Miasanrot
·31. Oktober 2024
Miasanrot
·31. Oktober 2024
Am 30. Juni 2025 laufen gleich sieben Verträge beim FC Bayern aus. Darunter die von zahlreichen Schlüssel- und Stammspielern wie Joshua Kimmich, Alphonso Davies oder Manuel Neuer. Mit wem sollte der Rekordmeister verlängern? Wer sollte den Klub verlassen? Miasanrot mit dem Transfer-Check.
In etwa zwei Monaten, genauer gesagt ab dem 1. Januar 2025, können Spieler, deren Verträge im Sommer 2025 auslaufen, mit interessierten Klubs verhandeln oder sogar schon bei einem neuen Verein unterschreiben – ohne Rücksicht auf den aktuellen Arbeitgeber nehmen zu müssen.
Bei gleich sieben Spielern im aktuellen Kader des Rekordmeisters könnte dieser Fall eintreten. Viel Arbeit also, die auf Christoph Freund und Max Eberl in den kommenden Wochen wartet. Mit welchen dieser Profis sollte der FC Bayern eine Verlängerung anstreben? Auf wen kann der Rekordmeister verzichten? Miasanrot blickt auf die Situation der jeweiligen Spieler und gibt eine Prognose ab.
Manuel Neuer befindet sich bereits in einem Alter, bei dem der Rekordmeister nur noch Einjahresverträge vergibt. Zu Beginn der kommenden Saison 2025/26 wird der mehrmalige Welttorhüter stolze 39 Jahre alt sein. Bei Keepern muss das zwar gar nicht so viel heißen, jedoch nagt der Zahn der Zeit sichtlich am ehemaligen Nationaltorwart. Auch die öffentliche Kritik an ihm wächst.
Neben zahlreichen Statistiken, wie der Paradenquote oder dem Prozentsatz der gehaltenen Bälle, reicht dafür schon der Eye-Test als Beweis. Ein Verlust an Spritzigkeit und Reaktionsschnelligkeit ist ihm derzeit stark anzumerken. Selbst bei dessen Stärken, dem Rauslaufen und im Spiel mit dem Ball, welche im Kompany-System essenziell sind, schwächelt der Weltmeister von 2014 des Öfteren und strahlt nicht mehr die Sicherheit früherer Tage aus.
Auch der Respekt, der Weltklasse-Stürmer jahrelang bei Eins-gegen-Eins-Duellen zum Verzweifeln brachte, scheint wie weggeblasen. Bei den meisten Gegentoren unterlaufen Neuer zwar keine gröberen Fehler – eine jener Wahnsinnsparaden, die ein FC Bayern benötigt, um Spiele auf Messers Schneide zu gewinnen, gab es jedoch schon länger nicht mehr. Neuer halte keine unhaltbaren Bälle mehr, bemängelte beispielsweise Lothar Matthäus nach der Partie bei Eintracht Frankfurt.
Dennoch sieht es danach, als würde der FCB noch eine weitere Saison mit Neuer planen. Mehrere Medien berichten bereits übereinstimmend von der anstehenden Verlängerung. Der Routinier soll demnach noch in diesem Jahr ein neues Arbeitspapier zu angepassten Konditionen unterschreiben.
Sollten sich Neuers Leistungen bis zur Verkündung nicht stabilisieren, wird die öffentliche Kritik wohl noch lauter. Bayerns Kapitän zählt mit geschätzten 20 Millionen Euro zu den Topverdienern des Klubs, blockiert zusammen mit Sven Ulreich zudem den eigentlich notwendigen Generationswechsel im Tor.
Bei einer Neuer-Verlängerung würde der Rekordmeister wohl auch dessen langjährigen Wegbegleiter, dessen Vertrag 2025 ebenfalls ausläuft, mit einem neuen Kontrakt ausstatten. Das Heranführen eines talentierten Torhüters à la Daniel Peretz, der mehrere Spiele übernimmt, wird mit Manuel Neuer im Tor jedenfalls nicht möglich sein. Davon kann Alexander Nübel ein Lied singen. Bei Peretz steht nach Informationen von Sky ohnehin eine Leihe im Raum, falls Neuer verlängern sollte.
Auch die vorzeitige Rückkehr Nübels, der bis 2026 an den VfB Stuttgart verliehen ist, scheint derzeit unwahrscheinlich. Ohnehin wäre der 28-Jährige kein großes Upgrade zum ehemaligen Welttorhüter. Und es darf bei dessen Alter ebenfalls stark bezweifelt werden, ob er den Sprung in die Weltklasse noch schaffen wird.
Bei all der Kritik sollte dennoch nicht vergessen werden, dass der FC Bayern mit Neuer immer noch über einen guten Torwart verfügt. Externe Lösungen auf dem Transfermarkt, die ein klares Upgrade zum ehemaligen Welttorhüter darstellen, sind zudem rar gesät und extrem teuer.
Beim 38-Jährigen wissen die Verantwortlichen des FCB wenigstens, was sie bekommen: einen erfahrenen Torhüter und Führungsspieler, der in der Regel durch sein kluges Rauslaufverhalten und Aufbauspiel seiner Mannschaft immer noch einen Mehrwert bieten kann.
