MillernTon
·28 de abril de 2025
SV Werder Bremen vs. FC St. Pauli 0:0 – „Dann geht es halt 0:0 aus!“

MillernTon
·28 de abril de 2025
Zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten, drei Abseits-Treffer, eine klare Fehlentscheidung, ein Platzverweis – die Partie zwischen Werder Bremen und dem FC St. Pauli bot viel, aber keine Tore.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
„Dann geht es halt 0:0 aus“ – Das sagte Alexander Blessin nach dem Hinspiel gegen den SV Werder Bremen. Damals hatte der FC St. Pauli ein eigentlich ausgeglichenes Spiel mit 0:2 verloren und der FCSP-Cheftrainer ärgerte sich über die Gegentore. Denn wenn es offensiv nicht zum eigenen Treffer reicht, dann solle man das doch bitte zumindest dem Gegner auch nicht ermöglichen. Seitdem gab es noch weitere solcher Spiele. Das 0:1 gegen Frankfurt, das 0:1 in Bochum und besonders das 0:1 gegen Freiburg zählen in diese Kategorie. In den letzten elf Partien fing sich der FC St. Pauli zehnmal mindestens einen Gegentreffer – es wurde mal wieder Zeit, dass die gute Arbeit gegen den Ball auch entsprechend belohnt wird. So geschehen in Bremen.
Alexander Blessin ließ auf der Pressekonferenz vor der Partie offen, ob Connor Metcalfe erneut in der Startelf stehen wird. Nachdem er nun bereits fast eine ganze Saison Trainer des FC St. Pauli ist, weiß man bei solchen Aussagen schon, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass es eine personelle Veränderung geben wird. So kam es dann auch: Noah Weißhaupt kehrte nach Krankheit und Knieproblemen wieder in die Startelf zurück. Blessin erklärte dazu vor Anpfiff bei DAZN: „Letzte Woche hat er nicht die ganze Woche trainieren können, jetzt aber schon. Er bringt uns einfach so viel Qualität offensiv, steht das auch defensiv gut durch. Es ist eine Entscheidung für ihn und nicht gegen jemand anderen.“ Auf das heißersehnte Startelfdebüt des Duo Guilavogui/Saad muss ich leider weiter warten.
Auch beim SV Werder Bremen gab es genau eine personelle Veränderung in der Startelf. Oliver Burke nahm auf der Bank Platz, Justin Njinmah kam für ihn hinein. Die Querelen um seine Person beziehungsweise seinen bevorstehenden Wechsel, haben einen Einfluss auf diese Entscheidung gehabt, so erklärte es auch SVW-Trainer Ole Werner bei DAZN: „Das war sicher ein Thema von vielen.“ Allerdings erklärte er auch, dass man bereits vor dem feststehenden Wechsel von Burke überlegt habe „Justin mal von Beginn an zu bringen.“
Aufstellung beim Spiel SV Werder Bremen gegen FC St. Pauli
SVW: Zetterer – Stark, Friedl, Pieper – Weiser, Stage, Lynen, Agu – Schmid – Njinmah, Ducksch
FCSP: Vasilj – Nemeth, Wahl, Van der Heyden – Saliakas, Smith, Boukhalfa, Treu – Sinani – Guilavogui, Weißhaupt
Der FC St. Pauli agierte defensiv gegen den SV Werder Bremen etwas abwartender als zuletzt gegen Mönchengladbach und Leverkusen. Die Innenverteidiger von Bremen hatten schon etwas Raum, bevor sie angelaufen wurden, Torwart Zetterer wurde gar nicht gestört. Doch in allen anderen Spielfeldbereichen war der FCSP voll da, machte die Räume eng. Die Folge: Werder Bremen fand im flachen Aufbau keine Lösung in der ersten Halbzeit. Den Eintritt ins letzte Spielfelddrittel suchte das Team von Ole Werner fast ausschließlich über lange Bälle auf Marvin Ducksch. Diese bekam der FC St. Pauli gut verteidigt, denn die Sechser fielen schnell nach hinten, wenn der Ball über sie hinwegflog und so dominierte der FCSP auch den Kampf um den zweiten Ball in der eigenen Hälfte.
