MillernTon
·02 de março de 2025
FC St. Pauli vs. Borussia Dortmund 0:2 – und täglich grüßt das Murmeltier…
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MillernTon
·02 de março de 2025
Erneut gelingt es dem FC St. Pauli nicht, einen eigenen Treffer zu erzielen, ohne Gegentreffer zu bleiben und entsprechend eine gute Leistung in Punkte umzumünzen.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Unaufgeregte News: Der FC St. Pauli, Bundesliga-Aufsteiger, verliert sein Heimspiel gegen Borussia Dortmund, Champions League-Teilnehmer, mit 0:2. Bei all der Ernüchterung, die das 0:2 gegen den BVB in den Reihen des FC St. Pauli auslösen mag, darf das nicht vergessen werden. Trotzdem ist natürlich auch diese Niederlage, die vierte in Folge, bitter und darf aufgrund der ersten Hälfte als unnötig bezeichnet werden.
Wie erwartet gab es beim FC St. Pauli keine personellen Veränderungen. Zwar stand Manos Saliakas bereits wieder im Spieltagskader, seine Position rechts in der Fünferkette nahm aber erneut Philipp Treu ein. Im Kader fehlten Carlo Boukhalfa und Connor Metcalfe. Boukhalfa fehlte aufgrund eines Pferdekusses, Metcalfe musste laut Alexander Blessin aufgrund leichter Adduktorenprobleme passen.
Auf Seiten von Borussia Dortmund gab es eine personelle Veränderung in der Startelf im Vergleich zum 6:0-Erfolg gegen Union Berlin: Yan Couto kam zu seinem ersten Startelfeinsatz des Jahres 2025, weil Rechtsverteidiger Julian Ryerson kurzfristig erkrankt fehlte. Wieder mit dabei war Julian Brandt, allerdings nicht in der Startelf, sondern vorerst auf der Bank. Das Team von Niko Kovac agierte wie erwartet in einem 4-2-3-1, der FC St. Pauli stellte sich dem im gewohnten 3-4-3 entgegen.
Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund:
FCSP: Vasilj – Nemeth, Wahl, Van der Heyden – Treu, Irvine, Smith, Ritzka – Weißhaupt, Eggestein, Saad
BVB: Kobel – Couto, Can, Schlotterbeck, Bensebaini – Sabitzer, Groß – Adeyemi, Reyna, Beier – Guirassy
Borussia Dortmund zeigte bei eigenem Ballbesitz eine ziemlich klare Positionierung: Das Team baute in der ersten Halbzeit von hinten immer mit drei Spielern auf, entweder Couto oder Bensebaini schoben bei Ballbesitz etwas vor. Im Sechserraum war zumeist nur Marcel Sabitzer zugegen, während sich der zweite Sechser, Pascal Groß, meist in den offensiven linken Halbraum bewegte. Giovanni Reyna wich von seiner zentralen Offensivposition immer wieder auf die rechte Seite aus, versuchte dort zusammen mit Couto und Karim Adeyemi Überzahlsituationen zu erschaffen. Maximilian Beier agierte klar als linker offensiver Außenbahnspieler, Adeyemi auf der Gegenseite wich, aufgrund von Reynas Bewegungen, auch immer mal wieder ins Zentrum aus.
Dort im Zentrum war eigentlich meist der brutal starke Serhou Guirassy zu finden. Der schien aber mit zunehmender Dauer der ersten 45 Minuten da vorne drin immer weniger Bock zu haben, holte sich die Bälle immer tiefer ab und versuchte, das Dortmunder Offensivspiel so anzukurbeln. Das war für den FC St. Pauli ein gutes Zeichen: Weil es bedeutete, dass Guirassy ganz vorne überhaupt nicht am Spiel teilnahm. Denn dem BVB gelang es gar nicht, aus dem geordneten Spielaufbau gefährliche Situationen zu erschaffen. Der FC St. Pauli verteidigte in inzwischen bereits gewohnter Manier stark – auch gegen niemand Geringeren als den BVB.
