Rund um den Brustring
·4 febbraio 2025
Rund um den Brustring
·4 febbraio 2025
Am letzten Tag des Transferfensters wechselt der VfB seine Innenverteidiger einmal kräftig durch: Anthony Rouault wechselt nach Rennes, für die Ablöse verpflichtet Fabian Wohlgemuth Finn Jeltsch vom 1. FC Nürnberg und Luca Jaquez vom FC Luzern. Wir stellen Euch die Neuzugänge vor und versuchen uns an einer Einordnung.
Es war einmal ein Sportdirektor, dem kam kurz nach Saisonbeginn der Kapitän und Abwehrchef abhanden. Und er verpflichtete den knapp 30jährigen Karim Haggui von Hannover 96. Als das nicht reichte verpflichtete er in der nächsten Saison Adam Hlousek. Und als auch das nicht fruchtete und der Verein fast abstieg, wurde der Sportdirektor entlassen und sein Nachfolger verpflichtete Toni Sunjic. Und lieh sich Federico Barba aus Italien. Und der Verein kassierte 75 Gegentore — so viel wie nie zu vor und nie wieder in seiner Bundesliga-Geschichte und stieg ab.
Nun heißt Fabian Wohlgemuth nicht Fredi Bobic oder Robin Dutt, sondern eben Fabian Wohlgemuth, aber auch er musste im vergangenen Sommer nicht nur einen Innenverteidiger seiner Vizemeister-Mannschaft ersetzen, sondern gleich zwei und dann auch noch seinen Kapitän und Abwehrchef. Der VfB ist aktuell zwar nicht auf Kurs, am Ende 75 Gegentore kassiert zu haben, 30 Gegentore in 20 Bundesliga-Spielen sind allgemeinem Empfinden dennoch zu viele, vor allem wenn die Zahl der geschossenen Tore nicht wesentlich höher ist und so auf dem Weg zu einer Rückkehr auf die europäische Bühne zuletzt ein paar Punkte fehlten. Und jetzt wechselt auch noch kurz vorm wichtigen Pokal-Viertelfinale der einzige andere fitte, bundesligaerfahrene Innenverteidiger neben Jeff Chabot zurück nach Frankreich. Quel malheur!
Zur allgemeinen Unruhe, die nach unter Sebastian Hoeneß unerhörten drei Niederlagen in Folge entstanden ist, kam dann noch, dass Wohlgemuth die kolportierten 13 bis 15 Millionen Euro, die er für Rouault aus Rennes erhielt, nicht etwa in einen Abwehrspieler des Typs Sergios Ramos investierte, sondern in zwei Talente: Den 21jährigen Luca Jaquez vom FC Luzern, U21 Nationalspieler der Schweiz, und den 18jährigen Finn Jeltsch vom 1. FC Nürnberg, der an der Seite von VfB-Nachwuchsspieler Max Herwerth vor zwei Jahren u17-Weltmeister wurde. Wie riskant diese Rochade in einer wichtigen Saisonphase ist und was sie uns mittelfristig bringen könnte, dazu später mehr. Zunächst soll es um unsere beiden Neuzugänge gehen. Was beide verbindet: Sie sind Nachwuchsnationalspieler, haben bisher ausschließlich in ihrer Geburtsstadt oder im unmittelbaren Umfeld gespielt und wagen damit mit dem Wechsel nach Stuttgart den ersten Schritt in die Fremde. Und: Sie können bereits auf eine für ihr Alter beachtliche Erfahrung im Profifußball verweisen.
Jeltsch Anfang der Saison beim FCN. © Juergen Schwarz/Getty Images
Beginnen wir mit Finn Jeltsch. Der wurde am 17. Juli 2006 in Neuendettelsau, südwestlich von Nürnberg geboren. Mit neun Jahren wechselte er 2015 vom lokalen Amateurverein SV Raitersaich ins Nachwuchsleistungszentrum des damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Wie Marcus vom Fan-Podcast Total Beglubbt zu berichten weiß, war er in der Saison 2022/23 mit 16 schon Kapitän der U17 in der A‑Junioren-Bundesliga Süd-/Südwest und durchlief parallel die Nachwuchsmannschaften des DFB. 2023 gewann er dann mit der U17-Nationalmannschaft erst im Mai die Europameisterschaft und wurde im November auch noch Weltmeister und absolvierte bei beiden Turnieren fast jedes Spiel. In der gleichen Saison führte er auch mit dann 17 Jahren die A‑Jugend des Clubs als Kapitän aufs Feld und stand gleichzeitig am 29. Oktober das erste Mal im Profikader und saß beim Auswärtsspiel in Kiel auf der Bank. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde er dann zur Halbzeit beim Stand von 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern eingewechselt und gab diese Position weder in den verbleibenden zwölf Saisonspielen, noch in der bisherigen Saison wieder her — mit Ausnahme zweier Spiele, die er wegen muskulärer Probleme verpasste.
