Der-Jahn-Blog
·7. April 2025
0:6 – dem Jahn unwürdig

Der-Jahn-Blog
·7. April 2025
Es dämmert, als wir uns treffen. Der Medientross rollt los, während viele andere Jahnfans bereits in Richtung Westen unterwegs sind. Es ist kalt, aber in der klaren Morgenluft liegt ein Hauch von etwas Neuem. Nach dem kämpferischen Sieg in Nürnberg – einem der wenigen Lichtblicke dieser Saison – keimt erstmals wieder das Gefühl auf, dass noch nicht alles verloren ist.
Natürlich: Wir stehen ganz unten. Acht Punkte Rückstand, sechs Spiele. Aber wenn du ausgerechnet in Nürnberg gewinnst, gegen einen formstarken Gegner, dann darfst du in Elversberg zumindest auf einen ähnlichen Auftritt hoffen – oder zumindest darauf, dass du nicht wieder alles herschenkst.
Doch die Realität hat uns schon vor Anpfiff wieder eingeholt. Am Freitag hatte Braunschweig gegen Paderborn gewonnen – 3:2. Damit war klar: Heute ist „Do or die“. Es gibt keine Ausreden mehr, keine Nebelkerzen. Zu spät in der Saison, zu lange hat’s gedauert, überhaupt wieder diese kleine, magere Hoffnung zu empfinden. Als wir im Bus schon nach wenigen Kilometern den Tabellenrechner zückten, wurde schnell offensichtlich: Selbst ein Sieg würde kein Wunder bedeuten. Wenn wir Klassenerhalt noch schaffen wollen, müssten wir faktisch im Lotto gewinnen.
Die Stimmung im Bus ist dementsprechend gedämpft. Konzentriert, angespannt – aber längst nicht mehr von diesem „Jahn packt das“-Selbstverständnis getragen. Stattdessen drängt sich eine leise, gefährliche Hoffnung auf. Diese Sorte Hoffnung, die dich glauben lässt, dass irgendwas passiert, obwohl du tief drin schon weißt, wie es ausgehen wird. „Wenn wir’s heute holen, sind’s nur noch fünf Punkte.“ Kein Optimismus – eher eine fragile Zuversicht, die einen nur umso tiefer fallen lässt.
Hinzu kommt: Die Personalsituation war alles andere als ideal. Kühlwetter fehlte gelbgesperrt, Hottmann musste kurzfristig wegen einer Zahn-OP passen, Ganaus fehlte kurzfristig krankheitsbedingt. Dazu weiterhin ohne Schönfelder, Schmidt und Breunig – alle verletzt oder im Aufbau. Keine idealen Voraussetzungen für ein Spiel, in dem es eigentlich keine Ausreden mehr geben darf.
13:30 Uhr, Anpfiff an der Kaiserlinde
Der Jahn wirkt von Beginn an nervös. Elversberg übernimmt direkt die Kontrolle und bindet den Torwart aktiv ins Aufbauspiel ein. Ein simpler, aber wirkungsvoller Kniff – auf den der Jahn im Pressing keine Antwort findet.
Eigentlich sollen Adamyan und Huth die Elversberger Innenverteidiger in Manndeckung anlaufen. Doch weil Kristof immer wieder mit eingebunden wird, müssen unsere Stürmer ihre Positionen aufgeben. Immer wieder rückt einer aus dem Verbund, um Druck auf den Torspieler zu machen – wodurch sich hinter ihm Räume öffnen. Die Pressingbewegungen greifen nicht ineinander, das Kollektiv wirkt improvisiert. Elversberg nutzt das, um sich mit Leichtigkeit aus dem Druck zu lösen.
Trotzdem kommt der Jahn anfangs zu Szenen. In der siebten Minute bringt Huth eine Flanke in den Strafraum, Adamyan nimmt sie mit der Brust, dreht sich – und schließt ab. Wie so oft in dieser Saison: harmlos. Außennetz. Kurz darauf kommt er aus zwölf Metern nochmal zum Abschluss – geblockt. Die Anfangsphase gehört uns nicht, aber wir sind wenigstens im Spiel. Noch.