Sowieso hatte der FC St. Pauli im Defensivzentrum stets eine Überzahl und schaffte es trotzdem, weiter vorne genügend Druck auf die Innenverteidiger von Werder Bremen zu erzeugen. Wie konnte das gelingen? Diese Frage sollte am besten dem Nacken von Danel Sinani gestellt werden. Denn der 28-jährige agierte im Pressing als eine Art Doppelagent. Zum einen erzeugte er genügend (Ein)Druck auf den zentralen SVW-Innenverteidiger, Marco Friedl, sodass dieser nicht vogelfrei agierte. Stets achtete er dabei aber darauf, dass Sechser Senne Lynen eng an seiner Kette lag, musste sich also ständig umschauen. Das gelang nur, weil auch Eric Smith und vor allem Carlo Boukhalfa stets mit einem Auge auf Lynen agierten, während sie aber vor allem mit Romano Schmid und Jens Stage beschäftigt waren. Drei FCSP-Spieler kontrollierten also vier SVW-Spieler. Der FC St. Pauli konnte also woanders auf dem Platz, im Defensivzentrum, in Überzahl spielen.
Werder Bremen agierte im Pressing im Grunde ganz ähnlich wie der FC St. Pauli. Allerdings war das Anlaufverhalten in der ersten Halbzeit noch deutlich vorsichtiger als das des FC St. Pauli. Bei Ballbesitz des FCSP rückte Schmid eine Position vor und bildete dort mit Ducksch und Njinmah eine Dreierkette. Dahinter nahmen Lynen und Stage die beiden FCSP-Sechser, Smith und Boukhalfa in Manndeckung. Vor allem Stage hatte damit alle Hände voll zu tun, weil es Smith dann doch ständig gelang, sich von ihm zu lösen und das Spiel des FC St. Pauli anzukurbeln.
Zudem sorgte erneut das Verhalten der äußeren Innenverteidiger des FC St. Pauli für Probleme beim Gegner. Die letzte Kette des FCSP zog nämlich sehr breit. Breiter als es der offensiven Dreierkette des SVW lieb war (sonst hätten sie direkte Passwege durch das Zentrum geöffnet). Diese Breite und das immer wieder mutige Einschalten in die Offensive führte dann auch zu zwei guten Gelegenheiten des FCSP: In der achten Minute scheiterte Treu per Abschluss an Zetterer. Vorausgegangen war eine Kombination auf der linken Seite im Bremer Drittel, an der Siebe Van der Heyden beteiligt war und so kurzzeitig eine Überzahl auf dieser Seite schuf. Wenige Minuten danach traf Boukhalfa zum vermeintlichen Führungstreffer, der dann aber aufgrund einer Abseitsposition nicht zählte. Der Pass in die Tiefe stammte von David Nemeth, der auf der rechten Abwehrseite nahe der Seitenauslinie andribbelte und dann einen tiefen Ball gen Boukhalfa spielte.
Sowieso waren die tiefen Bälle ein klares Stilmittel des FC St. Pauli. Und Werder Bremen hatte teils große Not, diese zu verteidigen, weil der FCSP vor diesen tiefen Bällen immer kräftig rotierte. Denn im Spiel des FCSP gab es eine leichte Asymmetrie: Philipp Treu agierte ein gutes Stück offensiver als Manos Saliakas auf der Gegenseite. Das hing mit der ständigen Bewegung in den Zehnerraum (teilweise sogar noch tiefer) von Sinani zusammen. Denn sobald sich Sinani von seiner Position vorne löste – und damit für spürbare Unruhe in der Bremer Hintermannschaft sorgte – bewegte sich Morgan Guilavogui auf die Sinani-Position, jederzeit bereit, um einen tiefen Ball zu erlaufen. Die freie Guilavogui-Position nahm Treu ein. Da Noah Weißhaupt zwar auch stets auf tiefe Pässe lauerte, aber viel eher seine rechte Seite hielt, verblieb Manos Saliakas etwas tiefer. Was auch erklärt, warum man Van der Heyden öfter vorne sah als Nemeth.
Dem FC St. Pauli gelang es dank seiner Struktur mit und gegen den Ball also, gegen Werder Bremen etwas die Oberhand zu gewinnen. Und in vielen Situationen fehlte nicht viel, damit sich das Team für diese gute erste Hälfte belohnt hätte. Was dem FCSP aber dazu fehlte, erklärte Alexander Blessin nach Abpfiff: „Mir hat die Galligkeit gefehlt, den Abschluss zu suchen. Da waren wir zu verspielt, haben keine klaren Abläufe im letzten Drittel gehabt.“ Diese Aussage erinnert stark an das, was der FCSP-Cheftrainer über das Spiel seines Teams gegen Borussia Mönchengladbach sagte: Es fehlte am unbedingten Zug zum Tor. Blessin erklärte bereits mehrfach, dass er mehr Abschlüsse seines Teams sehen möchte und das dürfte auch gegen Werder der Fall gewesen sein. Denn oft machte es der FCSP richtig gut, befand sich teilweise schon in Abschlussposition, doch es wurde eher noch versucht, sich eine noch bessere Position zu erspielen, als direkt abzuschließen.
