Felix Brych pfeift ein letztes Mal ab: Rückblick auf eine Rekord-Karriere | OneFootball

Felix Brych pfeift ein letztes Mal ab: Rückblick auf eine Rekord-Karriere | OneFootball

Icon: Fussballdaten.de

Fussballdaten.de

·17 de maio de 2025

Felix Brych pfeift ein letztes Mal ab: Rückblick auf eine Rekord-Karriere

Imagem do artigo:Felix Brych pfeift ein letztes Mal ab: Rückblick auf eine Rekord-Karriere

Am Samstag pfiff Dr. Felix Brych seine letzte Partie als Schiedsrichter – der 1. FC Union Berlin gastierte für den letzten Spieltag beim FC Augsburg. Fussballeck.com war live im Stadion. Ein Rückblick auf die bemerkenswerte Karriere von Dr. Felix Brych. Von Ahmet-Kaan Cirakman und Maximilian Dymel.

Abschied aufgeregt und mit guten Gefühlen

Der 49-jährige Brych hatte seinen Rücktritt im Februar angekündigt. Der DFB machte die Entscheidung vor diesem Wochenende offiziell. Das – sportlich doch unbedeutende – Spiel zwischen dem FC Augsburg und Union Berlin wurde das letzte seiner Karriere. Die Auswahl der Begegnung war offenbar nicht zufällig. Brych wollte, dass viele Familienmitglieder, Bekannte und Weggefährten anreisen können. Auch sollte sein letztes Spiel eines sein, in dem es „um nichts mehr geht.“ Von vielen im Fußballkosmos wird er als „Legende“ bezeichnet und mit dem hoch angesehenen Schiri-Kollegen Deniz Aytekin gleichgesetzt.


Vídeos OneFootball


In einer Instagram-Botschaft sagte Brych vor seiner letzten Partie als Schiedsrichter: „Ich bin aufgeregt. Ich habe viele Leute eingeladen und weiß, dass sich einige Leute etwas ausgedacht haben. Ich freue mich, dass alle, die mir wichtig sind, zu diesem besonderen Tag kommen. Die Bundesliga war der Wahnsinn. Und sie war es wert, alles reinzuhauen.“ Aus seiner Zeit im Profifußball zog er ein positives Fazit: „Ich gehe nur mit guten Gefühlen. Es war ein toller Job, ich hatte unfassbar viel Spaß.“

Nach dem Spiel sagte er den anwesenden Journalisten, dass der Moment schon greifbar wäre. „Ich habe mich darauf vorbereitet und mir bewusst auch vor drei Monaten gesagt, dass ich aufhöre. Da konnte ich diesem Ende immer näher kommen. Ich muss diesen Tag verarbeiten, das ist schon ganz klar. Aber ich habe mich mit diesen Gedanken schon letztes Jahr beschäftigt. Man weiß als Sportler, dass so etwas vorbeigeht. Damit habe ich kein so großes Problem. Klar, ich werde nie wieder am Rasen stehen. Das ist etwas Besonderes und das kann man sich nicht kaufen. Ein unglaubliches Gefühl.“

Karriereüberblick von Felix Brych

Brych wurde am 3. August 1975 in München geboren. Seit 1999 war er DFB-Schiedsrichter. Ab 2001 leitete er Spiele in der zweiten, drei Jahre später erstmals in der ersten Bundesliga. Sein Debüt im Oberhaus gab er am 28. August 2004 bei der Partie Hertha BSC gegen den 1. FSV Mainz 05 (1:1). Seitdem leitete er 359 Bundesligaspiele als Schiedsrichter und ist damit Rekordhalter. In der 2. Bundesliga waren es 139 Spiele, in denen er die Pfeife im Mund hatte.

Erfolge konnte Brych genügend einfahren. Zweimal wurde er zum Weltschiedsrichter des Jahres (2017 und 2021), sechsmal zum DFB-Schiedsrichter des Jahres (2013, 2015, 2016, 2018, 2021 und 2023) gewählt. Außerdem leitete er das Champions-League-Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid im Jahr 2017 (1:4), zwei DFB-Pokalfinals (2015 und 2021) und das Europa-League-Finale 2014. In der Königsklasse kam er auf 69 Einsätze – ein weiterer Rekord.

Länderspiele durfte der Schiedsrichter ebenfalls anpfeifen. Als FIFA-Schiedsrichter war er zwischen 2007 und 2021 tätig und wurde bei mehreren Turnieren eingesetzt. Darunter die Weltmeisterschaften 2014 und 2018 und die Europameisterschaft 2021. Brych leitete bei der EM 2021 fünf Spiele, was ebenfalls nach einem Rekord schreit. Auch leitete er Spiele bei den Olympischen Spielen 2022.

Der Fußball nahm im Leben des Unparteiischen stets eine große Rolle ein. Brych sah sich stets als Profisportler und tat alles, um körperlich und mental fit zu bleiben. Dafür arbeitete er schon früh in seiner Karriere mit Psychologen und Ernährungsberatern zusammen. Allerdings ist auch die Gesundheit ein wichtiger Aspekt seines Lebens. In der Halbzeitpause seines Abschiedsspiels musste er sich an der Wade behandeln lassen. Umso glücklicher war Brych nach dem Abpfiff, dass er seine lange Karriere größtenteils gut überstand: „Ich habe es geschafft und bin immer noch fit. Ich werde morgen aufwachen und brauche keinen Kran. Das ist das Wichtigste an der Geschichte.“

Der Tiefpunkt: Das „Phantomtor“

Die kurioseste Szene seiner Karriere ging in die Geschichtsbücher ein: das „Phantomtor von Sinsheim“. Am 18. Oktober 2013 leitete Brych die Partie zwischen der TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen. Die „Werkself“ gewann mit 2:1 – zu Unrecht. Beim späteren Siegtreffer von Stefan Kießling (70. Minute) landete der Ball nicht im Tor, sondern am Außennetz. Das Spielgerät fand durch ein Loch im Tornetz seinen Weg in den Kasten.

