Rund um den Brustring
·30 de janeiro de 2025
Rund um den Brustring
·30 de janeiro de 2025
Im letzten Spiel der Ligaphase scheidet der VfB gegen überlegene Gäste aus Paris aus der Champions League aus. Hätte die Mannschaft alles auf den Platz gebracht, was sie kann, hätte das vielleicht anders ausgesehen. Dass es am Ende so eindeutig wurde und die Reise für diese Saison beendet ist, ist aber auch Teil eines Prozesses.
Als ein Weiterkommen für den VfB in der Champions League immer unwahrscheinlicher und schließlich unmöglich wurde, schwang sich die Cannstatter Kurve mal wieder zu einer ihrer Glanzleistungen auf. War die Stimmung im Neckarstadion selbst beim deutlichen Sieg gegen Bern noch überschaubar gewesen, so sangen die Fans am Mittwochabend gegen die unvermeidliche Heimniederlage an, feierten gewonnene Bälle und Einwürfe und stimmten, als alles aus war, den Gassenhauer der letzten knapp 15 Monate an: “Stuttgart international”.
Die Reise ist nach dem 1:4 gegen PSG und den Ergebnissen aus Zagreb und Manchester zu Ende und wer das Spiel sah, ist geneigt zu sagen, dass es vielleicht besser so ist aktuell. Natürlich wäre es reizvoll gewesen, sich noch einmal mit einer europäischen Spitzenmannschaft zu messen und noch einmal Europa zu bereisen. Im Nachhinein hätte das auch eine Fahrt zum Bundesliga-Elften nach Dortmund bedeuten können. Und außerdem offenbarte das Spiel gegen den Katar-Club, dass dem VfB noch einiges fehlt, um gegen solche Mannschaften und vielleicht auch generell in der Königsklasse eine bessere Rolle zu spielen.
Denn die Punkte fehlten natürlich nicht nur am Mittwochabend, sie fehlten auch beim glücklosen Auftritt gegen Prag und erst recht beim naiven Debakel in Belgrad — gleichzeitig holte man in Turin drei Punkte, mit denen nun wirklich nicht zu rechnen war. Gegen Paris gelang es der Mannschaft mit dem Brustring überhaupt nicht, ins Spiel zu finden. Die Angst vor Fehlern gegen den millionenschweren Gegner lähmte die Beine und führte so erst recht zu Fehlern, die der Gegner knallhart ausnutzte. Sei es Karazors unnötiger Fehlpass, der zu einer Ecke führte oder die komplette Überforderung des bemitleidenswerten Josha Vagnoman gegen Bradley Barcola.
Lange hatte man den VfB nicht mehr so hilflos durch eine Partie taumeln sehen. Um in diesem Spiel den nötigen Punkt zu holen, hätte die Mannschaft eine Partie mit höchstem Einsatz und höchster Konzentration abliefern müssen — und es hätte vielleicht trotzdem, wie in Madrid nicht gereicht. In der zweiten Halbzeit, als PSG das Weiterkommen sicher hatte, drehten die Brustringträger nochmal auf, kamen sogar zum Anschluss und weiteren guten Chancen. Das nennt man erhobenen Hauptes zu gehen.
Man kann nach zwei verlorenen Spielen in Folgen mit ähnlichen positionellen (Rechtsverteidiger!) und mentalen Schwächen natürlich wieder schwarz malen und nicht nur ein Abrutschen aus den internationalen Plätzen und ein Ausscheiden auch im Pokal prognostizieren. Die Erfahrung lehrt uns etwas anderes. Die Mannschaft kam bisher immer aus Schwächephasen zurück. Die Teilnahme an der Champions League und die Erfahrungen auf diesem Niveau werden einer Mannschaft, in der niemand älter ist als 29, mit Sicherheit mittelfristig helfen, sich weiterzuentwickeln und für die AG bedeuten die erwirtschafteten Einnahmen eine gewisse Planungssicherheit. Nun gilt die volle Konzentration den Spielen gegen Mönchengladbach und Augsburg. Zwei Heimspiele in denen die Mannschaft zeigen muss und will, dass sie in der Lage ist, ihre Stärken dem Gegner aufzuzwingen und sich für den Aufwand zu belohnen.
Und nächstes Jahr gehen wir wieder auf die Reise!
Titelbild: © Alex Grimm/Getty Images