Rosenau Gazette
·31 marzo 2025
Gegentorlosserie adé

Rosenau Gazette
·31 marzo 2025
Nach der Länderspielpause ging es nun für den FC Augsburg in den Kraichgau. Der 14. der Bundesligatabelle aus Hoffenheim empfing in der PreZero Arena den neuntplatzierten FCA im Rahmen des 27. Spieltages der ersten Fußballbundesliga.
Die Form der beiden Clubs zeigt derzeit nach oben: Während der Gastgeber aus den letzten fünf Spielen acht Punkte erringen konnte, waren es beim FCA ganze elf. Insgesamt war der FCA vor der Partie seit zehn Spielen ungeschlagen. Damit waren die Augsburger mit 19 Punkten nach dem FC Bayern das zweitbeste Rückrundenteam der Bundesliga. Kann der FCA gegen Hoffenheim seine Serie weiterausbauen? Oder reißt sie, wie jede Serie einmal reißen muss?
Stammkeeper Finn Dahmen dürfte viel daran liegen, seine weiße Weste noch weitere Spielminuten zu wahren und damit dem Verein das Attribut „ungeschlagen“ weiter zu sichern: 613 Spielminuten ohne gegnerischen Treffer stand für Dahmen vor der Partie zu Buche. Auf der Gegenseite stand Nationalkeeper Oliver Baumann im Kasten, der noch unter der Woche beim furiosen 3:3 der DFB-Elf gegen Italien in Dortmund auf dem Platz stand. Die restliche Startelf des FCA blieb unverändert.
Schiedsrichter der Partie war Tobias Reichel aus Maichingen. An seiner Seite die Assistenten Christian Bandurski und Marcel Pilgrim, der vierte Offizielle war Michael Bacher. Als Videoassistenten fungierten Markus Schmidt (VA) und Markus Wollenweber (VA-A).
Und dann ging es los in der PreZero-Arena: Hoffenheim zeigte sich von Beginn an wach und griffig. Sie attackierten die Augsburger früh und setzen auf ein hohes Pressing. Der Spielaufbau der Augsburger kam so nicht zustande. Elvis Rexhbecaj und Jeffrey Gouweleeuw versuchten immer wieder, ihre Mannschaft aufzuwecken und nach vorne zu treiben.
Der FCA blieb in den ersten 30 Minuten äußerst harmlos. So exemplarisch in Minute 28, als Marius Wolf einen gut positionierten Freistoß nicht ausnutzen konnte und deutlich neben den Kasten setzte. Auch eine weitere Freistoßsituation der Augsburger in der 30. Spielminute fand keinen Abnehmer und blieb folgerichtig harmlos.
Die Standards wollten den Augsburgern insgesamt in der ersten Halbzeit nicht so richtig gelingen. Auch lange Bälle aus der eigenen Hälfte fanden die Abnehmer in Persona von Tietz und Claude-Maurice nicht. Wenn mal etwas nach vorne ging, dann über den agilen Wolf, der die ein oder andere Flanke gen Strafraum schlug. Jedoch konnten auch die Hoffenheimer defensiv alles abräumen.
In Summe bemühten sich die Kraichgauer in der ersten Hälfte etwas mehr, offensive Momente zu kreieren und kamen das ein oder andere Mal gefährlich vor das Augsburger Tor. Der FCA stand defensiv wiederum stabil, kam aber kaum zu nennenswerten Offensivaktionen. Viele Fehlpässe prägten das Spiel. Für den Zuschauenden wahrlich kein spielerisches Leckerbissen bis dato.
Kurz nach der Halbzeit durfte der FCA die Führung feiern (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Und was für ein Auftakt in Halbzeit zwei! Während sich das Publikum noch langsam auf seinen Plätzen einfand, erzielte der FCA direkt nach dem Wiederanpfiff den Führungstreffer. Samuel Essende glänzte als eiskalter Goalgetter, nachdem er 16 Sekunden zuvor für den fleißigen, aber blassen Tietz eingewechselt wurde. Der schöne Flankenball stammte von Zesiger, die Abnahme volley mit der Innenseite formvollendet von Essende. Rekordtor in der Bundesliga – schneller hatte noch kein Joker getroffen.
