Miasanrot
·29 gennaio 2025
Miasanrot
·29 gennaio 2025
Mindestens einen Rechenschieber, drei Bildschirme und ein koffeinhaltiges Heißgetränk sollte man bereithalten, um an diesem letzten Spieltag in der Königsklasse den Überblick zu behalten. Doch der FC Bayern machte es seinen Fans einfach, verpasste den notwendigen Kantersieg und gewann in einem blassen Spiel mit 3:1 gegen den Tabellenvorletzten aus der Slowakei.
Im ersten Jahr seiner Existenz sollte der neue Champions-League-Modus wahrlich nicht enttäuschen. So saßen nicht nur die Mathe-Profis im Saarland und Miasanrot-Chat, sondern auch das Trainerteam rund um Vincent Kompany das ganze Wochenende am Tabellenrechner, um mögliche Szenarien für das Weiterkommen der Münchner aus zu knobeln.
Als Fünfzehnter der Tabelle, eine Platzierung, die den Münchnern aus der Bundesliga gänzlich unbekannt ist, konnte der deutsche Tabellenführer nicht mehr den Einzug in die Play-offs verpassen. Aber die Vermeidung ebendieser, und damit der direkte Einzug ins Achtelfinale, würde einen hohen Heimsieg gegen den bis dato noch punktlosen Außenseiter Slovan Bratislava und Schützehilfe bedürfen.
Ohne Goretzka und Dier setzte Kompany auf eine geballte offensive Aufstellung mit fünf Angreifern. Sané, Olise, Müller und Tel sollten gemeinsam mit dem aus der Torkrise geretteten Kane die slawische Verteidigung geradezu sprengen. Aus dem Mittelfeld und über die Außenbahn sollten Boey, Kimmich und Pavlovic unterstützten sowie die verbleibende Innenverteidigung aus Stanisic und Kim absichern.
Die Aufstellung stellte einen vermeintlich guten Spagat zwischen Vollgas-Fußball auf dem Rasen und Rotation der angeschlagenen Spieler dar. Mit Tarek Buchmann sowie den Torhütern Max Schmitt und Leon Klanac standen drei Jugendspieler im Kader.
Für Bratislava war der Double-Header gegen die Bundesligisten aus Stuttgart und München in der Champions League der Lückenfüller bis zum Re-Start der Liga im Februar.
Die offensive Aufstellung ging direkt auf. In der achten Minute kam Kimmich am rechten Strafraumeck unbedrängt zur Flanke, die Müller am Fünfmeterraum einnickte. Sein zweiter Treffer in der laufenden Saison. In der Live-Tabelle rückten die Münchner dadurch auf den zehnten Rang vor.
In der Folge rückten die Bayern durch einen Ausgleich in Lille durch Feyenoord auf den neunten Rang vor, doch in der Allianz-Arena konnte sich die Heimmannschaft trotz erdrückender Überlegenheit nicht viele Großchancen herausspielen. Diese Großchance hatten in der 26. Minute die Gäste plötzlich aus dem Nichts. Doch anders als noch gegen Rotterdam konnte Neuer heute Abend retten.
Nach einer halben Stunde lagen die Münchner punktgleich mit Plätzen sieben bis zehn auf dem neunten Rang, nur zwei Tore hinter dem deutschen Rivalen Borussia Dortmund. Die vor dem Spiel groß angekündigte Offensive war nun mehr als überfällig. Doch ohne eine weitere echte Chance ging es in die Pause. Zur Halbzeit waren die Münchner wieder auf den zehnten Tabellenrang zurückgefallen, da Leverkusen gegen Prag in Führung ging.
Etwas überraschend wechselte Kompany in der Pause das Personal nicht. Wenig überraschend änderte sich daher auch in der Folge wenig. Im Gegenzug kamen die Gäste erneut gefährlich beim Umschalten vor das Tor der Münchner.
Nach einer Stunde reagierte Kompany doch und brachte mit Coman, Gnabry und Musiala gleich drei neue Offensive. Keine Minute später köpfte Kane das 2:0 nach Flanke von Musiala (63.). Neue Hoffnung keimte auf. Doch der Blick auf die Live-Tabelle verriet, dass die Münchner neben eigenen Toren auch Schützenhilfe von Glasgow, Prag oder Rotterdam benötigten.
Doch die anderen Spiele liefen nicht in die richtige Richtung und so hatten sich die Meisten schon mit dem Ergebnis sowie der Abschlussplatzierung abgefunden als Coman zum 3:0 traf (84.). Einen Abschluss von Gnabry konnte Takac retten, doch Coman konnte den Abpraller verwerten. Kurz danach hatte Sané noch die Chance auf 4:0 zu stellen, doch scheiterte mit seinem brachialen Schuss an der Querlatte.
In der 90. Minute traf Tolic für Bratislava sogar noch zum 3:1. Der Stürmer machte zunächst Guerrero nass, bevor sein humorloser Schuss an Neuer vorbei in die Maschen flog.