Die Basis für die erfolgreiche Arbeit gegen den Ball war dabei nicht allein die Formation des FCSP, sondern viel eher die Intensität. Borussia Dortmund hatte in dieser Saison bereits mehrfach gezeigt, dass sie sich von einer intensiven und körperlichen Spielweise des Gegners gerne die Butter vom Brot nehmen lassen. Und so kam es auch gegen den FC St. Pauli: Der BVB versuchte in den ersten Minuten, strukturiert und mit feiner Klinge das Spiel aufzubauen, dem FCSP gelang es aber, den Gegner in Zweikämpfe zu verwickeln. Auch im Pressing war der FC St. Pauli aggressiver, vor allem in der vordersten Reihe setzte man einige Male mit hohem Tempo nach.
Diese Spielweise zeigte Wirkung. Dem FC St. Pauli gelang es im ersten Abschnitt ziemlich zuverlässig, Bälle im Mittelfeld, teilweise sogar im Angriffsdrittel zu gewinnen. Der BVB tat ihnen auch den Gefallen (vielleicht war es aber auch Planlosigkeit) und spielte immer wieder in die gleichen Räume und verlor dort die Duelle. Nach Ballgewinnen suchte der FCSP über die Außenbahnen dann schnell die Tiefe. Besonders Noah Weißhaupt tat sich dabei hervor und hatte viele starke Offensivaktionen.
So entwickelte sich eine erste Halbzeit, in der Borussia Dortmund zwar deutlich mehr Ballbesitz hatte, der FC St. Pauli aber zu klar besseren Torchancen kam. Saad hatte die erste fette Gelegenheit, als er aus kurzer Distanz den Kopfball nicht richtig hinbekam (7. Minute). In etlichen weiteren Situationen kam der FCSP zwar ins letzte Drittel, konnte gute Situationen aber nicht in einen Torschuss ummünzen. Stattdessen gab es fast ein Dutzend Standardsituationen, bei denen Irvine (14.) und Wahl (34.) weitere sehr gute Gelegenheiten hatten, das Tor aber verfehlten. Mal wieder hatte der FC St. Pauli also große Probleme, aus Schüssen auch Torschüsse zu machen, muss man hier leider ergänzen.
Eine Szene, über die auch nach Abpfiff noch intensiv diskutiert wurde, gab es dann in der 33. Minute. Saad setzte sich auf links durch, sein Querpass ins Zentrum wurde dann aber abgefangen. Im Strafraum verwechselte Dortmunds Bensebaini kurzzeitig das Fußballspiel mit einer Engtanz-Fete, hielt Weißhaupt klar fest, griff von hinten um seinen Bauch und (in der Zeitlupe zu erkennen) traf ihn an der Wade, sodass beide zu Boden gingen. Das war, völlig unzweifelhaft, ein Foul und dabei ist es eigentlich egal, ob es abseits des Balles passiert oder nicht. Schiedsrichter Stieler, so zeigen es die TV-Bilder, hat die Situation auf dem Platz nicht wahrgenommen, sein Blick war auf Saad gerichtet, als Weißhaupt gefoult wurde. Einzige Erklärung, warum das nicht gepfiffen wurde: Weil weder Stieler, noch sein Assistent, noch der VAR richtig hingeguckt haben (und vielleicht, obwohl das eigentlich nicht relevant sein sollte, weil der Ball ganz woanders war). Das ist scheiße gelaufen für den FC St. Pauli, hier hätte es Elfmeter geben müssen.
Scheiße gelaufen ist aber nicht nur diese Situation, sondern die Tatsache, dass der FC St. Pauli diese erste Hälfte ohne eigenen Treffer beendete. Es ist ermüdend das aufzuschreiben, nicht nur ich fühle mich schon wie Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Weil es den folgenden Satz so oder so ähnlich bereits etliche Male in Spielberichten zu lesen gab in dieser Saison: Der FC St. Pauli belohnte sich nicht für eine starke erste Halbzeit. Vielmehr fing man sich kurz vor der Pause sogar fast noch das 0:1, als Adeyemi aus spitzem Winkel das Tor knapp verfehlte.