Das führt dazu, dass Jeltsch innerhalb eines Jahres im Profifußball bereits 33 Pflichtspiele bestritten hat und knapp 3.000 Einsatzminuten in den Beinen hat. Zum Vergleich: Anthony Rouault kam in eineinhalb Jahren — natürlich auf einem anderen Niveau, aber auch schon mit mehr Erfahrung, auf etwas mehr als 3.100 Minuten für den VfB. Nun gehört der Club — leider — in der zweiten Liga auch schon länger nicht mehr zur Spitzengruppe, nach dem letzten Abstieg 2019 kam man nicht mehr über Platz 8 hinaus, die letzten beiden Spielzeiten beendete man auf einem zweistelligen Tabellenplatz und auch aktuell ist man nur Zehnter. Das sollte aber nicht davon ablenken, dass Jeltsch nach Can Uzun und Nathaniel Brown, die es nach Frankfurt zog, bereits der dritte NLZ-Absolvent des FCN ist, der es in kurzer Zeit zu einem gehobenen Bundesligaverein geschafft hat.
Sieht man einmal davon ab, dass Jeltsch eben mit 18 Jahren noch sehr jung ist und zum ersten Mal auf diesem Niveau spielt, passt sein Spiel vielleicht noch besser in das Anforderungsprofil von Sebastian Hoeneß, als das bei Anthony Rouault der Fall war. FCN-Fan Chris sieht seine Stärken in der Dynamik und im Zweikampf: “Er schaltet sich aufgrund seines Tempos und für sein für einen Innenverteidiger sehr gutes Dribbling auch häufig ins Offensivspiel mit ein.” Club-Fan Michael betont zudem seine Übersicht bei der Spieleröffnung. Podcaster Marcus beschreibt Jeltsch zu dem als “für sein junges Alter bereits unglaublich abgeklärt und stressresistent.” Zudem, so Chris, habe er in der Vergangenheit auch schon als Kapitän Verantwortung übernommen. Schwächen sieht Marcus beispielsweise im Kopfballspiel, 188 Zentimeter sind jetzt für einen Innenverteidiger in der Tat nicht unbedingt Gardemaß. Auch das Stellungsspiel bezeichnen unsere Experten noch als ausbaufähig und damit zusammenhängend, wie bei vielen jungen Spielern, auch die Entscheidungsfindung. Die Defensive, so Marcus, sei seit Jahren nicht gerade die “Schokoladenseite” des Clubs, das liege aber am wenigsten an Jeltsch.
Direkt angesprochen auf seine Kompatibilität mit dem Hoeneß-Fußball, sind sich unsere Experten einig. Unter Ex-Trainer Christian Fiél agierte Jeltsch noch als rechter Innenverteidiger einer Viererkette, der aktuelle Club-Trainer Miroslav Klose lässt mit einer Dreierkette spielen, aus der sich Jeltsch immer wieder löst, auf die Sechserposition vorrückt und in den Spielaufbau eingreift, eine Spielweise die etwas an Waldemar Anton in der letzten Saison erinnert. Im Derby gegen Fürth leitete er (Rückennummer 4) sogar das 4:0 durch Stefan Schleimer erst ein und legte es dann im gegnerischen Strafraum direkt auf.
Auch für den flachen Spielaufbau unter Pressingdruck sehen ihn die FCN-Fans als geeignet an oder wie Marcus es formuliert, Jeltsch sei jemand “der gefühlt gar keinen langen Ball als letzten Ausweg kennt.” Dabei profitiere er auch von seiner Technik, seinem guten Auge und der Erfahrung auf der Sechserposition in den Nachwuchsmannschaften. Chris sieht ihn auch als für die Position des Rechtsverteidigers geeignet. Marcus beschreibt ihn zudem als sehr geerdet und ruhig, aber mit Verantwortungsbewusstsein auf dem Platz.