Mutig ist diese Lösung nicht, da der Rekordmeister sich für den Sommer jedoch neben Baustellen im zentralen Mittelfeld und auf den Außenverteidiger-Positionen auch noch das Mammutprojekt Florian Wirtz vorgenommen hat, wird Neuer wohl noch mindestens ein Jahr zur Überbrückung das Tor der Bayern hüten.
Prognose: Sowohl Neuer als auch Ulreich verlängern ihren jeweiligen Vertrag bis 2026.
Im Gegensatz zu Neuer klopft beim anderen Überbleibsel der Generation Wembley das Karriereende im Sommer schon eher an der Tür. Im Laufe des Jahres hat Thomas Müller bereits mehrfach in Interviews vom nahenden Karriereende gesprochen, auch wenn er sich natürlich voll und ganz auf die aktuelle Saison konzentriert.
„Wir wollen die Zitrone bis zum letzten Tropfen auspressen“, kündigte der Offensivallrounder im Sommer im Hinblick auf das erneute „Finale Dahoam“ an. Dennoch scheint auch ohne das Erreichen des Champions-League-Finals eine erneute Vertragsverlängerung äußert unwahrscheinlich. Der Pay-TV-Sender Sky schätzt die Chancen beispielsweise nur noch auf 30%. Und das ist auch gut so.
Zwar beweist der 35-Jährige auf und neben dem Platz, wie wichtig er für die Mannschaft immer noch sein kann, doch es ist an der Zeit, endgültig Platz für die nachfolgende Generation zu machen. Der Staffelstab an seinen legitimen Nachfolger Jamal Musiala ist schon so gut wie übergeben, mit Paul Wanner oder Florian Wirtz stehen weitere Kandidaten fürs offensive Mittelfeld in den Startlöchern.
Prognose: Müller hängt im kommenden Sommer seine Fußballschuhe an den Nagel.
Aus dem defensiven Mittelfeld ist Joshua Kimmich derzeit nicht mehr wegzudenken. War der DFB-Kapitän von Ex-Trainer Tuchel in der Rückrunde noch auf die Rechtsverteidigerposition degradiert worden, ist er bei Kompany auf der Sechs gesetzt – trotz der langen Ausfälle von Sacha Boey und Josip Stanišić. Vor allem sein Zusammenspiel mit Aleksandar Pavlović funktioniert prächtig.
Kein Wunder also, dass Eberl und Co. eine Verlängerung mit dem 29-Jährigen anstreben. „Er ist nicht umsonst Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Er soll der Kapitän von Bayern München der Zukunft werden. Dafür müssen wir erstmal den Vertrag verlängern, das wird noch anstrengend genug“, sagte der Sportvorstand im Interview mit BR24.
Ein Knackpunkt könnte nämlich dessen hohes Gehalt werden. Mit kolportierten 20 Millionen zählt Kimmich zu den Topverdienern beim FCB. Im Sommer war aus den Kreisen des Rekordmeisters noch zu vernehmen, dass man diese Summe bei einer Verlängerung gerne ein wenig kürzen würde. Dementsprechend stand im vergangenen Sommer ja sogar kurz ein Abgang im Raum.
Die Chancen für eine Verlängerung stehen dennoch gut. Sky-Reporter Florian Plettenberg berichtete jüngst, dass der FCB sehr, sehr gute Chancen dafür besitze, Kimmich zu halten. „Die Gespräche laufen sehr positiv”, betont der Transferexperte. Eberl und Co. scheint bewusst zu sein, wie katastrophal ein Abgang des 29-Jährigen für den FC Bayern wäre.
Denn neben dem Verlust eines verdienten und beliebten Spielers, der seit 2015 beim Verein aktiv ist und das Kapitänsamt der deutschen Nationalmannschaft inne hat, müsste Kimmich natürlich auch adäquat ersetzt werden. Die Kosten dafür würden die einer Vertragsverlängerung des Mittelfeldspielers deutlich übersteigen, weshalb der Rekordmeister alles dafür tun sollte, um Kimmich zu halten.
Prognose: Kimmich unterschreibt einen neuen, langfristigen Vertrag.
Ganz anders sieht die Situation bei Alphonso Davies aus. Die Zeichen stehen beim Kanadier ganz klar auf Abschied. Fabrizio Romano berichtete zuletzt von einem angespannten Verhältnis beider Parteien. Ein „Wunder“ sei nötig, um einen Verbleib des Flügelflitzers zu sichern. Ein ablösefreier Abgang scheint unvermeidlich.
Bereits das ganze Jahr häuften sich Berichte über die hohen Forderungen und schwierigen Verhandlungen mit der Davies-Seite. Ein laut Max Eberl „sehr konkretes, wertschätzendes Angebot“ hat der Rekordmeister dem Kanadier mit rund 14 Millionen Euro bereits gemacht. Samt Ultimatum, was die Davies-Seite um dessen Berater Nick Huoseh, der bereits Anfang des Jahres offensiv mit Real Madrid flirtet, aggressiv ablehnte.
