90PLUS
·9 febbraio 2025
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·9 febbraio 2025
Der BVB spielte am Samstagnachmittag zuhause gegen den VfB Stuttgart. Mit großen Hoffnungen gingen die Schwarzgelben in die Partie. Am Ende gab es aber eine 1:2-Niederlage. Die Enttäuschung war groß, Erkenntnisse wurden aber einige mitgeliefert.
Und das ist manchmal gar nicht so unwichtig. Zwar bleibt nicht viel Zeit bis zum nächsten Spiel, das am Dienstag ansteht, aber der Trainer hat sein Team nun einmal im Stresstest gesehen und weiß genau, wo er ansetzen kann. Und muss. Denn viel Zeit ist nicht, um die Dinge auf dem Platz besser aussehen zu lassen.
Niko Kovac musste am Ende seines Debütspiels gegen Stuttgart konstatieren, dass der Einsatz weitgehend stimmte, die Mannschaft wollte, Engagement zeigte, es aber nicht reichte, um einen Sieg einzufahren. Es reichte auch nicht zu einem Punkt, was sofort die Statistikfreunde auf den Plan rief. Diese fanden heraus: Der letzte Coach der Schwarzgelben, der sein erstes Bundesligaspiel an der Seitenlinie verlor, war Bert van Marwijk. 2004 war das, gegen den VfL Wolfsburg, ebenfalls zuhause, ebenfalls mit 1:2. Doppeltorschütze bei Wolfsburg? Thomas Bradric. Für den BVB traf Ewerthon. Doch genug der Nostalgie, zurück in die Gegenwart.
Diese bot und bietet nämlich genügend Gesprächsstoff. Ordentlich begonnen hatte er, der BVB. Doch er machte auch Fehler. Solche, die sich nicht so schnell abstellen lassen. Das Eigentor von Waldemar Anton zum 0:1 war nicht einmal ein solcher, es war eher Pech. Das 0:2 hingegen nicht, hier waren die Abstände zu groß, ein Spieler überließ den Nebenmann seinem Schicksal und Jeff Chabot wusste gar nicht, wie ihm geschieht, als er frei einschießen konnte. Klar, Julian Brandt gelang noch der Anschluss, der BVB hatte noch ein, zwei gute Chancen, aber für eine wirkliche Druckphase am Ende reichte es nicht. Sinnbildlich: In der letzten Minute der Nachspielzeit hatte Brandt einen Freistoß von halblinks aus guter Position, den er gnadenlos ins Toraus feuerte.
Die Ära Kovac, so sie denn eine wird, startete also mit einer Niederlage. Nach zwei Siegen und einem Remis unter Mike Tullberg, dem Interimscoach, stellte sich die Frage, ob sich die Dortmunder schon ein wenig stabilisiert hatten. Bejaht werden konnte das nicht, denn von einem Selbstverständnis auf dem Feld war nicht viel zu spüren. Dass Dortmund nicht eingespielt sein konnte, was die Prioritäten Kovacs auf dem Platz angeht, steht außer Frage. Aber einen großen Effekt auf die Gesamtverfassung hatte das Zwischenhoch auch nicht. Das hat sich spätestens bei besagtem Stuttgart-Spiel herauskristallisiert. Denn schon vor dem Rückstand gab es Fehler, einmal bediente Waldemar Anton beispielsweise Deniz Undav, weil sein Rückpass komplett misslungen war.
(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)
Erkenntnis Nummer eins war also, dass ein paar Trainingstage noch nicht ausreichend sind, um einen nachhaltigen Effekt auf die mentale Beschaffenheit der Mannschaft zu haben. Weiterhin zeigte sich, dass die Entscheidungsfindung ein großes Problem ist. Und dabei ist es egal, ob es um Entscheidungen unter Druck oder mit Platz und Zeit geht. Mal kam der Schuss zu früh, dann wurde zu lange nachgedacht, dann wieder überhastet entschieden. Das beste Beispiel war die Aktion kurz vor dem 0:1, als Karim Adeyemi von rechts in den Strafraum zog und völlig unpräzise genau zwischen zwei einschussbereite Mitspieler passte. Das war eine glasklare Torchance, die verschenkt wurde.
Die schlechte Nachricht: Man teilt einem Spieler nicht einfach mit, wie er in Aktion X und Y zu handeln hat und dieser setzt das einfach so um. Die gute Nachricht: Man kann als Trainer Einfluss auf die Entscheidungsfindung nehmen. Je häufiger man Stresssituationen trainiert und je gefestigter die Grundsystematik ist, desto besser. Die Kehrseite der Medaille ist aber auch: Viel Zeit zum Trainieren bleibt nicht, es stehen zwei englische Wochen nacheinander auf dem Programm. Kovac muss also den Spagat finden zwischen schrittweiser Stabilisierung und nicht zu vielen inhaltlichen Veränderungen.
Auch wenn der neue Coach gar nicht so unzufrieden war, vor allem mit der Art und Weise, wie das Team intensive Läufe durchgezogen hat, bleibt eine Erkenntnis, die über allen anderen steht. Mit einem Platz in den Top-4 wird es extrem eng. Weil es technische Mängel gibt, der Kader auch mit den Neuzugängen noch nicht vollends homogen ist und weil es Zeit benötigt, um die entsprechenden Anpassungen vorzunehmen und zu implementieren. Zeit, die Dortmund einfach nicht hat. Auch aus diesem Grund werden die nächsten Wochen für die Schwarzgelben ein Belastungsprobe. Aber irgendwie war damit einfach auch zu rechnen.
(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)