Wenige Minuten zuvor hatte der BVB sogar eigentlich eine noch größere Chance (startet bei Minute 40:45, wenn ihr es euch nochmal anschauen wollt). Siebe Van der Heyden misslang eine zweite Flanke nach einem Standard komplett, sodass die Dortmunder plötzlich eine 5-vs.-4-Umschaltsituation hatten und mit hohem Tempo auf das FCSP-Tor zuliefen. Keine fünf Sekunden später war daraus eine 5-vs.-8-Situation geworden. Weitere vier Sekunden später hatten es alle Spieler des FC St. Pauli an oder in den eigenen Strafraum geschafft. Die eigentlich vielversprechende Kontersituation der Dortmunder verpuffte, weil der FC St. Pauli mit allen Spielern im höchsten Tempo den Rückweg antrat. Für solche Situationen gibt es keine Tore, auch keinen Szenenapplaus und bei den Highlights taucht das sowieso nie auf. Und weil wir verloren haben, fühlt sich das eh zweitrangig an. Aber diese krasse Bereitschaft zur Torverteidigung ist bemerkenswert. Solche Szenen gab es auch nicht zum ersten Mal in dieser Saison zu sehen. Umso ärgerlicher, dass sich der FC St. Pauli für solche Szenen auf der Gegenseite nicht selbst belohnt hat.
Denn nun kommt wieder der Abschnitt des Spielberichts, bei dem man was von Gegentreffern lesen muss. Der BVB stellte mit Wiederanpfiff sein Aufbauspiel um. Statt eines Spielaufbaus mit einer Dreierkette agierte das Team nun mit einer Viererkette ganz hinten bei der Ballzirkulation. Für Dortmund-Trainer Niko Kovac war das eine entscheidende Umstellung (was ich als Trainer natürlich auch behaupten würde), wie er nach Abpfiff erklärte. Tatsächlich hatte der FC St. Pauli direkt nach Wiederanpfiff dann auch erneut eine Phase, in der das Team mit der ersten Reihe keinen direkten Zugriff mehr hatte.
Alexander Blessin erklärte wiederrum, dass diese Umstellung des BVB kein Problem gewesen sei. Er sagte, dass es sowohl gegen einen Aufbau mit einer Dreier- und Viererkette klare Abläufe gibt. Interessant ist diese Umstellung aber allemal. Weil bereits Leipzig und Augsburg während ihrer Partien mit so einer Umstellung auf das FCSP-Pressing reagierten – und beide dafür sorgten, dass der FC St. Pauli dadurch schlechter in Umschaltmomente kam, insgesamt etwas tiefer fiel. Das Muster wiederholt sich also. Das macht es auch besonders bemerkenswert: Alle Clubs haben Probleme gegen den FC St. Pauli, gleich einer Reihe von Teams gelang es, diese mit einem Vierer-Aufbau etwas besser in den Griff zu bekommen. Und dann kommt Dortmund und denkt sich ‚Uns egal, wir probieren das mit dem Dreier-Aufbau!‘? Allein dafür hätten sie sich einen Gegentreffer verdient.
Elias Saad tanzt durch BVB-Slalomstangen. // (c) Stefan Groenveld
Naja, es war aber auch bei Weitem nicht so, dass der BVB sich mit nun veränderter Aufbauweise Chance um Chance erspielte. Doch der FC St. Pauli stand erstmals in dieser Partie für längere Zeit etwas tiefer. Kennen wir ja schon aus Mainz, wo das Tiefstehen direkt im 0:1 mündete (wobei das eine mit dem anderen nur bedingt zusammenhängt). So dann aber auch in der 51. Minute: Da segelte eine Flanke in den FCSP-Strafraum. Guirassy brachte David Nemeth zu Fall. Aber hey, wenn das gegen Weißhaupt kein Elfmeter war, dann muss man das hier auch nicht pfeifen! Immerhin konsequent von Stieler… scheiße!