Finn Jeltsch scheint also jemand zu sein, der sich perfekt in das System von Sebastian Hoeneß hinein entwickeln kann. Ob er allerdings auch eine Soforthilfe ist, die die Abwehr stabilisiert, bleibt offen. Marcus hätte ihm lieber noch ein halbes Jahr regelmäßige Spielpraxis in der zweiten Liga angedeihen lassen, die ihm in Stuttgart voraussichtlich nicht im gleichen Maße zur Verfügung stehen wird. Außerdem verlässt Jeltsch mit dem Wechsel erstmals die fränkische Heimat, was man auch nicht unterschätzen dürfe. Den Sprung in die Bundesliga trauen ihm definitiv alle zu, wobei Chris einschränkt, dass er vermutlich noch nicht direkt eine Hilfe ist.
Nun zu Luca Jaquez. Der kam etwas mehr als drei Jahre früher als Jeltsch am 2. Juni 2003 auf die Welt und zwar im schweizerischen Luzern. Nach ersten Schritten beim SC Obergeissenstein, dessen Sportanlage in der Nähe des Vierwaldstätter Sees liegt, wechselte er bereits mit elf Jahren in den Nachwuchs des FCL und durch lief dort, ähnlich wie Jeltsch, die Jugendmannschaften sowie parallel die U‑Mannschaften der Schweizer Nati. 2022, also noch mit 18 Jahren, gelang ihm mit der U21 des Vereins der Aufstieg aus der vierten Liga in die drittklassige Promotion League. Gleichzeitig saß er aber damals schon bei den Profis in der Super League auf der Bank und debütierte vor knapp drei Jahren am 30. Januar 2022 beim 0:3 gegen den FC Basel in der höchsten Schweizer Spielklasse. Zuvor hatte er übrigens in den Nachwuchsmannschaften vor allem in der Offensive gespielt.
Der Aufstieg der U21, verrät uns FCL-Fan Benito, war — ähnlich wie beim VfB — wichtig für den Nachwuchs der Luzerner, da die jungen Spieler dort bereits Profiluft schnuppern konnten, bevor sie das in der ersten Mannschaft tun. Denn die Durchlässigkeit zwischen Jugend und Profis ist in Luzern ziemlich groß, wie Daniel Wyrsch, Redakteur bei der Luzerner Zeitung erklärt: “Allein in den etwas mehr als drei Jahren unter Frick gaben 15 eigene Nachwuchsspieler ihr Debüt in der höchsten Liga. In Sachen Spielminuten der Spieler unter 22 Jahren ist der FCL mit großem Abstand die Nummer 1.” Überhaupt, Trainer Mario Frick: Der langjährige Kapitän der lichtensteinischen Nationalmannschaft ist bereit seit Dezember 2021 Trainer beim FCL und begleitet damit nicht nur die Karriere von Jaquez über einen längeren Zeitraum, sondern auch den anderer Talente. Im Schnitt, betonen beide Experten, stehen in jedem Spiel fünf Kicker aus dem eigenen Nachwuchs auf dem Platz. Frick verkörpere den Luzerner Weg, erklärt uns FCL-Fan Maxi, der ein bisschen an die erste Generation der jungen Wilden beim VfB erinnert: Der Verein steht finanziell auch aktuell nicht gut da und setzt deshalb primär auf die eigene Jugend.
