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Miasanrot
·01 de março de 2025
Ein Jahr Max Eberl – Zwei Meinungen
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Miasanrot
·01 de março de 2025
Genau ein Jahr ist es her, dass Max Eberl seine Arbeit als Sportvorstand beim FC Bayern aufnahm. Damals haben sich zwei unserer Autoren ein Pro & Contra geliefert, nun greifen sie dieses Thema wieder auf. Waren die Zweifel berechtigt, die Hoffnungen illusorisch? Max Eberl, ein Jahr später.
Von Andi
Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle meiner ganzen Antipathie, meinen Zweifeln und Befürchtungen über die Verpflichtung von Max Eberl Luft gemacht. Heute will ich schauen, was davon übrig geblieben ist.
Eberl kam zu den Bayern und der Trainer war damit nicht mehr das Sprachrohr Nummer Eins. Christoph Freund und Herbert Hainer übernehmen zwar auch einen Teil der Interview- und PK-Last, aber es gibt wieder eine klare Führungsfigur, die das souverän macht.
Ob dieser mit hochrotem Kopf streitende Eberl nach dem Wechsel vom hitzigen Geschehen auf der Trainerbank in die ruhigeren Fahrwasser der Vorstandslounge verschwunden ist, wird sich erst zeigen, wenn die ersten großen Niederlagen oder gar Krisen unter seiner Regentschaft eintreten.
Es tut jedenfalls gut, vor den Spielen wieder jemanden zu sehen, der nicht jede kritische Nachfrage als persönlichen Angriff oder Affront wertet und deshalb völlig die Fassung verliert, sondern mit Eberl jemanden, der diese routiniert und entspannt abmoderiert. Vorgänger Hasan Salihamidžić lässt den Münchner Sportvorstand in diesem Punkt noch stärker strahlen.
Der einzige Kritikpunkt an der Kommunikation ist für mich, wie sehr sich alles immer noch in der Öffentlichkeit abspielt. Eberl hat immer wieder Wasserstandsmeldungen zu allen Vertragsverlängerungen abgegeben und öffentlich über die Beweggründe der jeweiligen Spieler diskutiert. Aber vielleicht gehört das ja auch dazu bei einem Verein, bei dem früher Lothar Matthäus Gossip aus dem Cabrio spittete und heute Christian Falk gefühlt ein Büro in der Geschäftsstelle hat.
Ich hatte einen Alleinherrscher à la Uli Hoeneß erwartet, dabei aber übersehen, dass es das Original noch gibt. Der lässt zwar inzwischen andere machen, greift jedoch immer noch ins Steuer, wenn ihm etwas nicht passt.
So fielen wohl ein Tah-Transfer, ein weiterer teurer Neuzugang für die Offensive und zunächst eine kostspielige Davies-Verlängerung beim Aufsichtsrat durch. Eberl war offenbar bereit, noch kräftiger zu investieren, konnte sich anders als bei RB Leipzig mit seinem Alleingang nicht durchsetzen. Bei seiner letzten Station soll der ehemalige Gladbacher mehr Geld für Transfers (z.B. Openda) ausgegeben haben, als ursprünglich vereinbart. Eine Deadline für den zögernden Joshua Kimmich scheint Eberl jetzt auch vom Aufsichtsrat aufgezwungen worden zu sein.
Abgesehen davon wirkt es in der bayerischen Führungsriege sehr harmonisch. Freund, Eberl, Sauer und Hainer bilden ein Team, und selbst Hoeneß zielt mit der Abteilung Attacke nur nach außen.
Die Verpflichtung von Nils Schmadtke und André Hechelmann, die zuvor bei Gladbach und Schalke gescheitert waren, als Leiter der Scouting-Abteilung erscheint nicht gerade intuitiv – vor allem, weil Eberl und Schmadtke ein freundschaftliches Verhältnis nachgesagt wird. Allerdings ist die Arbeit von Scouts von außen kaum zu beurteilen. Dass ein neuer Mitarbeiter sein eigenes Team aufbaut und dabei zumindest auf ein bekanntes Gesicht setzt, ist nicht abwegig.
Mein damals letzter Punkt bleibt unbeantwortet. Erstens ist zu wenig Zeit vergangen, und zweitens sind noch zu viele Fragen offen. Dennoch versuche ich, ein Zwischenfazit zu ziehen.
Positiv hervorzuheben sind die Vertragsverlängerungen. Mit Alphonso Davies und Jamal Musiala bleiben dem FC Bayern zwei absolute Topspieler erhalten. Das ist auch Eberls Geschick zu verdanken. Während Hoeneß von den Spielern ein klares Bekenntnis und eine Deadline forderte, blieb sein heutiger Nachfolger geduldig und konnte nach ewigem Hin und Her doch noch eine Einigung mit Davies erzielen. Bleicht zu hoffen, dass ihm dies trotz des zurückgezogenen Vertragsangebots mit Kimmich ebenfalls gelingt.
