liga3-online.de
·10 de janeiro de 2025
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Stürmische Zeiten an der Hafenstraße und ein kerniger Rheinländer mit großer Erfahrung im Abstiegskampf: Uwe Koschinat spricht mit liga3-online.de über sein Feuerwehrmann-Image, den fehlenden Spielertyp im Kader von Rot-Weiss Essen und zieht bei den Chancen auf den Klassenerhalt einen Vergleich zu seiner Station in Sandhausen.
liga3-online.de: RWE schwitzt unter türkischer Sonne, an der Hafenstraße rollt die Schneewalze. Sind Sie persönlich Sommer- oder Winterkind, Herr Koschinat?
Uwe Koschinat: Da ich im September geboren wurde: Eher der Typ Übergangsjacke (lächelt). Extreme Hitze brauche ich nicht jeden Tag, wobei es sich hier (Lara, Anm. d. Red.) in Richtung Nachmittag und Abend angenehm abkühlt. Für uns als Mannschaft bleiben diese Bedingungen Luxus.
Denken Sie dahingehend über eine Verlängerung des Trainingslagers nach?
Nein, allein aus logistischer Sicht wäre das schwer stemmbar. Zum Ende der Woche schauen wir mal auf die Wetter-App, welche Bedingungen uns daheim erwarten und wie wir als Team möglichst allwetterfest in die Rückrunde und in das Spiel in Aachen gehen.
Wäre die Winterpause generell der bessere, weil cleanere Einstiegszeitpunkt für Sie in Essen gewesen?
Selbst mit dem Wissen um die Personallage vor der Winterpause sowie den Ergebnissen würde ich wieder den 18. Spieltag als Einstieg wählen. Direkt ins Innenleben der Kabine einzutauchen, bringt dir mehr, als die Spieler bis zum Trainingslager nur von außen zu kennen. Dass im Trainingslager schon einiges als Gewohnheit wahrgenommen wird, hängt mit dem Ende von 2024 zusammen und kann ein wichtiger Faktor sein. Auf dem Papier mag nur ein Punkt stehen. Persönlich sehe ich wiederum das 2:2 gegen den VfB Stuttgart II als Stresstest, den vor allem viele der jüngeren Spieler gemeistert haben.
Abstiegskampf war beim Großteil Ihrer letzten Stationen (Osnabrück, Bielefeld, Sandhausen) Ihr Kerngeschäft. Fühlen Sie sich manchmal zu Unrecht als "Feuerwehrmann" betitelt, nachdem Sie einst als Aufstiegscoach von Fortuna Köln eine Ära (2011 – 2018) geprägt hatten?
Ein Problem sehe ich hier prinzipiell nicht. Meistens werden solche Dinge eher von außen übergestülpt. Im Nachhinein gesehen war die Bürde, Osnabrück mit sieben Punkten zu übernehmen, trotz eines Nicht-Abstiegsplatzes in der Rückrundentabelle zu hoch.
Inwiefern unterscheidet sich RWE und der Weg zum Klassenerhalt von den besagten Stationen?
Die Chance auf den Klassenerhalt ist nun deutlich realistischer, etwa vergleichbar mit meiner ersten Saison beim SV Sandhausen (Saison 2018/19, Anm. d. Red.). Unser Ziel bei RWE muss es sein, die Menschen mitzunehmen. Durch unser Auftreten hier beim Trainingslager in der Türkei, bei dem uns viele Fans begleiten, wollen wir nach Deutschland transportieren, dass wir den Klassenerhalt schaffen wollen. Wir wollen auch die kämpferische Haltung wieder ausstrahlen. Klar ist: Wir brauchen unsere Fans, sie können ein ganz entscheidender Faktor sein. Der Klub hat eine wahnsinnige Aura, die Hafenstraße eine große Wucht. Wir müssen so auftreten, dass sie uns zum Klassenerhalt trägt.
Hierbei bauen Sie auf erfahrene Neuzugänge (Klaus Gjasula, Dominik Martinovic), die bereits im Trainingslager ins Team integriert werden. Abgeschlossen scheint die Transfer-Offensive noch nicht, oder?
Die Kaderstruktur wurde im letzten Sommer eher auf jüngere Spieler mit Potenzial ausgelegt. Und das ist zu 100 Prozent vorhanden. Ich bin weit davon entfernt, unser Ziel Klassenerhalt darüber zu moderieren, indem ich jede Woche nach Neuzugängen schreie. Ich nehme bei uns eine absolut willige Gruppe wahr. Manchmal reicht aber ein einzelner Spieler, ein echter Typ, um die Gruppendynamik positiv zu verändern und zehn, zwanzig Prozent mehr aus den Mitspielern herauszukitzeln. Und wenn sich – wie im Fall von Dominik Martinovic – etwas ergibt, sagen wir nicht Nein. Mit den beiden Transfers Martinovic und Klaus Gjasula sind uns gute Griffe gelungen.
Wie war die Timeline im Rennen um Martinovic, dessen Ex-Klub zunächst einen Wechsel zum Ligakonkurrenten 1860 München angekündigt hatte?
Wir hatten ihn auf der Liste und waren in Kontakt mit ihm. Und als sich uns die Chance doch noch bot, waren wir da und haben gemeinsam versucht, Dominik für RWE anzuzünden. Dies ist uns gelungen. Wir freuen uns über einen Zugang, der für eine stabile Tor-Quote steht.
Gjasula verkörpert als Sechser derweil einen Spieler-Typ, den RWE bisher nicht im Kader hatte.
Wenn du im Abstiegskampf der 3. Liga bestehen willst, brauchst du eine Art Blitzableiter. Bestenfalls direkt im Zentrum. Es war vom ersten Training an spürbar, wie Klaus' Aura wirkt und wie sich die Mitspieler nach ihm ausrichten. Er ist ein Leader. Dazu kommt seine herausragende Ausdauerfähigkeit, er kann einen sehr hohen Rhythmus gehen und ist zudem ein "Stoppschild" im Zentrum. Ich bin sehr froh, dass wir ihn als Persönlichkeit und als Fußballer gewonnen haben.
Viele Drittligisten bereiten sich in der Türkei auf die Rückrunde vor. Wurde mit Dynamo Dresden bewusst ein Spitzenteam der 3. Liga als Testspielgegner ausgewählt?
Der Test wurde bereits vor meinem Amtsantritt vereinbart. Aus meiner Sicht eine gute Entscheidung. In der letzten Winterpause hatte ich mit Osnabrück ein Testspiel gegen den FC St. Pauli (3:1, Anm. d. Red.), der als damaliger Zweitliga-Spitzenreiter mit voller Kapelle angetreten war. Solche hochkarätigen Gegner zeigen die eigene Widerstandsfähigkeit. Du bekommst als Trainer in solchen Testspielen eine gute Bewertungsgrundlage: Wie weit sind wir? Wo müssen wir uns verbessern? Ich finde die Partie gegen Dresden hervorragend.
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