Jaquez 2021 bei der Schweizer U19. © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
In der Saison 2022/2023 pendelte Jaquez zwischen Einsätzen und Kadernominierungen in der ersten Mannschaft und Einsätzen in der U21, die am Saisonende gar Meister der dritten Liga wurde. Die Profimannschaft schloss die Saison als Vierter ab und scheiterte Anfang der vergangenen Spielzeit in der zweiten Runde der Conference League-Quali an Hibernian aus Edinburg. Jaquez jedoch avancierte in der Liga zum Stammspieler, verpasste nur acht von 38 Spielen und belegte am Ende mit dem FCL Platz 1 der Relegationsrunde, also der unteren Hälfte der nach dem 33. Spieltag geteilten Liga. Daniel Wyrsch zufolge war der mittlerweile 20jährige wesentlich abgeklärter und ruhiger am Ball als noch in der Vorsaison. Benito merkt an, dass der FCL zu dieser Zeit auch einen Mangel an Innenverteidigern hatte, die regelmäßigen Einsätze stärkten das Selbstvertrauen des Spielers jedoch scheinbar eher, als dass sie ihn überforderten. Maxi führt zudem an, dass er robuster im Zweikampf und in der Luft wurde.
In der aktuellen Saison steht der FCL nach dem 2:0 gegen Luzern am Sonntag — ein Tor von Ex-VfBler Adrian Grbic — weiterhin auf Platz 3 der Super League. Jaquez stand bei dieser Partie schon nicht mehr im Kader, bestritt aber auch in dieser Saison schon 20 Spiele und traf sogar insgesamt drei Mal. Insgesamt kommt er für die Profis des FC Luzern schon auf 66 Spiele und über 5.000 Minuten Einsatzzeit. Mittlerweile ist er laut Daniel Wyrsch eine tragende Säule der FCL-Abwehr, von der viele erwartet hätten, dass er trotz Interesses vom französischen Tabellenvierten und Champions League-Achtelfinalisten Lille OSC noch bis Saisonende bleibt. Auch in der Schweizer U21 ist er Stammspieler, Benito erwartet sogar im März eine Nominierung für die A‑Nationalmannschaft. Scheinbar verglich ihn Mario Frick nicht umsonst früh mit Nationalspieler Manuel Akanji von Manchester City, wie Daniel Wyrsch uns verrät.
Benito beschreibt Jaquez als sehr zweikampfstark, der Journalist der Luzerner Zeitung charakterisiert ihn folgendermaßen: “Er spielt technisch sauber und ist ruhig am Ball und in der Abwehrarbeit. Seine langen Bälle sind präzis, die Spielauslösung kann sich sehen lassen. Sein Kopfball ist defensiv wie offensiv gut.” Auch die Anforderungen seines neuen Trainers scheint er also zu erfüllen. Benito berichtet zudem, dass er Pressingmomente gut übersteht und anschließend für eigene Konter nutzt und auch sonst gut in der Spieleröffnung sei. Alle Experten sind sich einig, dass er sich auch beim VfB schnell sportlich einfinden wird. Was seine Schwächen angeht, fasst es Benito am Besten zusammen: “Eine Schwäche ist, dass er sich eigentlich nur selbst im Weg stehen kann bei seiner Karriere.” Auch Maxi kann keine wirklichen Schwächen festmachen und Daniel Wyrsch betont auch auf Nachfrage nochmal, dass er eigentlich keine Schwäche hat — und hier spricht der Journalist, nicht der Fan. Natürlich bedeute der Wechsel in die Bundesliga auch eine Umstellung für ihn, er habe sich aber auch in der Vergangenheit schnell an neue Herausforderungen angepasst. Auch Benito ist sich sicher “Er wird sich schnell ans Klima anpassen. Er hat diesen Leader-Gen in sich. Er reisst das Spiel an sich und zeigt seine Mentalität über volle 90 Minuten.”
Bevor wir zu einer Einordnung kommen, noch ein paar interessante Notizen: Denn natürlich verbindet den VfB nicht nur ein Testspiel gegeneinander in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison — bei dem Jaquez als Kapitän auf dem Feld stand — sondern die Person von Sportdirektor Christian Gentner, der seine Karriere beim FCL beendete, bevor er Leiter der Lizenzspielerabteilung bei uns wurde. Alle Experten sind sich einig, dass er auch bei diesem Transfer eine Rolle spielte, zudem merkt Daniel Wyrsch an, dass U21-Spieler Leny Meyer, der im August letzten Jahres zur U21 des VfB stieß, der Sohn von FCL-Sportchef Remo Meyer ist. Jaquez’ Mutter, das als kleine Anekdote noch, arbeitet seit 30 Jahren als Sekretärin bei der Luzerner Zeitung und zog ihren Sohn alleine groß.
