90PLUS
·20 de setembro de 2024
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·20 de setembro de 2024
Zum Auftakt der Champions League muss RB Leipzig eine bittere 1:2-Niederlage bei Atlético verdauen. Bitter, weil der entscheidende Treffer kurz vor Ende fiel. Gleichzeitig gehen die drei Punkte für die Colchoneros völlig in Ordnung – aus Leipziger Sicht ist die Niederlage erklärbar.
Aus dem Estadio Metropolitano in Madrid berichtet Michael Bojkov
Es war und ist eine Schwachstelle bei den Leipzigern: Das eigene Spiel mit dem Ball. Kritiker behaupten nicht zu unrecht, dass die Sachsen mit einem verbesserten Ballbesitzspiel ein ernstzunehmender Kandidat für die Meisterschaft wären. So lassen sie in der Bundesliga zwar immer noch selten, aber dennoch regelmäßig Punkte gegen die kleineren Mannschaften liegen, zuletzt beim 0:0 gegen Union Berlin. Während sich die Kugel im Heimspiel gegen die Eisernen zu 68 Prozent in den Reihen der Leipziger befand, waren die Ballbesitzverhältnisse im Metropolitano nahezu ausgeglichen.
Die Mängelliste aber war die gleiche: Es hakte am Übergang ins letzte Drittel, die interessanten Räume konnten nicht bespielt werden. Und von denen boten die Spanier durchaus mehr als erwartet. „Ich denke, dass wir Atlético überrascht haben mit unserer Viererkette“, sagte Marco Rose auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. „Eigentlich ist Atlético eine Mannschaft, die die entscheidenden Zonen sehr aktiv und aggressiv verteidigt. Heute haben sie aber besonders viele Räume offenbart, die wir natürlich besser hätten nutzen müssen.“ Man habe „bestimmte Situationen nicht gut und konsequent ausgespielt“, so der Coach.
Christoph Baumgartner fügte in der Mixed Zone an, man sei „zu zaghaft mit dem Ball“ gewesen. Eine Frage der Reife? Rose jedenfalls nahm im Nachgang der Partie häufiger auch das Wort Selbstvertrauen in den Mund, das an diesem Abend in manchen Situationen gefehlt habe. Abwegig ist das nicht. Schließlich standen ganze fünf Spieler in der Leipziger Startelf, die 21 oder jünger waren, was Rose auch nochmal zu betonen wusste.
Unter diesen fünf waren auch die Startelfdebütanten Antonio Nusa und Atlético-Leihgabe Arthur Vermeeren, beide 19 Jahre alt. Dass da gegen einen formstarken und erfahrenen Gegner von erprobter internationaler Klasse und vor einer erdrückenden Kulisse vor 70.000 mit Ball am Fuß die sichere Variante bevorzugt und in der einen oder anderen Situation kurz gegrübelt wird, ist natürlich.
Der Alters- und Reifeunterschied war für Baumgartner ein springender Punkt, warum für RB Leipzig das Spiel im Metropolitano verloren ging. „Das sind eben richtige Männer. Die wissen, wie man psychologisch nacharbeitet, damit es für den Gegner immer schwieriger wird“, sagte der Österreicher. Immer schwieriger wurde es in der Tat für Leipzig, nämlich im Grunde ab dem frühen eigenen Führungstreffer nach vier Minuten durch Benjamin Sesko. Quasi zum Wiederanpfiff übernahm Atlético das Zepter und gab es auch nicht wieder ab. Dass es zur Pause 1:1 stand: aus Sicht des Bundesligisten schmeichelhaft.
Bitter: In den Schlusssekunden kann Peter Gulacsi dem Ball nur hinterherschauen. (Photo by David Ramos/Getty Images)
Im zweiten Durchgang hatte Leipzig die Rojiblancos zwar besser im Griff und trat vereinzelt auch selbst in Aktion, den längeren Atem aber hatte die Mannschaft von Diego Simeone. Sinnbildlich für den von Baumgartner wie Rose angesprochenen Reife-Unterschied stand der Siegtreffer für Atlético, den ausgerechnet Kapitän José María Giménez, einer der Erfahrensten unter Erfahrenen, erzielte. Der Kopfball des uruguayischen Innenverteidigers sei „pure Qualität“ gewesen, so Baumgartner, „aber natürlich müssen wir das ein Stück weit besser verteidigen“. In der Tat konnte Vorlagengeber Antoine Griezmann recht unbedrängt flanken und am zweiten Pfosten wurde Torschütze Giménez vom nicht gerade als Kopfball-Ungeheuer bekannten Nicolas Seewald gedeckt.
Ohnehin: Fehler waren bei den Leipzigern an der Tagesordnung. Es waren nicht die individuellen Aussetzer, die direkt zu Gegentoren führten, sondern vielmehr die Summe aus kleineren Ungenauigkeiten in der Offensive und insbesondere zu vielen einfachen Ballverlusten im Aufbau. Die machten es Atlético unnötig leicht, in gefährliche Räume zu kommen und mit Unterstützung des Hexenkessels Metropolitano Druckphasen aufzubauen. Auch in dieser Hinsicht waren die Treffer durch Griezmann und Gímenez folgerichtig und dem Spielverlauf gerecht.
Wenngleich die Niederlage schmerzt, weil sie zum einen spät zustandekam und zum anderen viele weitere schwere Gegner in der Champions League warten, so ist sie immerhin logisch erklärbar. Von den Socken hauen sollte sie ohnehin niemanden in Leipzig, schließlich war es auch die erste Pleite seit saisonübergreifend 14 Pflichtspielen. Für die Sachsen wird es nun darum gehen, den Fokus schnellstmöglich wieder auf die Bundesliga zu lenken. Das Ziel in den kommenden beiden Partien auf St. Pauli und zu Hause gegen Augsburg ist logisch: Sechs Punkte. Das würde nicht nur den jüngsten Punktverlust gegen Union abfedern, sondern auch reichlich Selbstvertrauen für das darauffolgende Heimspiel in der Champions League gegen Juventus geben.
(Photo by David Ramos/Getty Images)