Dies gab dem FCA sichtlich Selbstbewusstsein – plötzlich lief die Kugel munter durch die eigenen Reihen. Auch die von mir geschätzten 1500 mitgereisten Augsburg-Fans machten richtig Stimmung im Gästeblock. Spannend hingegen zu sehen, dass in der PreZero-Arena auf den Tribünen einige (!) Plätze freiblieben. So wunderte es kaum, dass nur rund 21.000 Zuschauerinnen und Zuschauer als offizielle Zahl ausgegeben wurde.
Die Hoffenheimer auf dem heimischen Platz gaben sich ob dieser Tatsache jedoch nicht auf, sondern spielten sich immer wieder nach vorne. Oft brachte noch ein Augsburger Abwehrspieler ein Bein dazwischen. Oder wie im Falle der 65. Spielminute fälschte gar ein eigener Mitspieler der TSG den gefährlichen Ball ins Toraus ab. Da wäre deutlich mehr drin gewesen.
Schrecksekunde für den FCA in Minute 67: Finn Dahmen fasste sich mehrfach an den Kopf, nachdem er bei einer Rettungsaktion im Sechszehner ebendort getroffen wurde. Er konnte jedoch nach kurzem Durchschnaufen weiterspielen. Wenn er wüsste, was wenige Minuten später noch auf ihn zukommen sollte…
In Minute 70 endete nämlich der „Gegentorlosrekord“. Jeffrey Gouweleeuw sprang der Ball an den Unterarm und Schiedsrichter Reichel zeigte sofort auf den Punkt. Eine harte Entscheidung. Kramaric verlud Dahmen bei der Ausführung vom Elfmeterpunkt. Ausgleich,1:1. Bitter für den FCA! Zu diesem Zeitpunkt aber nicht ungerecht, dass Hoffenheim hier ausglich, allerdings ist das Zustandekommen natürlich strittig.
Beim FCA kam dann nicht mehr ganz so viel zustande, der Gegentreffer hatte offensichtlich Wirkung gezeigt. Hoffenheim hatte sich hinten eingeigelt und die Räume nach dem Ausgleich recht dicht gemacht. Einzig Claude-Maurice versuchte es mal aus der Distanz, aber der Ball ging deutlich über den Kasten von Baumann im TSG-Tor.
Wenn die Augsburger im Vorwärtsgang die Kugel verloren, ging es auf der Gegenseite bei den Hoffenheimern zügig nach vorne. Bei einem Sprintduell zwischen „Captain Jeff“ und Stach drängte der Augsburger Verteidiger den Sechser der TSG noch erfolgreich ab, sodass die Aktion an Brisanz verlor. Da war aber definitiv mehr drin für die Kraichgauer – die mehr ins Spiel investierten.
Die Gästemannschaft aus bayerisch Schwaben war sichtlich um Entlastung bemüht, die Hoffenheimer drängten hingegen auf die Führung. In Minute 85 klärte Dahmen in letzter Not im Fünfer vor Tabakovic, traf den Stürmer danach am Kopf. Dieser blieb erstmal reglos liegen, Schiedsrichter Reichel zeigte unmittelbar auf den Punkt. Völlig unverständlich und so intervenierte auch der Linienrichter, sodass der Elfmeter folgerichtig zurückgenommen wurde.
Die letzten fünf Spielminuten war die Partie völlig zerfahren. Beide Mannschaften wollten nicht punktlos bleiben und schlugen die Bälle jeweils ohne Not weit nach vorne. Insgesamt kann man aber im Nachgang sagen, dass Hoffenheim in den letzten 20 Spielminuten mehr nach vorne investiert hat als der FCA. Der hat sich doch deutlich zu passiv gezeigt, um hier mehr als einen Punkt aus der PreZero Arena zu entführen. Dies hätte sich am Ende fast noch gerächt.
„Wenn du 1:0 führst und das Spiel im Griff hast, ist ein Punkt enttäuschend. Auf der anderen Seite war unsere Leistung nicht so, wie ich es erhofft hatte“,resümiert Jess Thorup in der Sportschau.