Denn dann reicht Elversberg ein einziger sauberer Angriff, um die Struktur des Jahn in ihre Einzelteile zu zerlegen. Nach einem eigenen Eckball (!) verlieren wir den Ball, Petkov wird – wie so oft in dieser Partie – auf rechts geschickt – der Jahn bekommt zentral keinen Zugriff. Die Absicherung fehlt völlig. Asllani zieht diagonal, lässt clever durch, Zimmerschied steht am zweiten Pfosten mutterseelenallein. Ananou pennt. In der Mitte wieder keine Zuordnung. 1:0, 13. Minute. Erste Umschaltaktion – erstes Gegentor. Ein Paradebeispiel für Effizienz. Und ein Offenbarungseid für uns.
Der Gästeblock reagiert mit einem Symbolbild: Rücken zum Spielfeld. Nicht aus Respektlosigkeit, sondern weil sich die Enttäuschung nur noch so ausdrücken lässt. Mit dem Rücken zur Wand – weil diese Mannschaft wieder enttäuscht und wieder dem Jahn unwürdig auftritt. Kein Team der Liga kommt schlechter mit Rückständen klar als wir. Ganze drei Punkte holte der Jahn nach Rückstand – alle letzte Woche in Nürnberg. Elversberg hingegen verlor nur zwei von 15 Spielen nach Führung. Andere Jahn-Teams wuchsen nach Rückstand. Dieses fällt auseinander. Immer wieder. Und nach 13 Minuten darfst du dich eigentlich schon mit der 3. Liga beschäftigen.
Der Jahn bleibt nicht chancenlos, aber komplett kopflos. Nach 30 Minuten stehen zwei Torschüsse für den Jahn und einer für Elversberg. Aber der Gastgeber hat längst die Kontrolle übernommen. Elversberg spielt geduldig, wartet auf Fehler – und bekommt sie. Immer wieder.
Vor allem der tief spielende Torwart stellt den Jahn permanent vor Probleme. Kristof hat zur Pause die meisten Ballkontakte aller Spieler. Die Stürmer pressen halbherzig, der Block rückt nicht nach. Besonders auf den Flügeln fehlt Intensität. Ananou bekommt gegen Zimmerschied überhaupt keinen Zugriff. Immer wieder ist der Außenspieler einen Schritt schneller, intelligenter im Raum. Das Pressing wirkt unausgereift, die Bewegungen greifen nicht. Jeder rückt irgendwie, aber keiner koordiniert. Zu spät, zu unentschlossen, zu wenig – und Elversberg bestraft das.
36 Minute: Sahin zieht in den Strafraum, Geipl will blocken – und bekommt den Ball an den ausgestreckten Arm. Klarer Elfmeter. Sickinger verlädt Pollersbeck – 2:0. Nur eine Minute später: erneuter Ballverlust auf links, ein Steckpass reicht, Zimmerschied ist wieder frei. Bulic rückt zu spät. Querpass – Asllani, erneut, völlig frei. 3:0.
Drei Gegentore innerhalb von 30 Minuten – alle nach einfachen, fast identischen Abläufen. Es ist nicht nur ein technischer Klassenunterschied. Es ist ein taktischer. Ein mentaler. Ein struktureller. Wir schauen zu. Und Elversberg spielt. Nach dem 3:0 für Elversberg war es dann ein “Totalausfall” (Robin Ziegele), man sei immer einen Schritt zu spät gekommen.
Halbzeit.
„Jahn allez!“ – es hallt durch den Block, der seine Treue demonstriert. Eine Reaktion auf eine Mannschaft, die schon wieder nicht liefert. Wieder ein früher Gegentreffer. Wieder der Verlust jeder Ordnung. Wieder kein Zugriff in der Rückwärtsbewegung.
Und es ist nicht das erste Mal. Nicht das erste Spiel, in dem wir liefern müssen – und genau dann komplett versagen. In Ulm. In Münster. In Nürnberg. Jetzt Elversberg. Immer wenn es zählt, wenn der Moment da ist, wenn ein Zeichen kommen muss – bleibt alles leer. Es ist keine Frage der Qualität. Es ist eine Frage der Haltung.
