Benin: „Friedlich und chill“ | OneFootball

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Rosenau Gazette

·01 de dezembro de 2024

Benin: „Friedlich und chill“

Imagem do artigo:Benin: „Friedlich und chill“

Für Steve Mounié hatte die Länderspielpause wenig mit Pause zu tun. So wenig der Neuzugang aus Frankreich für den FCA in den vergangenen Wochen im Einsatz war, so sehr wird er in seiner Nationalmannschaft gebraucht. Mounié ist nicht nur Nationalspieler seiner Nationalmannschaft, er ist sogar Kapitän. Und seine Nationalmannschaft ist die des Benin.

Selbstverständlich ist das nicht. Er ist mit dem Hintergrund von zwei Kulturen aufgewachsen. Seine Eltern wanderten aus dem Benin nach Frankreich aus, als Mounié 4 Jahre alt war und Mouniés Kindheitsjahre sind geprägt von zwei Zeiteinheiten im Jahr. Denen in Frankreich und denen in Benin. „Das lässt sich ja nicht wegdenken“, erklärt Mounié dazu im Gespräch. „Ich war während des Jahres immer in Frankreich und jeden Sommer ging es dann für einige Monate in die Heimat. Ich habe meine Heimatkultur in dieser Zeit sehr gut kennenlernen können“


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Seine erste Erinnerung an den Benin ist dann auch eine, die ganz klar mit der Familie verbunden ist. Mouniés Familie betreibt ein Hotel in Parakou, Mouniés Geburtsstadt. „Hier habe ich schöne Erinnerungen an die Zeit am Pool im Sommer. Dazu ging es teilweise zu wie im Zoo. Es gab wilde Tiere im Hotel wie Krokodile und Wasserhunde.“ An diese Hotelatmosphäre denkt Mounié gerne zurück. Einerseits, weil dort die Familie zusammenkam. Andererseits, weil die vielen Tiere einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

Wenn Mounié über Heimaterinnerungen spricht dann gehen diese direkt durch den Magen. „Das erste, was mir in den Sinn kommt, ist das Essen. Es ist so unterschiedlich zu europäischem Essen.“ Mounié mag kein scharfes Essen, und im Benin kann sich eine europäische Zunge wirklich dauerhaft verbrennen.

Benin ist grundsätzlich ein Land, das reich an Wundern der Natur ist. Im Pendjari Nationalpark, den Benin u.a. mit Burkina Faso teilt, kann man viele der großen, bekannten afrikanischen Wildtiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten. Momentan ist der Park für Besucher leider nicht zugänglich, weil bedingt durch Dschihadisten die Sicherheit der Besucher nicht gewährleistet werden kann. Neben den Tieren entgehen den Besuchern so momentan auch andere Naturspektakel wie Wasserfälle.

Insgesamt ist Benin ein weitläufiges Land. Auf ein Drittel der Größe Deutschlands kommen gerade einmal ca. 13 Mio. Einwohner. „Die Landschaft ist unvorstellbar schön. Es gibt lange Strandabschnitte, an denen man keine Seele trifft. Wenn man durch Benin fährt, ist überall grüne Natur.“

Was Mounié dabei sehr wichtig ist: „Benin ist ein friedliches Land. Oder hast Du schon mal von Unruhen oder Krieg im Benin gehört?“. Benin ist dabei nicht nur sicher, sondern auch divers. Viele Menschen unterschiedlicher Religionen und Stämme leben friedlich miteinander. Eine dieser Religionen wird in unseren Breitengraden besonders mit Aufmerksamkeit gesegnet, gerade durch Hollywood und die Popkultur. Es geht um Voodoo. Voodoo hat seinen Ursprung in Afrika, u.a. im Benin, bevor es nach Amerika und auch in die Karibik exportiert wurde. Dabei ist Voodoo an sich eine sehr naturverbundene Religionsform, die gerade nicht diesen dunklen Einschlag hat, der die westliche Faszination ausmacht.“Vodoo ist die Religion vieler Menschen im Benin und viele Vorurteile darüber stimmen nicht.“ ist es Mounié wichtig festzuhalten.

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Air Mounié wird in Augsburg sehnlichst erwartet. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Die Verbreitung des Voodoo hat dabei auch einen bedrückenden Hintergrund. Benin diente in seiner Vergangenheit als ein zentraler Umschlagsplatz des Sklavenhandels. Bevor Benin ein Kolonialstaat wurde, hat die Herrscherfamilie den eigenen Reichtum des Landes durch den Sklavenverkauf in die USA vermehrt. In der Hauptstadt Edo erinnert hieran vieles. „Wir versuchen in Benin bewusst hieran zu erinnern, damit sich die Geschichte nicht wiederholen kann. Die Welt muss wissen, was damals passiert ist.“ erklärt Mounié mir hierzu.

Wenn man mit Steve Mounié über den Benin spricht, dann kann man noch mehr lernen. Mouniés Familie gehört einem Stamm an, bei dem sich viel um Pferde dreht, da die Stammesmitglieder in früheren Zeiten berittene Krieger waren. So gibt es jedes Jahr im September ein großes Festival, bei dem in Vorführungen gezeigt wird, was Mensch und Pferd zusammen leisten können. „Da sieht man wahrlich verrückte Dinge auf Pferderücken. Und man kann die Stammeskultur hautnah kennenlernen.“

Wenn Mounié jetzt nach Benin reist, dann wird auch von ihm erwartet, dass er zusammen mit seinen Mitspielern Großes leistet. „Es ist irgendwie komisch, dass ich an den seltsamsten Orten erkannt werde.“ gibt er zu. „Die Menschen überhäufen uns mit ihren Hoffnungen und wir haben als Mannschaft und ich als Kapitän speziell schon einen großen Druck, die Menschen nicht zu enttäuschen.“ Wenn er selbst in den Benin reist, dann bleibt er meist im Kreise seiner Familie. Seine Eltern sind in den Benin zurückgekehrt. Sein Sohn soll das Land im kommenden Sommer das erste Mal erleben. „Ich habe während der Saison nicht viel Zeit mit der Familie. Dafür nutze ich den Sommer dann intensiv.“

Bis dahin fühlt sich Mounié in Augsburg schon gut angekommen. „Gerade die Herzlichkeit und Lebensfreude der Menschen ist mir besonders positiv aufgefallen, auch auf dem Oktoberfest. Wir wohnen direkt im Stadtzentrum und fühlen uns sehr wohl.“ Augsburg ist eine Stadt in der gleichen Größenkategorie wie Parakou. Auf meine Frage, ob sich beide Städte ähneln muss Mounié lachen: „Nein, da gibt es keinerlei Ähnlichkeit. Das kann man überhaupt nicht vergleichen.“ Wahrscheinlich muss man es erlebt haben, um es zu verstehen. Mounié mit seinen Eindrücken und Erfahrungen ist in jedem Falle eine Bereicherung für den FCA.

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