Dass Davies sich nach Jahren voller Leistungsschwankungen bei Kompany wieder stabilisiert hat, macht es umso bitterer für den FC Bayern. Denn gleichwertiger Ersatz kostet bekanntlich Geld und der Außenverteidiger-Markt ist seit Jahren knifflig. Dementsprechend wäre eine Verlängerung mit Davies die insgesamt billigere und auch bessere Lösung gewesen.
Möglicherweise könnte der FC Bayern einen Abgang des Kanadiers aber intern auffangen. Ein Übergangsjahr mit Raphael Guerreiro, Hiroki Itō und Adam Aznou wäre ebenso eine denkbare (und billige) Alternative, die Geld für andere Baustellen freimacht.
Prognose: Davies verlässt den Verein ablösefrei Richtung Madrid oder Manchester.
Alphonso Davies blüht unter Vincent Kompany wieder auf – eine Verlängerung scheint dennoch unwahrscheinlich (Sebastian Widmann/Getty Images)
Neben Davies wird der FCB im Sommer mit Eric Dier vermutlich noch einen Verteidiger ziehen lassen, auch wenn der Rekordmeister den Engländer im vergangenen Jahr erst fest verpflichtete. Im Gegensatz zum Kanadier würde ein Abgang des 30-Jährigen jedoch sportlich keine allzu große Lücke hinterlassen.
Unter Kompany spielt er bisher nämlich überhaupt keine Rolle und kommt lediglich auf 43 Minuten Einsatzzeit in allen Wettbewerben. Trotz der Verletzungen von Hiroki Itō und Josip Stanišić. Neben zahlreichen Gewinnern ist Dier also einer der wenigen Verlierer des Trainerwechsels. Der Spielstil des Belgiers, der von seinen Innenverteidigern Geschwindigkeit und aggressives Vorwärtsverteidigen verlangt, passt überhaupt nicht zum 30-Jährigen, weshalb sein Vertrag auch nicht verlängert werden sollte.
Dass Dier öffentlich überhaupt keine Forderungen stellt und auch in der Mannschaft als Teamplayer äußerst beliebt zu sein scheint, spricht für ihn und macht den Innenverteidiger – zumindest für diese Saison – zu einem nützlichen Kaderspieler, der seine Rolle annimmt.
Prognose: Diers Abgang im Sommer 2025 ist bereits besiegelt.
Im Gegensatz zu allen anderen Kandidaten, deren Verträge 2025 auslaufen, ist bei Leroy Sané derzeit noch keine Tendenz erkennbar. Laut Sky ist eine Verlängerung mit dem 28-Jährigen zwar weiterhin möglich, genießt derzeit jedoch keine Priorität. Bis zur Winterpause wird wohl nicht mehr viel passieren, was verwunderlich ist.
Für den FC Bayern ist die Situation nämlich durchaus verzwickt. Der Flügelstürmer gehört mit einem kolportierten Jahresgehalt von 20 Millionen Euro zu den Topverdienern im Verein. Eine Verlängerung zu denselben Konditionen scheint bei den Leistungsschwankungen des Nationalspielers unwahrscheinlich.
Gleichzeitig wäre der ablösefreie Verlust eines international angesehenen Außenstürmers ebenso ein finanzielles Problem. Sky schätzt die Chancen auf einen Verbleib dennoch relativ hoch ein, auch weil Sané sich in München wohlfühlt und grundsätzlich bereit dazu sei, einem niedrigeren Gehalt zuzustimmen.
Wozu ein Leroy Sané in Topform im Stande ist, das hat der 28-Jährige in den vergangenen Hinrunden gezeigt. Zwar würde dem Klub auf den Flügeln eine Verjüngungskur guttun, doch aufgrund der verzwickten Vertragssituation wäre ein Verbleib von Sané im Gesamten wohl die sinnvollste Entscheidung.
Prognose: Sané lässt sich auf die Gehaltskürzung ein und verlängert um mehrere Jahre.
Um solche Konstellationen in Zukunft zu vermeiden, sollten die Verantwortlichen des Rekordmeisters endlich wieder frühzeitig mit Vertragsgesprächen beginnen. Schlüsselspieler wie Kimmich sollten keinesfalls ins letzte Vertragsjahr gehen. Auch ein Jamal Musiala, dessen Vertrag 2026 ausläuft, sollte nicht einmal in die Nähe seines Vertragsendes kommen.
Die Gespräche mit dem 21-Jährigen laufen zwar bereits, doch im Sommer 2026 gibt es mit Dayot Upamecano, Raphaël Guerreiro, Serge Gnabry und Leon Goretzka noch vier weitere Spieler, deren Verträge auslaufen. Der Verein sollte also frühzeitig entscheiden, ob eine Verlängerung Sinn macht oder nicht, um anschließend alles in die Wege zu leiten.
Nur so können ablösefreie Abgänge vermieden werden, auch wenn durch die Spielerseite natürlich Komplikationen auftreten können. Jedoch wäre dann genug Zeit vorhanden, um darauf zu reagieren und eine passende Lösung zu finden.
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