Elversberg ist stark, ja. Aber sie sind schlagbar, das zeigten die letzten Wochen. Und einer, den wir in der Hinrunde im eigenen Stadion geschlagen haben – mit Struktur, mit Intensität, mit klarer Haltung. Und heute? Heute liefern wir wieder: nichts. Das war schon nach 45 Minuten klar, aber zu Ende war dieses Spiel leider noch nicht – außer ein weiteres, ungenießbares Bier stand wenig Hoffnung am Horizont, dass es hier ein Wunder von Elversberg gibt.
Zweite Halbzeit – ein einziges Wegducken.
Patz stellte bereits in der 41. Minute um, brachte Viet für den verletzten und erneut unglücklichen Ananou. Nach der Pause folgten Galjen für Huth und Hein für Ernst. Es wirkte wie ein letzter Versuch, das Spiel zu stabilisieren – technisch stärkere Spieler auf den Außen, Galjen für Tempo in der Tiefe, welches mit Huth weitgehend fehlte. Doch Struktur entstand daraus keine – im Gegenteil. Die Mannschaft wirkte orientierungslos, als hätte man lediglich die Nummern ausgetauscht, ohne ihnen einen neuen Plan mitzugeben.
Gerade mit Ball präsentierte sich der Jahn über weite Strecken des Spiels erschreckend hilflos. Elversberg gilt als anfällig bei langen Bällen – das wusste offenbar auch der Jahn, der im Aufbau vermehrt auf eben solche Pässe setzte. Doch das Konzept ging komplett nach hinten los: Elversberg dominierte die Luftduelle klar mit 16:5, während beim Jahn kein einziger Zielspieler konstant anspielbar war – oder schlichtweg kein Zielspieler im Kader war. Wollte man hingegen flach aufbauen, wurde es fast noch schlimmer, teils erschreckende Fehlpässe gab es auf der Kaiserlinde zu beobachten.
Auch Elversberg presste in Manndeckung, der Jahn bekam sofort Probleme – nicht zuletzt, weil die eigenen Innenverteidiger im Spielaufbau kaum die nötige Qualität mitbrachten. Immer wieder sah man Pollersbeck mit seinen Vorderleuten diskutieren, gestikulieren, Anspielstationen fordern – oft herrschte Uneinigkeit. Später wurde dann meist nur noch lang nach vorne geschlagen. Das Ergebnis: Unruhe, Ballverluste, Kontrolle für Elversberg. Der Jahn hätte Ruhephasen gebraucht, jemanden, der das Spiel auch mal beruhigt. Doch dieser Spieler stand nicht auf dem Platz. So entstanden zwangsläufig Fehler.
Einer davon in der 52. Minute: Wieder ein Luftduell im Mittelfeld verloren, Ballverlust – Elversberg schaltet um, schiebt aus dem Mittelfeld schnell nach. Der Jahn bekommt wieder keine Zuordnung zu den Tiefenläufen, wie schon mehrfach in Hälfte eins. Nach einem kurzen Doppelpass steht Sahin im Rückraum völlig frei, kein Zugriff, niemand stellt ihn. Sahin zieht ab und trifft wuchtig oben links – 4:0.
Die Räume vor der Abwehr bleiben offen wie ein Tag der offenen Tür. Niemand sichert, niemand rückt nach, niemand korrigiert. Es wirkt phasenweise wie ein Testspiel für die SVE – der Jahn ist in jeder Phase zu spät, lässt sich in die falschen Räume ziehen, wird immer wieder gut verlagert. Elversberg überspielt mühelos ganze Ballungen von Regensburger Spielern – nur dass es kein Testspiel ist, sondern der womöglich letzte Kampf um den Klassenerhalt.
Nur 14 Minuten später kombiniert Elversberg wieder über rechts. Der Jahn schiebt mit, aber erneut viel zu unentschlossen. Inzwischen hat man sich auch geöffnet, sichert meist nur noch mit zwei Innenverteidigern ab – die Wege aus dem Mittelfeld werden bei Kontern der Saarländer immer weiter. Feil bekommt auf dem Flügel alle Zeit der Welt, Ziegele sucht keinen Kontakt – er ist wie viele andere bereits verwarnt. Die Flanke geht flach in den Fünfer, Fellhauer steht auch wieder komplett frei im Rückraum, als hätte er sich dort fest eingebucht. Kein Gegenspieler in der Nähe. Er umkurvt Pollersbeck, schiebt ein. 5:0.