Beide, Jeltsch und Jaquez, sind also durchaus interessante Talente, die ziemlich perfekt zur Spielweise des VfB passen. Während Jeltsch ein für einen Innenverteidiger fast schon spektakulärer Spielertyp zu sein scheint, hat sich Jaquez auf einem etwas höheren Level schon bewiesen und scheint näher an der Bundesliga dran zu sein als Jeltsch. Beide kommen mit der Empfehlung sehr guter Jugendarbeit in ihren Vereinen nach Bad Cannstatt und beiden wird eine große Zukunft vorausgesagt, nicht nur im Verein, sondern teilweise auch im Nationaltrikot. In der Gegenwart wird der VfB jedoch heute Abend aller Voraussicht nach mit Jeff Chabot und Anrie Chase im DFB-Pokal-Viertelfinale auflaufen. Beim Vertikalpass hat Andreas mal wieder Photoshop ausgepackt und zieht einen durchaus nicht ganz unpassenden Vergleich zu Fabian Wohlgemuths Vorgänger Sven Mislintat und resümiert: “Statt westfälischer Hausmannskost tischt uns Fabian Mislinmuth mittlerweile innovatives Fusion Food auf. Er läßt sich nicht von einem kurzfristigen personellen Engpass leiten. Das geht selten gut. Auch ein erfahrener Verteidiger muss ankommen und sich mit dem Hoeneß-Ball vertraut machen.” Noch treffender ist aber noch folgender Satz: “Der Sport-Vorstand denkt an die Zukunft, hofft bei beiden Perspektivspielern aber auch auf Verstärkungen in der Gegenwart.”
Denn in der Tat setzt der VfB die 13 bis 15 Millionen für Anthony Rouault durchaus geschickt ein. Denn weder Jeltsch noch Jaquez sind derart blutjung und unerfahren, wie es beispielsweise Enzo Millot war, der gerade erst zwei Ligue 1‑Spiele für Monaco bestritten hatte und beim VfB zunächst sogar noch in der Regionalliga zum Einsatz kam. Gleichzeitig scheinen sie ein ähnliches Potenzial zu haben wie er und beide könnte man ohne Bedenken wohl auch schon in Kürze in der Bundesliga auf den Platz stellen — mittelfristig sind sie gerade mit ihren Stärken durchaus starke Konkurrenz für Ameen Al-Dakhil oder auch Leonidas Stergiou, auch wenn der ja eher auf der Außenposition beheimatet ist. Anthony Rouault so kurzfristig ziehen zu lassen, ist natürlich trotzdem nicht ohne Risiko, für diese Ablöse aber fast schon alternativlos. Das Weiterkommen gegen Augsburg und auch die Teilnahme am Europapokal sollte indes nicht in dieser Woche auf der Innenverteidiger-Position entschieden werden.
Wie Sebastian Hoeneß auf der Pressekonferenz am Montag durchblicken ließ rechnet man womöglich übernächstes Wochenende gegen Wolfsburg schon wieder mit Al-Dakhil. Außerdem bestätigte er meine These, dass die zu vielen Gegentor nicht nur etwas mit der Abwehrleistung zu tun haben, sondern auch damit, dass es dem VfB aufgrund der unterdurchschnittlichen Chancenverwertung in dieser Saison nicht gelingt, ein Spiel früh zu zu machen, was dazu führt, dass auch die Gegner irgendwann ihre Chancen wittern und nutzen. Und überhaupt hat der VfB die letzten beiden Ligaspiele nicht verloren, weil ihm es ihm an Qualität fehlte — sondern an Haltung. Zum Beispiel bei Anthony Rouault, der den Ball vor dem entscheidenden 2:1 verstolperte. Kurzfristig mag die Mannschaft in der Innenverteidigung also eine personelle Engstelle haben — das hat uns aber auch nicht von einer passablen Hinrunde abgehalten. Mittel- und langfristig bin ich froh, dass unser Sportvorstand nicht mehr Bobic oder Dutt heißt. Und ich bin mir sicher, dass wir Waldemar Anton auch in Zukunft besser ersetzen können als damals Serdar Tasci.
Titelbild-Collage: © Christian Kaspar-Bartke/Getty Images (Jaquez rechts) und Juergen Schwarz/Getty Images (Jeltsch links)