Imagem do artigo:Felix Brych pfeift ein letztes Mal ab: Rückblick auf eine Rekord-Karriere

Das Loch im Netz wurde 70 Spielminuten zu spät entdeckt. Foto: Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images

Brych ließ das „Phantomtor“ zählen. „Eine Riesendummheit!“, schreibt er später in seinem Buch „Aus kurzer Distanz“. Der „Kicker“ sägte ihn damals mit der Note 6 ab. Eine Torlinientechnologie, geschweige denn den „Video Assistant Referee“ gab es damals noch nicht, um Brych zu unterstützen. Dennoch gab es für den Schiedsrichter keine Ausreden: „Wir waren am Vorabend mit unseren Gedanken mehr bei der WM als bei unserer eigentlichen Aufgabe“, gab er zu.

Trotz des Phantomtores reiste er – wie davor „euphorisiert“ erwartet – 2014 mit zur WM nach Brasilien, arbeitete aber akribisch an sich. Was von dem Skandal bleibt, ist ein Stück Bundesliga-Geschichte – und technische Innovation.

Felix Brych und der Kreuzbandriss

Ein weiterer Moment in Brychs Karriere, der stets im Kopf bleiben wird, ereignete sich bei seinem Rekordspiel im November 2023. Mit seinem 344. Einsatz in der Fußball-Bundesliga stellte er den Ligarekord ein. Dieser wurde jedoch von einer schweren Verletzung getrübt. Der Unparteiische war nach rund einer halben Stunde böse umgeknickt. Nachdem Brych die erste Halbzeit zu Ende geleitet hatte, blieb er zum Wiederanpfiff in der Kabine. Die schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt: Kreuzbandriss und lange Pause.

Imagem do artigo:Felix Brych pfeift ein letztes Mal ab: Rückblick auf eine Rekord-Karriere

Ein Tiefpunkt für Brych: Kreuzbandriss im November 2023. Foto: Neil Baynes/Getty Images

Trotz der schweren Diagnose blickte der gelernte Jurist positiv auf sein Rekordspiel. „Das ist letztlich die größte Leistung meiner Karriere: Es ist nicht das eine Spiel wie das Champions-League-Finale oder eine WM-Teilnahme, sondern die lange Zeit als Profischiedsrichter. Der Rekord hat für mich eine große Bedeutung“, sagte Brych. Dass er danach wieder auf den Platz zurückkehrte, war aber „noch ein Stück größer.“ Zehn Monate nach seinem Kreuzbandriss gelang mit 49 Jahren das Comeback. Die Rückkehr sei „ein Risiko“ gewesen, wie Brych später verriet. Trotzdem habe es „sich gelohnt, dafür zu kämpfen.“ Seine größte Motivation? „Die Bundesliga ist geil.“

Würdiger Abschied in Augsburg

Zurück in die Gegenwart. 30.660 Zuschauer sahen Brychs Abschiedsspiel in der ausverkauften Augsburger WWK-Arena. Um 17:23 Uhr griff der Unparteiische ein letztes Mal in seiner Karriere zur Pfeife. 90 Minuten waren um. Der Abpfiff durchschnitt die Spannung. Union schlug Augsburg spät mit 2:1. Doch die emotionalen Szenen folgten danach, unabhängig vom Ergebnis. Bevor Brych den Platz verließ, gab es viele Fotos mit Familie, Freunden und Begleitern. Ihre Anwesenheit habe ihn überrascht, wie er nach dem Spiel in der Mixed Zone verriet.

„Ich war total überrascht, dass meine ganzen Freunde und meine Familie auf dem Platz standen. Ich habe das gecheckt und es war ein unglaublicher Empfang, dass ich in die Arme laufe. Das ist das Schönste an meinem ganzen Tag heute“, freute sich Brych. Was er am meisten vermissen wird? „Den Rasen. Mit dem Kabinengang und diesem Gefühl mit den Spielern dort zu stehen. Du merkst ja auch, wie die Spieler mich akzeptieren. Das habe ich mir über die Jahre erarbeitet. Das ist das Schönste und deshalb habe ich es gemacht – für den Platz und für die 90 Minuten.“

Brych als TV-Experte? Klares „Nein“

Vor allem aber das Zwischenmenschliche: „Es geht eher um das Spiel und die Arbeit mit den Spielern, als um die Stimmung. Das werde ich vermissen, die sind alle gute Typen. Ich habe mich mit allen über die Jahre gut verstanden.“ Eine Karriere als TV-Experte kann er sich nicht vorstellen. „Meine Karriere ist beendet. Ich werde auf dem Platz keine Entscheidungen mehr treffen, aber möchte mein Wissen weitergeben, in welcher Form auch immer. Aber meine Karriere ist beendet.“

Am Ende seines letzten Arbeitstages als Profi-Schiedsrichter sorgte er gegenüber den Journalisten noch für einen Lacher: „Ich werde nur noch Benefizspiele oder Spaßspiele betreiben. Und dann kommt ihr alle nicht“, witzelte Brych. 359 Akte in einem über zwei Jahrzehnte langen Stück der Fußball-Bundesliga liegen damit hinter ihm. Die Rekord-Pfeife Deutschlands wurde abgelegt. Ein würdevolles Schließen des Vorhangs. Oder, in Brychs Sprache auf dem Rasen: Der letzte Pfiff ertönt – das war’s.

Saiba mais sobre o veículo