Nach dem Gegentor sieht man in den Reihen des Jahn erneut Diskussionen – wie schon mehrfach im Spiel und eigentlich nach fast jedem Gegentreffer in dieser Saison. Die Körpersprache wirkt frustriert, die Mannschaft kopflos. Auf die Frage, ob diese Szenen etwas über das Gefüge innerhalb des Teams aussagen, antwortet Kapitän Andreas Geipl eher ausweichend: Das passe schon alles, sowas sei schnell vergessen.Auf dem Platz wirkt das allerdings ganz anders. Robin Ziegele wurde in seiner Analyse deutlich klarer. Er sprach offen von fehlender Bereitschaft innerhalb der Mannschaft, auch wenn er niemanden was absprechen will – da könne auch „jeder (Anm. d. Red: Trainer) kommen, wer will“. Man habe sich im Laufe der Saison mehrfach zusammengesetzt, sich einschwören wollen, sich „straffen“ wollen, wie er es nennt – aber der Wurm sei trotzdem drin.
Auf den Rängen reagiert der Auswärtsmob längst mit Zynismus: Schuhe in die Höhe, simulierte Torjubel, Lieder vom Europapokal. Galgenhumor als letzte Antwort auf eine Mannschaft, die diesem Verein in ihrer Haltung nicht gerecht wird. Wenn du schon nicht liefern kannst – dann wenigstens noch würdig untergehen. Aber auch das gelingt dieser Mannschaft nicht ansatzweise – dann muss eben wieder von den Rängen diese Initiative ausgehen.
Erste Runde Bukarest, zweite Runde Rom In Kopenhagen schellt das Telefon Vielleicht nach Rotterdam, vielleicht nach Mailand Und danach eine Woche Teneriffa, Sandstrand – Europapokal! Europapokal-Lied
Spielminute 87, sinnbildlich für den Nachmittag: Freistoß Elversberg. Zuvor hatte Pollersbeck unter Druck noch Ballas unsauber angespielt, der nicht mit dem Gegner im Rücken rechnet – und sich mit einem Foul kurz vor dem Sechzehner retten muss. Während Ballas sich beim Schiedsrichter beschwert, stellt sich niemand vor den Ball. Der Rest der Mannschaft wirkt nicht anwesend. Keine Wachheit. Keine Konzentration. Keine Alarmbereitschaft. Feil reagiert, spielt den Freistoß einfach flach ins Zentrum. Asllani steht wieder völlig frei, kann ungestört aufdrehen und zirkelt den Ball technisch sauber ins rechte Kreuzeck. 6:0.
Ein halbes Dutzend. Nicht mal unverdient. Ein – wenn nicht mehrere Ligen – Klassenunterschied, wie er deutlicher nicht sein könnte – nicht nur wegen individueller Qualität, sondern wegen Tempo, Timing, Klarheit, Haltung. Elversberg zeigt, wie man in dieser Liga agiert, wenn man etwas erreichen will. Und der Jahn? Zeigt, wie man absteigt.
15:50 Uhr, “Absteiger”
Nach dem fünften Gegentor tanzen einige in einer Galgenhumor-Polonaise. Mit angestimmt von ein paar Elversbergern. Man lacht, weil es anders nicht mehr auszuhalten ist. Dann der Abpfiff. Die Mannschaft kommt nicht mal mehr richtig zum Block – die Ankündigungen der letzten Wochen und die Leistung an diesem Nachmittag sprechen für sich. „Wir fahren weit, wir fahren viel, wir verlieren jedes Spiel“ und „Absteiger“ hallt es durchs Saarland – und man kann dem nicht widersprechen.
Auf der Pressekonferenz entschuldigt sich Patz für den Auftritt seiner Mannschaft – zum wiederholten Mal in dieser Saison. Und doch stehen wir wieder hier. Nur diesmal ist alles noch deutlicher. Noch brutaler. Noch endgültiger.