Das Spiel im Griff haben ist eigentlich stark übertrieben, gerade in der letzten halben Stunde der zweiten Halbzeit und in den ersten 25 Minuten der ersten Halbzeit war Hoffenheim stärker als der FCA und dementsprechend besser in der Partie. Zubuche stehen xG Werte von 1,73 für Hoffenheim und 0,69 für den FCA. Dies entspricht auch ungefähr meiner Wahrnehmung vor Ort nahe des Feldes. Und ich muss sagen, von der Pressetribüne aus hatte ich beste Sicht! 🙂
Was ist nun mein Fazit zur Partie? Der FCA verschlief die erste Halbzeit offensiv komplett, hier hätte Hoffenheim schon gut und gerne in Führung gehen können. Defensiv sind die Augsburger aber wieder stabil gestanden und haben die meisten Aktionen gut verteidigen können. Allerdings ging dies zulasten der Offensive, Tietz hing beispielsweise völlig in der Luft.
In der zweiten Halbzeit waren die Augsburger nach vermutlich entsprechender Halbzeitansprache vom Coach hellwach und erzielten ein wirklich schön herausgespieltes Tor. Jedoch verfiel man dann wieder in „alte Muster“ – erst kurzes Aufbäumen mit dem Selbstbewusstsein der Führung im Rücken, um dann wieder lethargisch und passiv zu werden. Plötzlich war sogar Finn Dahmen nervös in seinen Aktionen und die Abwehr stand auch nicht mehr so stabil wie gewohnt, weil Hoffenheim die Zügel anzog.
Der FCA hatte dann am Ende doch etwas Glück, nicht als Verlierer vom Platz zu gehen. In Halbzeit zwei gab es auch kaum nennenswerte Torchancen, die, die dann zustande kamen, konnte Baumann klären. Diese Passivität hatte dem FCA schon das ein oder andere mal Punkte gekostet. Da wünsche ich mir persönlich etwas mehr Mut, selbst verstärkt auf die Führung zu spielen und mutig zu wechseln, indem zum Beispiel Mert Kömür eingewechselt wird.
Beide Elfmeter, die gegen die Augsburger gepfiffen wurden, waren zumindest strittig. Der erste Elfmeter war eine harte Entscheidung gegen Jeffrey Gouweleeuw, der den Ball aus kürzester Distanz vom Fuß des Nebenmanns an den schlaffen Oberarm kriegt. Die Spieler des FCA protestierten heftig – meines Erachtens zurecht. Der „Elfmeter-Verursacher“ selbst sagte im Sky Interview: „Von einem Meter schießt er auf Chris und der Ball kommt an meinen Arm. Der Ball geht ja weg vom Tor. Ich bin in Bewegung. Was soll ich da machen?“ Im Nachgang bestätigte auch der DFB in Person von Alex Feuerherdt die Fehlentscheidung gegenüber Sky: „Es wäre richtig gewesen, weiterspielen zu lassen. Eine Intervention des Video-Assistenten wäre angebracht gewesen.“
Der zweite Elfmeter, manche nahmen die Elfmeterentscheidung der Spielleitung gar nicht wahr, war wirklich hanebüchen. Dahmen klärte mit den Fäusten im Fünfer, der gegnerische Stürmer rauscht heran und kriegt nach der Klärung die Fäuste an den Kopf. Unglücklich, sicher auch schmerzhaft, aber beileibe kein Elfmeter für die TSG. Gut, dass die Entscheidung revidiert wurde.
Dahmens Torrekord ist durch den ersten Elfer gebrochen worden – das dürfte ihn persönlich sehr ärgern. Jedoch stehen am Ende ein Punkt, die ungeschlagene Serie in der Rückrunde geht weiter und die Tabellensituation sieht auch gut aus bei näherer Betrachtung mit nun 39 Punkten nach 27 Spieltagen.
Wird der FCA aber kommende Woche so beim Rekordmeister aus München antreten und auftreten, kann das ggf. eine deutliche Klatsche bedeuten. Zwar sind die Münchner Bayern derzeit selbst nicht in der besten Verfassung und gewannen gegen den FC St. Pauli nur mit 3:2 – aber die Abteilung Attacke um Musiala, Olise, Kane und Sané wird bei aller Liebe die Augsburger mehr fordern als die Hoffenheimer Kramaric, Orban und Bülter an diesem Wochenende. Derzeit ist in München nämlich definitiv was zu holen, wenn die defensive Stabilität geboten ist und man nicht die offensiven Bemühungen komplett einstellt.