MillernTon
·25 de novembro de 2024
MillernTon
·25 de novembro de 2024
Mit 0:2 verliert der FC St. Pauli bei Borussia Mönchengladbach in einem Spiel, in dem klar die Grenzen des FCSP aufgezeigt wurden.(Titelfoto: Lars Baron/Getty Images/via OneFootball)
Nein, Niederlagen des FC St. Pauli machen nie Spaß. Und sie werden glücklicherweise auch nie langweilig. Denn wäre das der Fall, dann könnte man den Laden vermutlich direkt dichtmachen. Was aber schon etwas ermüdend ist: Dass sich die Dinge wiederholen. Denn erneut hielt St. Pauli lange mit im Spiel gegen einen etablierten Bundesligisten, dieses Mal Borussia Mönchengladbach. Erneut konnte der Gegner nur durch vereinzelte Szenen zum Torerfolg kommen, spielte den FCSP keineswegs schwindelig. Aber erneut waren diese vereinzelten Szenen eben vorhanden. Erneut benötigte der FC St. Pauli einen Rückstand, um eine Leistung zu zeigen, mit der man sich für etwas Zählbares bewerben konnte. Doch erneut, zum siebten Mal im elften Spiel, erzielte das Team keinen eigenen Treffer.
Für Karol Mets hat es nicht gereicht. Die Probleme an der Patellasehne hat man beim FC St. Pauli nicht mehr rechtzeitig in den Griff bekommen. Es ist tatsächlich das allererste Mal, seit Mets Anfang Januar 2023 zum FCSP kam, dass er verletzungsbedingt für ein Spiel ausfiel. Der 31-jährige wurde durch David Nemeth in der Innenverteidigung ersetzt. Für Nemeth war es der erste Bundesligaeinsatz seit April 2022 (damals für Mainz gegen Köln).
Zudem kehrte Philipp Treu wieder zurück in die Startelf und verdrängte dort Lars Ritzka. Etwas überraschend nicht Teil des Kaders war Adam Dźwigała. Mit Julien Yanda, Marwin Schmitz und Emil Staugaard waren Nachwuchsspieler mit dabei und allgemein war der Kader aufgrund der Ausfälle von Dźwigała, Mets, Saad, Banks, Metcalfe, Zoller und Wagner (sowie drei Torhüter) schon ziemlich löchrig, was bei all den folgenden Worten in dieser Analyse unbedingt beachtet werden muss.
Auf Seiten von Borussia Mönchengladbach gab es keine Veränderungen in der Startelf. Dieselben elf Spieler standen auch bereits in Leipzig (0:0) und gegen Bremen (4:1) in der Anfangsformation und sowieso sind Verletzungssorgen bei den Fohlen, abgesehen von Außenverteidiger Luca Netz, nahezu nicht vorhanden. Das Team von Gerardo Seoane agierte im für sie gewohnten 4-2-3-1, der FC St. Pauli im ebenso erwartbaren 5-2-3.
Der Start in die Partie war sowohl überraschend, als auch vielversprechend. Der FC St. Pauli setzte Borussia Mönchengladbach sehr viel früher unter Druck, als man es vor der Partie vermuten konnte. Die drei Offensivspieler Guilavogui, Eggestein und Afolayan stellten sich vor den Innenverteidigern der Fohlen auf und hielten die beiden BMG-Sechser, Weigl und Reitz, in ihrem Deckungsschatten. Wenn Weigl sich mal zwischen die Innenverteidiger fallen ließ, dann war die Zurodnung noch viel direkter (Hack fiel dann in den Sechserraum).
Entscheidend für ein erfolgreiches hohes Pressing des FC St. Pauli war das, was hinter der offensiven Dreierreihe passierte. Die Gladbacher Außenverteidiger wurden an der etwas längeren Leine gelassen, aber immer von den FCSP-Schienenspielern angelaufen, sobald ein Pass in ihre Richtung gespielt wurde. Auch Jackson Irvine schob oft weit mit vor, sodass der Raum hinter der offensiven Dreierreihe des FC St. Pauli zumindest nicht blank gewesen ist.
In den ersten Spielminuten hatte Borussia Mönchengladbach mit genau dieser Spielweise Probleme. An ein geordnetes Aufbauen und Umsetzen der eigenen Spielidee war anfangs nicht zu denken. Stattdessen konnte der FC St. Pauli in den ersten zehn Minuten ein paar Bälle in der Hälfte der Gladbacher gewinnen. Aber die Spielweise des FCSP verlangte eine extrem gute Abstimmung. Alexander Blessin hatte vor dem Spiel betont, dass man gegen die individuelle Qualität des Gegners extrem kompakt agieren müsse, weil er ansonsten die Räume erkenne und auch ausnutze.