Der Trainer spricht bei Sky von einer harten „Analyse“ und „Konsequenzen“. Kapitän Geipl sagt, man habe „gar nichts auf den Platz bekommen“. Und ja – das stimmt. Aber es ist eben nichts Neues. Woche für Woche die gleichen Muster: unnötige Ballverluste, defensive Desorganisation, keine Idee mit Ball. Die Lichtblicke – wie gegen Berlin oder zuletzt in Nürnberg – wirken nach solchen Spielen wie Ausnahmen, die weniger auf uns zurückgehen als auf den Gegner. Vielleicht haben wir dort einfach nicht die Quittung bekommen – und nicht etwa selbst etwas verdient.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir uns fragen, woher diese Schwankungen kommen. Und doch scheint die Antwort klar: Die Entwicklung geht seit Monaten in die falsche Richtung – oder tritt komplett auf der Stelle. Im Bereich der Führungsspieler ist kein Schritt nach vorn zu erkennen. Die mentale Stabilität bleibt genauso aus wie Fortschritte im taktischen Verhalten. Immer wieder bricht die Mannschaft auseinander, immer wieder verliert sie nach Rückschlägen komplett die Linie, immer wieder schafft sie es nicht, sich auch nur im Ansatz in ein Spiel zurückzukämpfen – besonders in fremden Stadien.
Auch wir als Medienschaffende müssen uns an dieser Stelle fragen, ob wir einige (vielleicht mal solide) Auftritte in den letzten Wochen nicht zu milde bewertet haben. Zwischen der Niederlage in Ulm, der Enttäuschung gegen Münster und der Schmach von Elversberg liegt – wenn man ehrlich ist – kaum eine erkennbare Entwicklung. Es ist eine Endlosschleife aus Ratlosigkeit, struktureller Schwäche und fehlender Haltung. Erst geht das Momentum verloren – und dann alles andere.
Irgendetwas ist gestern in Elversberg endgültig – oder wieder – zerbrochen. Und die eigentliche Frage ist längst nicht mehr, wie der Jahn da unten rauskommt. Sondern wie es nun in diesem Verein ganz grundsätzlich weitergeht. Man hat in dieser Saison oft über das große Ganze gesprochen. Nach dem 3:8 gegen den Club, nach der Niederlage in Ulm, nach dem Einbruch gegen Münster. Man könnte viele Kommentare, viele Analysen, viele Textbausteine einfach wieder reinkopieren – das kann es doch nicht sein. Die Worte wären austauschbar – die Ratlosigkeit bleibt seit Monaten – bis auf einzelne Ausreißer – dieselbe.
Aber selten war dieses große Ganze so spürbar wie jetzt. So allgegenwärtig. Weil man nicht mehr nur über Fehler spricht, sondern über das Ausbleiben jeder Reaktion. Weil man nicht mehr nur nach Ursachen sucht, sondern sich fragt, ob überhaupt noch jemand etwas verändern kann – oder will. Die Fragezeichen sind die alten – aber sie wiegen schwerer als je zuvor.
Und vielleicht ist genau das das Bittere für die Fans: dass auch nach so einem Tag – zumindest von außen betrachtet – einfach wieder zur Tagesordnung übergegangen werden könnte. Als wäre das alles längst normal geworden – diese hohen Niederlagen mit Kontrollverlust. Die Trainerfrage steht trotzdem unausgesprochen im Raum – wie immer nach solchen Niederlagen. Andreas Geipl versuchte, sie direkt im Keim zu ersticken. Die Schuld liege allein bei der Mannschaft, am Vertrauen zum Trainerteam gäbe es „nichts zu rütteln“. Auch Robin Ziegele fand klare Worte: Es habe heute ganz eindeutig an der Mannschaft gelegen. „Wenn der Trainer elf Leute aufstellt und wir kollektiv versagen, die Bereitschaft nicht passt – dann liegt das nicht am Trainer.“
Dass die Fans das alles noch mittragen, ringt Robin Ziegele Respekt ab. Die Enttäuschung sei völlig verständlich – „die Fans dürfen sauer sein, völlig zurecht“, sagte der Verteidiger, „weil wir als Mannschaft nichts zurückgegeben haben.“ Ziege sagt auch, man müsse weiter dran glauben. Wir sagen: Wir haben geglaubt. Wochenlang. Bis nichts mehr kam oder gestern auf eine kleine Hoffnung der große Schlag folgte. Diese Mannschaft ist uns zu oft schuldig geblieben, was sie versprochen hat. Und irgendwann gibt es dann eben nichts mehr, woran man sich noch klammern kann – außer die Liebe zum Jahn.
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