Der Ball schien geklärt zu werden, doch Adeyemi pflückte ihn klasse am Strafraumrand herunter und suchte Guirassy mit seinem Pass. Der wurde zwar wieder von Nemeth bewacht, allerdings gelang es dem FCSP-Innenverteidiger nach dem vermeintlichen Foul von Guirassy nicht, vor diesen zu kommen, so wie man eigentlich am besten verteidigt. Zu allem Überfluss flipperte der Ball dann auch noch an Nemeths Beinen herum, sodass Guirassy im Nachsetzen nur noch einschieben muss. Nach dem Eigentor gegen Freiburg und dem Fehler von Vasilj in Mainz nun also schon wieder so ein völliges Kacktor zum 0:1. Da haben wir jetzt auch schon mehr als genug von gesehen diese Saison.
Nur wenige Minuten danach klärte der BVB einen Ball an der eigenen Grundlinie rigoros per Befreiungsschlag. Philipp Treu erreichte diesen zuerst, hatte aber den schnellen Adeyemi im Schlepptau, der in seinem Rücken mit hohem Tempo anlief. Adeyemi setzte sich aggressiv im Zweikampf und Laufduell durch, ließ noch Eric Smith ins Leere laufen und erzielte dann den zweiten BVB-Treffer. Treu selbst fand danach klare Worte: „Ein individueller Fehler von mir. Ich muss den Ball über die Tribüne hauen.“ Scheiße, aber das passiert.
Sowieso wog der Treffer zum 0:1 spürbar schwerer. Nämlich wie ein gezogener Stecker. Dem FC St. Pauli ist es in dieser Bundesligasaison noch nie gelungen, nach einem Rückstand etwas Zählbares zu holen. Nur im Hinspiel gegen den BVB gelang überhaupt der Ausgleich (damals folgte aber noch das 1:2). Alle 15 Saisonspiele, in denen sich der FCSP das 0:1 fing, gingen verloren. Eine ziemlich erschütternde Statistik. Und irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass auch die Spieler gegen den BVB Probleme hatten, sich von solchen Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Jedenfalls war das Spiel nach dem 0:2 in der 58. Minute zu Ende. Ein richtiges Aufbäumen des FCSP gab es leider überhaupt nicht, auch auf den Tribünen war es spürbar ruhig geworden.
Es dauerte bis tief in die Schlussphase, ehe der FC St. Pauli mal wieder etwas Torgefahr erzeugen konnte. Der Abschluss von Danel Sinani aus der 86. Minute geht in die Statistik-Bücher als einer ein, der auf das Tor ging. BVB-Torhüter Kobel parierte den Ball, doch der Abschluss hätte das Gehäuse verfehlt.Es wäre der erste Abschluss des FCSP auf das gegnerische Gehäuse (Alu-Treffer zählen als Schüsse neben das Tor) seit der sechsten Minute im Spiel gegen Freiburg gewesen. Ja, das sind Zahlen, die richtig wehtun. Doch das muss leider auch ganz klar so angesprochen werden. Defensiv gut stehen und offensiv nur in Tornähe zu kommen, reicht nicht. Vor allem nicht, wenn man dann am Ende doch nicht alles verteidigt bekommt. Das wissen wir alles nicht erst seit dem Spiel gegen den BVB. Seit über 400 Minuten wartet der FC St. Pauli auf einen eigenen Treffer. Seit fünf Spielen auf eine Partie ohne Gegentor. Es wäre schön und extrem wichtig, wenn mindestens eine dieser Serien bereits gegen Wolfsburg endet.
Dieses lange Warten hat dazu geführt, dass der FC St. Pauli inzwischen auf Platz 15 angekommen ist und von dort im weiteren Saisonverlauf hoffentlich nicht noch tiefer fällt. Immerhin haben Bochum und Heidenheim ihre Partien am Samstag auch verloren, der FCSP wird somit auch nach diesem Wochenende einen Vorsprung von vier Zählern auf Platz 16 haben. Das ist also weiterhin eine gute Ausgangsposition im Kampf um den Klassenerhalt. Aber der FC St. Pauli muss unbedingt langsam wieder ins Punkten kommen, damit man sich nicht an die Saisons 01/02 und 10/11 erinnert fühlt…
Immer weiter vor!// Tim
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