC Bayern München geschafft hat – und, wenn auch nur kurz, ein Lehrling von Pep war. Mal ehrlich, wer kann das schon von sich behaupten?
📸 Alex Grimm - 2013 Getty Images