REAL TOTAL
·2 febbraio 2025
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Carlo Ancelotti (r.) muss erst mal ohne Antonio Rüdiger auskommen – Foto: Denis Doyle/Getty Images
Real Madrids Gastspiel am Samstagabend bei RCD Espanyol, das in einer Niederlage 0:1 mündete, lieferte mal wieder reichlich Anlass für Gesprächsstoff und Diskussionen. Da war einerseits natürlich die überaus diskutable Schiedsrichterleistung von Referee Alejandro Muñiz Ruiz respektive dessen Videoassistenten Javier Iglesias Villanueva, die den späteren Siegtorschützen Carlos Romero trotz eines brutalen Einsteigens von hinten gegen Kylian Mbappé in der 61. Minute nicht des Feldes verwiesen und somit, neben zweier weiterer überaus strittiger Elfmetersituationen, den Ausgang der Partie maßgeblich beeinflussten. Andererseits ließe sich auch wieder trefflich über die Schwierigkeiten der Blancos diskutieren, einen massiven, tiefen Block des Gegners effektiv zu bespielen. Und doch gab es einen weiteren Vorfall, der die kommenden Wochen der Königlichen sogar noch maßgeblicher beeinflussen könnte: Nämlich die verletzungsbedingte Auswechslung von Antonio Rüdiger in der 14. Minute., der sich an den rechten hinteren Oberschenkel griff und sofort signalisierte, nicht weiterspielen zu können.
Eine Entwicklung, die sich die letzten Wochen schon andeutete, schließlich plagt sich der gebürtige Berliner schon seit geraumer Zeit mit Problemen im linken Knie herum. Jetzt also die (zwangsläufigen) muskulären Probleme auf der anderen Seite. Eine Verletzung, die mit Blick auf das Pensum des Innenverteidigers in den letzten eineinhalb Jahren wenig verwundert: So absolvierte der 31-Jährige in der vergangenen Spielzeit inklusive Einsätze bei der Nationalmannschaft 5.704 Spielminuten, in der aktuellen Saison steht er wettbewerbsübergreifend bereits wieder bei 3.176 Minuten – kein Madrilene hatte mehr!
In Expertenkreisen gilt die 3000-Minuten-Marke als diejenige Grenze, die einerseits für einen signifikanten Einbruch in der Leistung sorgen kann, und andererseits als der Zeitpunkt, an dem das Verletzungsrisiko enorm ansteigt. Das Tückische: Jener Effekt beziehungsweise die Nachwirkungen ziehen sich zumeist auch in die folgende Spielzeit. Auf Rüdiger, der jetzt bereits in der zweiten Saison in Folge diese Marke frühzeitig reißt, trifft beides zu: Zum einen hatte Reals Abwehrchef in dieser Spielzeit bisher mit enormen Formschwankungen zu kämpfen, nun also die Verletzung.
Die große Frage, die sich in diesem Zusammenhang unmittelbar aufdrängt: Hätte diese (und auch weitere) Verletzung(en) verhindert werden können? Dass die Belastung der Spieler mit Blick auf den Kalender ins schier Unermessliche steigt, ist das eine. Dass die Vereine aber hinsichtlich Kaderplanung und Minutenmanagement ebenfalls in der Verantwortung stehen, das andere. Und genau hier liegt im Fall der Königlichen die Krux begraben: Selbstverständlich lässt sich die Kaderplanung, vor allem auf mit Blick auf die im Vorfeld bekannte XXL-Saison, (mal wieder) als fahrlässig betiteln, da die nötige Kadertiefe schlichtweg nicht vorhanden ist. Real hat 22 Profis eingetragen, in LaLiga wären 25 erlaubt. Andererseits muss sich Ancelotti durchaus den Vorwurf gefallen lassen, den vorhandenen Kader nicht zwangsläufig in vollem Maße zu nutzen respektive manche Spieler bis an die Belastungsgrenze auszuquetschen.
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Natürlich sind Verletzungsthematiken ein vielschichtiges Themengebiet, wo vielerlei Faktoren eine Rolle spielen: Training, Belastungssteuerung, Ernährung, Regenerationsstrategien und natürlich nimmt auch der eng getaktete (internationale) Kalender mittlerweile eine exponierte Rolle in dieser Hinsicht ein. Dennoch ist das Minutenmanagement ein wichtiger Faktor, der in der Verletzungsprävention den Unterschied machen kann, von Spitzenteams allgemein jedoch nicht immer optimal eingesetzt wird.
Der nächste Spieler, der dem mangelhaften Minutenmanagement Ancelottis zum Opfer fallen könnte: Dauerbrenner Federico Valverde, der vergangene Saison auf insgesamt 5.531 Spielminuten kam und auch in dieser Spielzeit ist die 3.000er-Marke längst geknackt und der Uruguayer steht bei 3.387 absolvierten Minute. Ist die nächste Verletzung auch hier also nur eine Frage der Zeit?
Mit Blick auf Rüdigers mittlerweile vom Verein bestätigte Verletzung und potentielle Ausfallzeit von zwei bis drei Wochen, die vor den anstehenden Champions-League-Playoffs mit Manchester City sowie dem Derby am 8. Februar überdies noch zur absoluten Unzeit kommt, ist man geneigt zu sagen, dass immerhin David Alaba wieder zur Verfügung steht. Doch im Falle des Österreichers sollte man nicht unbedingt zu hohe Erwartungen schüren, zumal man mit Éder Militão bereits ein Negativbeispiel in den eigenen Reihen weiß, wo ein „zu früh zu viel“ die nächste große Verletzung – einen zweiten Kreuzbandriss innerhalb eines Jahres – nach sich zog. Dass der Österreicher zudem gleich voll in eine englische Woche startet, ist eine utopische Vorstellung – und wäre dem Spieler gegenüber auch unverantwortlich.
Für die nächsten Wochen gilt es für Ancelotti auf jeden Fall, beim Minutenmanagement mit der nötigen Sensibilität vorzugehen, um weiteren langfristigen Ausfällen vorzubeugen – und zwar mit Blick auf den gesamten Kader. Und für die Vereinsführung ist es möglicherweise der nötige letzte Fingerzeig, um die Kaderplanung für die kommende Saison hinsichtlich Breite und Tiefe entsprechend zu überdenken.
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