Nun waren in den Szenen vor dem Gladbacher Führungstreffer zwar noch keine bedenklich großen Räume zu erkennen, wohl aber etwas, was dem FC St. Pauli während der gesamten Partie – und auch der gesamten bisherigen Saison – Schwierigkeiten bereitet: Das eigene Spiel ist gut, man kann in vielen Phasen den Gegner in Schach halten und sich auch ganz ansehnlich bei eigenem Ballbesitz durch die gegnerischen Reihen spielen. Doch der FCSP schafft es selten, dieses Spiel auch durchzuziehen, sowohl betrachtet über die 90 Minuten, als auch in einzelnen Szenen. Zu oft gibt es Ausreißer nach unten, defensiv wie offensiv. Und die werden bestraft, das hat die bisherige Saison gezeigt. Wenn es dem FC St. Pauli nicht gelingt über die gesamte Spieldauer ans eigene Leistungslimit zu kommen, dann wird es ganz schwer, etwas Zählbares zu holen.
So auch in Mönchengladbach: Eine Ecke der Fohlen wurde nicht konsequent verteidigt. Irvine verlor im Zentrum das Kopfballduell gegen Friedrich und Saliakas seinen Gegenspieler Plea aus den Augen. Der Offensivspieler der Gladbacher ließ sich nicht zweimal bitten und erzielte per Knie die frühe 1:0-Führung. Und diese sollte das Spiel nachhaltig verändern. Weil es im Anschluss zu einem Bruch der vorher griffigen Spielweise des FC St. Pauli kam und Borussia Mönchengladbach die Fehlerhaftigkeit des FCSP für sich nutzen konnte.
Feiernde Gegenspieler – ein Bild, welches äußerst ungern gezeigt wird, aber Niederlage müssen wehtun, nerven, ätzend sein – sonst gewöhnt man sich zu sehr daran. Und das wäre für den FC St. Pauli wohl gleichbeutend mit dem Abstieg. // (Lars Baron/Getty Images/via OneFootball)
Denn von der anfänglichen Kompaktheit des FC St. Pauli im Verhalten gegen den Ball war nach dem Rückstand nicht mehr ganz so viel übrig. Es passierte genau das, was man unbedingt verhindern wollte: Die Abstände zueinander passten nicht mehr, die Räume wurden groß. Auch wenn es sich dabei nur um einzelne Momente gehandelt haben mag, so waren diese letzlich spielentscheidend (lest dazu bitte gerne nochmal den letzten Satz im vorletzten Absatz). Alexander Blessin erklärte nach Abpfiff: „Wir sind nicht mehr nachgerückt beim Attackieren. (…) Die halbe Stunde nach dem Rückstand darf uns nicht passieren.“
Nach dem 0:1-Rückstand entwickelte sich für den FC St. Pauli eine Art Abwärtsspirale. Spätestens durch die Großchance von Plea auf das 2:0 in der 22. Minute, welche von David Nemeth noch vor der Linie weggegrätscht wurde (aber zuvor auch erst ermöglicht wurde), wurde der FCSP spürbar unsicher im Verhalten gegen den Ball, es fehlte an Griffigkeit. Das ist ein extrem schwammiger Begriff, aber anders lässt sich das nicht beschreiben. Denn das Verhalten gegen den Ball war weiter ähnlich wie vorher, nur wirkte es, als sei dabei die Geschwindigkeit leicht gedrosselt.
Borussia Mönchengladbach konnte das für sich nutzen. Zwar fehlte es ihnen weiterhin an besonders ansehnlichen Aufbausituationen, doch der lange Ball auf Tim Kleindienst war nun ein oft erfolgreiches Mittel. Weil weder auf den Passgeber noch den -empfänger genügend Druck erzeugt wurde. Insgesamt hielten sich die Fohlen aber mit ihren Offensivbemühungen zurück, überließen dem FC St. Pauli weite Teile des Spielfelds. Das war durchaus so vorgesehen: BMG-Sechser Julian Weigl erklärte nach Abpfiff am DAZN-Mikro: „Wir haben St. Pauli teilweise bewusst den Ball gegeben, um umschalten zu können.“ Ein Vorhaben, welches die ambitionierten Gladbacher ohne eigene Führung wohl niemals so umgesetzt hätten. Umso ärgerlicher das erste Gegentor.
Bei der Situation zum 0:2 passierte dann genau das, was aufgrund der zu großen Abstände zu befürchten war: Gladbach konnte die FCSP-Dreierreihe vorne mit einem Pass aus dem Spiel nehmen und der Abstand zum Mittelfeld war so groß, dass das Team keinen Druck auf Ball und Gegner erzeugte, sondern sich in einer kollektiven Rückwärtsbewegung wiederfand, welches Robin Hack und Tim Kleindienst für sich nutzten. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das war auch einfach richtig klasse gespielt und es dürfte nur wenige Abwehrreihen geben, die diesen Laufweg und wenige Torhüter, die diesen Abschluss verteidigen können.