Auch als Josip Stanišić nach seiner Rückkehr große Töne spuckte und von einem Wechsel nach Leverkusen sprach, wurde er nicht rasiert. Sondern mit ihm gesprochen und schnell verlängert. Ich sehe ihn zwar nicht als die Lösung für die Position des Rechtsverteidigers, aber mir gefällt die Herangehensweise von Eberl.
Weniger begeistert bin ich jedoch von der Kaderplanung. Der angekündigte ganz große Umbruch blieb aus. Die Spieler, die man unbedingt abgeben wollte, wurden nicht verkauft, und offene Planstellen, wie die des Rechtsverteidigers und des Kane-Backups, sind nach wie vor unbesetzt. Generell lässt die Qualität in der Abwehr zu wünschen übrig.
Natürlich kann man in einer Transferperiode nicht alles ausbügeln, was über Jahre hinweg schiefgelaufen ist. Mit Michael Olise und Hiroki Itō wurden sehr gute Transfers gemacht, und auch das Torhütermodell mit dem talentierten Jonas Urbig gefällt mir. Aber ich vermisse einen klar erkennbaren Plan.
Sowohl bei den Transfers als auch bei vielen Gerüchten komme ich immer wieder zu dem Schluss: Guter Spieler – aber gibt es eine klare Vorstellung davon, wie er ins Team passt?
Da wird João Palhinha für viel Geld verpflichtet, nur um dann festzustellen, dass Vincent Kompany gerne auf spielstärkere defensive Mittelfeldspieler setzt.
Da blicken sich zwei tief in die Augen und sind von einander überzeugt.
(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)
Im Sommer versuchte Eberl, Jonathan Tah zu verpflichten. Ein starker Spieler mit Stärken in Physis, Zweikampf und Spielaufbau, aber auch mit Defiziten in Schnelligkeit, Flexibilität und Positionsspiel. Er passt also überhaupt nicht zu Kompanys hohem und aggressivem Verteidigungsstil.
Das gleiche gilt für die Offensive. Olise ist gekommen, dazu wurden Xavi Simons und Désiré Doué gehandelt. Alle drei Spieler haben ein ähnliches Profil. Sie können zwar auf dem Flügel spielen, kommen aber ursprünglich von der Zehnerposition, fühlen sich dort am wohlsten und tendieren dazu, vermehrt nach innen zu ziehen. Bayern spielt jedoch nach wie vor mit klassischen Flügelstürmern. Eine Systemumstellung auf ein 4-2-2-2 mit zwei Spielmachern und zwei Stürmern wäre eine Option, besonders wenn Bayern weiterhin auf Florian Wirtz schielt. Hinzu kommen die Rückkehr von Paul Wanner und der Zehner-Neuzugang Tom Bischof. Davon war jedoch bislang nichts zu hören. Zudem ist dieses System nicht das bevorzugte von Kompany, und zuletzt kursierten wieder Gerüchte um klassische Außenspieler wie Jamie Gittens und Álex Baena.
Zudem ist dieses System nicht das bevorzugte von Kompany, und zuletzt kursierten wieder Gerüchte um klassische Außenspieler wie Jamie Gittens und Álex Baena.
Das erinnert an die Trainersuche. Die Kandidaten, die auf dem langen Weg bis zur Kompany-Unterschrift absagten, zeichnen ebenfalls kein stimmiges Bild, was die Spielidee und Herangehensweise betrifft.
Es gibt also noch viel zu tun für Max Eberl, vor allem, eine klare Vision zu zeigen. Ich hoffe, wie immer, das Beste für die Bayern – und wir sprechen uns in einem Jahr.
Von Daniel
Vor einem Jahr habe ich Eberls Einstieg beim FC Bayern begrüßt. Zu lange im Chaos war der FC Bayern da nicht nur nach außen versunken, zu wenig Strategie ließ der Verein nach innen versprühen.
Das Problem der Außendarstellung hat Eberl erwartungsgemäß gelöst. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Trainer Stellungnahme zu allen möglichen Themen beziehen musste, Max Eberl ist vor und nach den Spielen bei den Medien und dazu sitzen entweder er oder Christoph Freund meist auch bei den Pressekonferenzen.
Für den Trainer ist das eine unglaubliche Entlastung, Vincent Kompany kann ganz die Mannschaft führen. Corona, Impfungen, Israel, vor Eberls Ankunft mussten die Fußballtrainer beim FC Bayern sich in diesem Jahrzehnt mit einer abstrusen Bandbreite an sportfernen Themen herumschlagen. Dass Vincent Kompany nach neun Monaten nicht so abgearbeitet anmutet wie Thomas Tuchel, kommt nicht von irgendwoher. Überhaupt ist sein Vorgänger ein gutes Beispiel für die heilende Wirkung der neuen Kommunikationsstrategie beim Rekordmeister: Die sympathischsten, nahbarsten und freundlichsten Monate Tuchels kamen nach Eberls Einstieg. Am Ende weinten nicht wenige diesem sportlich enttäuschenden Trainer so einige Tränen hinterher. Alles auch ein Produkt dessen, dass Thomas Tuchel sich endlich nur noch mit der Mannschaft beschäftigen durfte.