Durch dieses bittere Ende blieb den Münchnern nur der zwölfte Platz hinter Real, da Atalanta gegen Barcelona einen 0:2-Rückstand aufholte, Villa 3:2 gegen Celtic gewann und Lille die Feyenoord mit 6:1 abvesperte. Für die Bayern geht es nun also im Februar in die Playoffs, wo mit Manchester City der härteste Gegner droht. Währenddessen kann Liga-Rivale Leverkusen entspannt auf der Couch sitzen.
Den langweiligen sechsten Gruppenspieltag wollte die UEFA deutlich aufpeppen, und führte neben der Mega-Gruppenphase einen letzten, achten Gruppenspieltag mit Super-Mega-Konferenz ein. In der ersten Austragung wusste der Modus zu überzeugen. Für die einen Schwergewichte, wie den englischen Meister Manchester City, ging es darum, überhaupt die nächste Runde zu erreichen. Während andere in einem europaweiten Wettkampf um die direkte Qualifikation zum Achtelfinale die Teams spielten.
Fast minütlich fielen die Tore und die Rechner in den Übertragungswagen der Sender liefen heiß. Ein wahres Fest für die Freunde des Second- und Third-Screen.
In der Halbzeitpause waren für die Münchner noch alle Möglichkeiten offen: Gleich sechs Partien hatten noch Implikationen auf das Abschneiden des FC Bayern. Am realistischsten schien die Möglichkeit, dass Lille gegen Feyenoord den erneuten Ausgleich kassieren würde, während Flick, Lewa & Co. die Italiener von Atalanta schlagen würden. Gleichzeitig stand Manchester City nach der Brügger Führung vor dem Aus.
Als sich nach 90 Minuten der Nebel lichtete, war gar nicht so viel passiert. Manchester City hatte den Einzug in die Play-offs noch geschafft. Der FC Bayern war an der direkten Qualifikation für das Achtelfinale gescheitert. Insgesamt änderten sich in den Top 8 nur X Plätze. Also viel Rauch um wenig?
Der öffentlich bekannt gewordene Wechselwunsch von Mathys Tel hat in dieser Woche für Aufsehen gesorgt. Dabei soll wohl auch eine Ausleihe innerhalb der Bundesliga denkbar sein. Noch hat der Rekordmeister etwas Zeit, um diesem Wunsch nachzukommen. Der Youngster kann von der Spielzeit nur profitieren.
Doch heute hatte Tel erstmal die Gelegenheit, sich auf der größten Bühne zu zeigen. Trainer Kompany sagte, er sei “einer der Spieler, die uns helfen, Tore zu schießen”. Eine Rolle, der Tel in dieser Saison noch nicht gerecht werden konnte.
Wie eigentlich immer unter Kompany spielte Tel über links auf dem Flügel, was deutlich sichtbar nur seine zweitbeste Position ist. Aus dieser Position forcierte der Franzose viele Eins-gegen-Eins-Duelle, die er jedoch meist nicht produktiv nutzen konnte. Dabei stand er jedoch immer so zentral, dass das Feld sehr eng wird. In Abschlusssituationen kam er auch nicht. Man kann ihm wirklich nur wünschen, dass er bei seiner Leihstation in einer anderen Rolle agieren darf.
Viele Neue und Rückkehrer standen in der Startaufstellung. Böse Zungen in der Miasanrot-Redaktion behaupten, dass Kompany die Rotation doch wichtiger war als die kleine Restchance auf das Achtelfinale. Doch die etwas willkürlich zusammengewürfelte Aufstellung wollte, gerade in der ersten Halbzeit, überhaupt nicht passen.
Keiner derer, die sonst nicht in der Startelf spielen, drängte sich an diesem Mittwochabend auf. Zu oft mussten Spieler in Räumen agieren, die ihnen nicht lagen. Gleichzeitig bekam gerade Tel wenig Unterstützung auf der linken Seite. Bei Stanisic und Boey merkte man noch den Rost an.
Bei Stanisic darf zudem die Frage gestellt werden, ob der Verteidiger im System von Kompany einen Platz hat. Mit hoher Kette schwamm er bedenklich und verursachte durch sein Stellungsspiel die einzige Großchance der Gäste. Einziger Lichtblick war die hohe Passquote von 97% in der ersten Halbzeit, wobei diese oft auch Sicherheitspässe waren.
Tore: 1:0 Müller (8.), 2:0 Kane (63.), 3:0 Coman (84.), 3:1 Tolic
FC Bayern München: Neuer – Kimmich, Stanisic, M.-J. Kim, Boey (Gnabry, 62.) – Pavlovic, L. Sané, Olise, T. Müller (Müller, 62.), Tel (Coman, 62.) – Kane
Slovan Bratislava: Takac – Bajric, Kashia, Wimmer – Blackman, Savvidis, Szöke (Mustafic, 77.), Zuberu (Tolic, 77.) – Barseghyan (Mak, 70.), Strelec (Metsoko, 70.), Marcelli (Medvedev, 62.)