Trotzdem: Der SV Werder Bremen fand im ersten Abschnitt offensiv kaum statt, spielte eigentlich nur lange Bälle nach vorne. Der FC St. Pauli dominierte die Partie hingegen dank eines mutigen und funktionierenden flachen Aufbauspiels. Zwar fehlte es dem Team an zwingender Torgefahr, aber beeindruckend waren die ersten 45 Minuten allemal.Grenzwertig war dann hingegen das, was Carlo Boukhalfa in der 30. Minute machte: Beim Versuch Gegenspieler Friedl entscheidend zu stören, erwischte er den SVW-Kapitän unglücklich am Sprunggelenk. Auf einer Höhe, die nach meinem Empfinden die Farbe „Dunkelgelb“ verdient. Schiedsrichter Tobias Reichel hat sogar nicht einmal ein Foulspiel gesehen. Es sollte nicht das letzte Mal in dieser Partie sein, dass Reichel unrühmlich in den Mittelpunkt rückte.
Doch das Spiel veränderte sich mit Wiederanpfiff. SVW-Trainer Ole Werner erklärte nach Abpfiff, dass man etwas intensiver und höher pressen und so das Aufbauspiel des FC St. Pauli besser in den Griff bekommen wollte. Das gelang tatsächlich, der FCSP hatte mit Wiederanpfiff deutlich weniger Ruhe in den Aufbaumomenten. Eigentlich kam das Team zuletzt aber auch mit höherem Pressing der Gegner zurecht, dieses Mal gelang es aber nicht so zuverlässig. sich aus diesen Drucksituationen kontrolliert zu lösen. Das Spiel wurde insgesamt offener und Stück für Stück übernahm nun Werder Bremen die Kontrolle.
Doch es war nicht alleine das höhere Pressing, was nun dafür sorgte, dass der FC St. Pauli mehr Probleme bekam. Das Team von Blessin hatte nun auch Probleme in der eigenen Ordnung gegen den Ball, der FCSP-Cheftrainer erklärte, dass man „nicht mehr die richtige Höhe gefunden“ habe. Das hing auch mit einer kleinen, aber durchaus wichtigen taktischen Umstellung von Werder Bremen zusammen. Denn im zweiten Abschnitt baute der SVW nicht mehr mit einer Dreier-, sondern mit einer Viererkette auf. Senne Lynen, im ersten Abschnitt im Deckungsschatten von Sinani verschwunden, agierte nun im Aufbau als fallender Sechser, bewegte sich zwischen die Innenverteidiger. Für Sinani wurde es daher unmöglich, weiterhin als Doppelagent zu agieren.
Elias Saad kam gegen Werder Bremen von der Bank aus in die Partie und belebte das Offensivspiel des FC St. Pauli deutlich. // (c) Stefan Groenveld
Diese Umstellung auf eine Viererkette hatte ähnliche Auswirkungen wie die breite Staffelung der FCSP-Innenverteidiger im Aufbau. Denn der offensiven Dreierkette des FC St. Pauli gelang es nun nicht mehr, genügend Druck auf die letzte Kette der Bremer zu erzeugen, weil sich diese sehr breit aufstellen konnte. Eine weitere taktische Anpassung sorgte ebenfalls für Probleme: Marvin Ducksch agierte nun in einer ähnlichen Rolle wie Sinani auf Seiten des FCSP. Er ließ sich immer wieder ins Mittelfeld fallen und legte dann oft mit nur einem Kontakt für seine Mitspieler ab oder spielte den Ball direkt tief. Denn auch hier agierte Werder nun ähnlich wie der FC St. Pauli: Verließ Ducksch die Mittelstürmer-Position, dann suchte Njinmah diesen Raum und war stets bereit für Tiefenläufe.
Wie sowas ausgespielt werden kann, zeigte sich unter anderem – auch wenn das ehrlich gesagt eher ein Umschaltmoment war, aber ich zwänge das jetzt mal so hinein – in der 59. Minute, als die Bremer in Person Schmid (toller Spieler!) den Ball zu Ducksch in den Zehnerraum spielten und dieser direkt auf den in die Tiefe gestarteten Njinmah weiterleitete. Der SVW-Angreifer setzte den Ball neben das Tor. Kurz zuvor war er an Nikola Vasilj gescheitert, der FCSP-Torhüter machte eine wirklich gute Partie.