Thomas Tuchel ist allerdings auch ein gutes Stichwort, um zu dem mehr ambivalenten Teil Eberls Arbeit zu kommen. Die Trainersuche verlief holprig, äußerst holprig. Dies ist an sich nicht zwangsweise problematisch, denn wichtig ist eigentlich nur das Ergebnis. Das Ergebnis war aber nicht einfach der nun aktuelle Bayern-Coach Vincent Kompany, sondern um ein Haar eben Ralf Rangnick.
Nun habe ich schon an anderer Stelle detailliert festgehalten, wieso der österreichische Nationaltrainer eine ganz miese Wahl dargestellt hätte, aber es muss noch einmal herausgestrichen werden: Es war das Team rund um Max Eberl, das Rangnick den Job anbot. Der Sportvorstand sprach rund um diese Entscheidung, dass mittlerweile die Schulen des Ballbesitz-Fußballs und des athletischen Konterspiels von Guardiola und Klopp sich angeglichen hatten. Ein Umstand, der nur zu einem gewissen Teil zutrifft und auf eine schlimme Fehldeutung der Fußballtaktik allgemein hindeutet. Der Ballbesitz des FC Liverpools war mitnichten deckungsgleich mit dem Manchester Citys und Ralf Rangnick selbst konnte noch überhaupt nie ein gutes Ballbesitzspiel nachweisen.
Um ein Haar Bayern-Trainer: Ralf Rangnick.
(Foto: Christian Bruna/Getty Images)
Zu Gladbacher Zeiten prägte Eberl den Begriff der “internen Transfers”, seinen Euphemismus für Vertragsverlängerungen und diese waren auch primär Eberls Aufgabenbereich in den vergangenen Monaten.
Man muss hier Eberls Ausgangslage betonen: In Ermangelung echter sportlicher Leitung hat der Verein die indiskutable Lage zugelassen, drei seiner Leistungsträger ins letzte Vertragsjahr schreiten zu lassen und vielleicht schlimmer: Jamal Musiala, das angedachte Gesicht des nächsten Jahrzehnts, stand ebenfalls kurz vor einem auslaufenden Vertrag.
Max Eberl hat das Schlimmste verhindert und mit Musiala und Davies verlängert. Insbesondere ersterer war ein Make-it-or-break-it-Fall gewesen, ganz gleich was sonst noch passieren mochte, Musiala musste unbedingt gehalten werden. Die Konditionen mit der Ausstiegsklausel in den letzten beiden Vertragsjahren sind verschmerzbar, denn – und man muss es immer wieder betonen – seriöse Vereine lassen es gar nicht erst so weit kommen. Eberl wird dies selbst wissen und dürfte vorausschauend in gut zwei Jahren die nächsten Verlängerungsgespräche beginnen, sollte er noch im Amt sein.
Davies’ Unterschrift ist ebenfalls ausschließlich zu loben, jede denkbare Alternative wäre im Paket schlechter und teurer gewesen. Zudem arbeitete Max Eberl mühevoll daran, den eigentlich designierten Kapitän der Zukunft Joshua Kimmich peu a peu wieder mit dem FC Bayern zu versöhnen. Kimmich fühlte sich zurecht in den letzten Jahren nicht wertgeschätzt vom Verein, dass er überhaupt über eine Verlängerung nachdenkt, ist schon eine Leistung der neuen sportlichen Leitung. Umso bitterer, dass der aktionistische Aufsichtsrat Eberl in seiner behutsamen Kimmich-Strategie jetzt einen Strich durch die Rechnung gemacht hat und Kimmich nun mehr denn je vom Verein entfremdet.
Was die externen Transfers angeht, sieht die Sache etwas düsterer aus. Voll eingeschlagen hat einzig Michael Olise, der wohl auf Jahre hin zu Bayerns neuen Leistungsträgern zählen wird. Ito kann man schlecht einschätzen, haben ihn Verletzungen doch zu bisher erst zwei echten Einsätzen gezwungen, bedenklicher ist da João Palhinha. Zwar spielen auch hier Verletzungen eine große Rolle, doch beim Portugiesen ist schon auch die Notwendigkeit ganz grundsätzlich zu hinterfragen. Trotz der Devise, die Ausgaben zu verringern, wurde für viel Geld ein neuer defensiver Mittelfeldspieler verpflichtet, nur damit am Ende doch Pavlović spielt.
Eine Lanze für Eberl muss ich bei den fehlenden Verkäufen brechen: Leon Goretzka oder Serge Gnabry von der Gehaltsliste zu bekommen, hat man nicht geschafft, aber hier wurden die Fehler von der vorherigen Administration begangen. Diese Spieler hätten niemals von Salihamidžić, Kahn und Hainer diese Gehälter bekommen dürfen, es ist nicht Eberls oder Freunds Schuld, sie nun nicht mehr loszuwerden.
Alles in allem sehe ich ein insgesamt leicht positives erstes Jahr bei Eberl. Die Kommunikation stimmt und der Super-GAU bei den auslaufenden Verträgen wurde verhindert. Bei den Transfers allerdings gibt es noch Luft nach oben, mal schauen, was das zweite Jahr bringt.
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