Sowieso war etwas anderes viel eklatanter, als die Situation zum 0:2. Dem FC St. Pauli gelang es in der ersten Halbzeit kein einziges Mal, gefährlich vor das Tor der Gladbacher zu gelangen. Und das lag nicht an der überragenden Abwehrarbeit des Heimteams. Im Gegenteil, Gladbach bot eigentlich ziemlich viel an, damit der FC St. Pauli zu Chancen hätte kommen können. Zum Beispiel gegen das Einrücken von Afolayan bei Ballbesitz, der teilweise sogar im Sechsserraum auftauchte, hatten die Fohlen keine Lösung. Mussten sie aber auch nicht, weil sich der FCSP durch Ungenauigkeiten beim Passspiel, der Ballan- und -mitnahme die Chancen meist selbst nahm.
Auf zwei Torschussversuche brachte es der FC St. Pauli in der ersten Halbzeit. Der von Afolayan in der 30. Minute aus 20 Metern wurde geblockt. Jener von Saliakas in der 37. Minute aus 25 Metern kullerte am Gladbacher Tor vorbei. Wirkliche Torgelegenheiten waren das nicht und so wurde diese erste Halbzeit ein weiterer Nachweise der ausgeprägten Ungefährlichkeit des FC St. Pauli.
Weil der Blick aufgrund der doch sehr enttäuschenden Leistung in der ersten Halbzeit etwas verschwommen ist, hilft es sehr, wenn man den Worten der Gegner lauscht. Julian Weigl erklärte nach Abpfiff: „In der zweiten Halbzeit war viel Verteidigen notwendig. Das wollten wir ganz anders machen. Aber St. Pauli hat ein extrem gutes Positionsspiel gezeigt.“ Nein, diese Aussage beißt sich nicht mit dem „Wir wollten ihnen bewusst den Ball geben“ von Weigl. Denn die Idee der Gladbacher war, dass sie sich gute Umschaltsituationen erspielen. Die blieben aber aus im zweiten Abschnitt.
Stattdessen hatten sie einige kritische Situationen zu überstehen. Die erste wenige Minuten nach Wiederanpfiff. Da wude Guilavogui von Afolayan in ein Laufduell mit Marvin Friedrich geschickt. Guilavogui gewann es, wurde von Friedrich aber regelwidrig gefällt. Schiedsrichter Dr. Robin Braun (zweites Bundesligaspiel) entschied sich gegen einen Pfiff. In der Wiederholung wurde deutlich, dass es sich definitiv um ein Foulspiel handelte. Doch ob dieses Foul im Strafraum stattfand, konnte auch anhand der Zeitlupe nicht ganz aufgelöst werden. Für eine Notbremse reichte die Szene wohl auch nicht, weil noch einer weiterer BMG-Verteidiger in der Nähe war. Aus vielerlei Hinsicht also Glück für das Heimteam.
Ein Foul war das schon von Marvin Friedrich an Morgan Guilavogui. Doch für einen Platzverweis oder einen Elfmeter für den FC St. Pauli reichte diese Szene nicht. // (Lars Baron/Getty Images/via OneFootball)
Danach passierte längere Zeit nichts vor beiden Toren. Der FC St. Pauli hatte aber insgesamt mehr vom Spiel, sollte in der zweiten Halbzeit insgesamt 174 erfolgreiche Pässe in der gegnerischen Hälfte spielen (Gladbach: 62). Diese Zahlen kamen auch deshalb zustande, weil es nun gelang vor allem im Gegenpressing erfolgreich zu sein. Weigl erklärte, dass Gladbach oft in Unterzahl in Ballnähe gestanden habe.
Trotz dieser zumindest optischen Überlegenheit kam der FC St. Pauli erst zum Ende der Partie zu nennenswerten Torgelegenheiten. Erst köpfte Guilavogui auf das Tordach, dann wurde der wuchtige Versuch von Treu gerade noch so geblockt, ehe Irvine ziemlich frei aus wenigen Metern Torwart Nicolas den Ball auf den Körper köpfte und Wahl freistehend das Tor verfehlte. Von diesen Chancen hätte halt auch mal eine ins Tor gehen müssen, wenn man in Gladbach Punkte holen möchte. Womit wir wieder bei individuellen Themen wären…
Viel Nachdenken ist nun nicht angesagt. Der FC St. Pauli muss diese erneute Niederlage schnellstmöglich aus den Kleidern schütteln. Denn am Freitag wird Holstein Kiel am Millerntor erwartet. Eine Phase wie in der ersten Halbzeit in Mönchengladbach darf man sich dabei nicht erlauben. Und angesichts der Ergebnisse der anderen Teams und der Tabellensituation, dürfte dieses Aufeinandertreffen eines der wichtigsten Spiele der Saison sein. Es ist zu hoffen, dass der FC St. Pauli dabei dauerhaft an sein Leistungsmaximum herankommt.
Immer weiter vor!// Tim
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