Wer keine gute Partie zeigte, waren Schiedsrichter Tobias Reichel und sein Team. Das dunkelgelbe Foul von Boukhalfa an Friedl und die nicht erkennbare Linie (mal sehr kleinlich, mal mit ganz langer Leine), ok, kann passieren. Was auch passieren kann, aber schon wirklich ein bemerkenswerter Fehler war: Dass das Foul von Friedl an Elias Saad in der 71. Minute nicht zu einem Elfmeter für den FC St. Pauli führte. Es ist sogar völlig unerklärlich, wie das passieren konnte. In der Szene dribbelte Saad mit den Ball in den Strafraum, Kontakt mit Friedl gab es bereits vorher. Im Strafraum erwischte der SVW-Kapitän Gegenspieler Saad dann aber deutlich an der Wade, der FCSP-Angreifer wurde dadurch zu Fall gebracht. Es ist nicht anders zu beschreiben als: Das ist ein glasklarer Elfmeter. Sogar Friedl selbst – der bereits direkt nach der Situation sehr bedröppelt dreinschaute, den VAR-Eingriff wohl erwartete – sagte nach Anpfiff: „Wenn es Elfmeter gibt, dann kann ich mich nicht beschweren. Ich bin froh, dass es keinen gegeben hat.“ Tobias Reichel wollte nach Abpfiff keinen Kommentar zu der Szene abgeben. Von etwas anderem als einem Totalversagen des Schiedsrichtergespanns samt VAR in dieser Situation hätte er nicht sprechen können.
In der Schlussviertelstunde wurde deutlich, dass der FC St. Pauli mit dem Punkt wesentlich besser leben konnte, als Werder Bremen. Die Bremer versuchten viel, der FCSP stand nun aber etwas stabiler als noch in den ersten 25 Minuten der zweiten Halbzeit. In der 80. Minute war Werder dann aber ganz knapp dran an der Führung beziehungsweise ganz knapp zu nahe am Tor – denn zwar traf Oliver Burke (nach einem tollen Lauf von Schmid) per Schlenzer ins FCSP-Tor, doch er befand sich um wenige Zentimeter im Abseits. Es war der dritte Treffer des Tages, der aufgrund einer Abseitsposition zurückgenommen wurde.
Das war es dann aber auch mit Bremer Gelegenheiten. Der FC St. Pauli verteidigte das Unentschieden bis zum Schluss. Einen unrühmlichen Auftritt legte leider Connor Metcalfe hin. Nach seiner Einwechslung in der 75. Minute sah er kurz vor Schluss für ein wichtiges taktisches Foul die Gelbe Karte. Drei Minuten später spielte er den Ball nach einem Foul von Robert Wagner weg. Ein Vergehen, welches laut Regeln mit Gelb bestraft werden muss. So eine Aktion vorbelastet zu machen ist alles andere als smart – oder um es mit den Worten von Blessin zu sagen: „Die erste Gelbe Karte war notwendig. Die zweite war saudumm, da werden wir nochmal drüber sprechen.“
Der FC St. Pauli holt also einen Punkt in Bremen. Und dieser geht aufgrund der Spielanteile in Ordnung. Die ersten 45 Minuten gingen relativ klar an den FCSP, die zweiten an Werder – das Unentschieden ist das gerechte Ergebnis und bringt dem FC St. Pauli eine ganze Menge, wenn man auf die Tabelle schaut. Denn dadurch hat das Team nun sechs Punkte Vorsprung auf Heidenheim und das klar bessere Torverhältnis. Heidenheim muss also zwingend punkten, jedes Spiel, zwei davon sogar gewinnen. Das bedeutet im Umkehrschluss: Sollte der VfL Bochum, der den FC St. Pauli nicht mehr einholen kann, am Freitag in Heidenheim gewinnen, dann sind die Chancen eines FCSP-Abstiegs wirklich nur noch theoretischer Natur.
So gesehen ist dieser Punktgewinn in Bremen ziemlich viel wert. Und das nicht nur für die Tabelle, sondern auch für den Kopf. Philipp Treu sprach nach Abpfiff Worte, die wohl alle, die es mit dem FCSP halten unterschreiben würden: „Am Anfang der Saison hätten wir so ein Spiel noch verloren.“ Doch der FC St. Pauli hat sich weiterentwickelt – und steht deshalb kurz vor dem Klassenerhalt.Immer weiter vor!// Tim
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