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Paul Cichon·29. Juni 2023
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Pep Guardiola sollte wohl jedem Fußballfan ein Begriff sein. Ein begnadeter Taktiker und perfektionistischer Trainer, der den Erfolg nahezu magisch anzuziehen scheint. Beim FC Barcelona, den Bayern und Manchester City versprach sein Ankunft stets Erfolg. Aber das sah in dessen Karriere als Spieler auch mal anders aus.
Fast 400 Spiele absolvierte Pep für den FC Barcelona. Im Trikot der Blaugrana reifte der Katalane zum absoluten Stamm- und Mittelfeldspieler auf Weltklasse-Niveau. Dem katalanischen Druck entfliehend, zog es Guardiola nach zehn Jahren im Barça-Trikot überraschend weiter. In der Saison 2001/02 heuerte der Spanier in der italienischen Kleinstadt Brescia bei Brescia Calcio an. Dort habe Pep nach eigener Aussage „wunderbare Momente“ gehabt „für sein Leben und für seine Karriere“.
Beim erst in der Saison 00/01 aufgestiegenen Erstligaklub war Pep Guardiola neben Roberto Baggio sofort der absolute Star. Die Idee vom Guardiola-Transfer stammte von einem Mitarbeiter Brescias, der mit einer Frau aus Barcelona verheiratet ist, weshalb dieser sich intensiver in der katalanischen Küstenstadt umsah und dabei auf den wechselwilligen Guardiola aufmerksam wurde.
Die Vorstellung von Guardiolas im Brescia-Trikot löste bei den Verantwortlichen Begeisterung aus. Der Klub griff zu dieser Zeit nach den Sternen und mit Steven Appiah, Luca Toni und Roberto Baggio hoffte man ganz oben angreifen zu können. Und so flog eine Delegation für ein Treffen mit Guardiolas Berater nach Barcelona.
Bereits am Abend des ersten Treffens erschien Pep persönlich im Büro seines Agenten. Mehr als nur interessiert zeigte sich Pep für das Projekt Brescia. Der damalige Trainer Carlo Mazzone konnte trotz dieser vielversprechenden Signale nicht glauben, dass Guardiola tatsächlich kommen würde. Er war sich mit einem anderen Spieler für das zentrale Mittelfeld bereits einig. Mazzone bat deshalb die Vereinsverantwortlichen, die Causa Guardiola ruhen zu lassen, um sich bei dem Versuch der Verpflichtung eines so großen Namens nicht lächerlich zu machen.
Die Verantwortlichen ignorierten diese Bitte, reisten nach Barcelona und so schloss sich Weltstar Pep einem kleinen bescheidenen Serie A-Klub an, dem er später verspricht, dass er hier einmal Manager werden würde.
Fasziniert von der Herausforderung in einem frisch in der Erstklassigkeit angelangten Klub zu spielen, fällt er diese Entscheidung, obwohl unter anderem Juventus Turin Interesse an ihm zeigt. Pep und Brescia – das ist irgendwie Liebe auf den ersten Blick.
Der Weltstar Guardiola kann in Brescia privat so richtig Fuß fassen und findet seine zweite Heimat. Brescia wird für ihn der Ort, wo er nach dem Gewinn des Triples mit ehemaligen Teamkollegen feiern geht und zu dem er immer wieder gerne zurückkehren wird.
So kitschig und romantisch wie diese Geschichte beginnt, geht sie aber nur bedingt weiter, denn sportlich läuft es in Brescia eher bescheiden.
Nur 24 Spiele wird Pep in anderthalb Jahren für die Italiener absolvieren, seine sportliche Reputation allerdings gerät in dieser Zeit mindestens übergangsweise in Verruf.
Dabei beginnt das Kapitel Brescia Calcio relativ vielversprechend. Die ersten fünf Spiele beginnt Guardiola immer und spielt auch immer mindestens zwei Drittel der Spielzeit. Nach zwei Siegen und einem Unentschieden setzt es in Peps vierter Partie in Rom bei Lazio eine gleich doppelt bittere 0:5 Niederlage. Neben der hohen Klatsche wird Guardiola im Nachhinein auch noch positiv auf das Steroid Nandrolon getestet.
Die italienische Liga sperrte ihn daraufhin für vier Monate und leitete ein Verfahren ein. Durch diese Sperre absolvierte Guardiola in seiner ersten Saison nur elf Partien für die Löwen aus Brescia. Am Ende der Saison schloss Guardiola die Akte Brescia vorerst und wechselte zur AS Rom. Dort wurde er kaum bis gar nicht berücksichtigt und wechselte für eine letzte Halbserie in Europa zurück nach Brescia, wo er noch 13 Partien absolvierte und sich dann in Richtung Al Ahly verabschiedete.
Der Wechsel glich einer Flucht vor dem Urteil im Dopingfall. 2005 wurde Pep zu sieben Monaten Haft und einer Geldstrafe verurteilt. Die Haftstrafe trat er allerdings nie an.
Von Katar aus ging Guardiola in Widerrufung. Die Dopingvorwürfe ließ die italienische Staatsanwaltschaft daraufhin 2009 fallen. Weshalb Guardiola freigesprochen wurde, ist, so berichtet ‚Die Zeit‘, unklar. Den Nadrolon-Anteil in seinem Blut konnte Guardiola wohl nicht, wie er immer plädierte, körpereigen produziert haben.
Und auch nach dem Freispruch geriet der Spanier noch einmal in Kontakt mit den italienischen Behörden. Vor dem Champions-League-Spiel gegen Inter Mailand sollen laut der ‚Süddeutschen Zeitung‘ Finanzbeamte Guardiola aufgesucht haben. Der Vorwurf lautete: Steuerhinterziehung von über einer Million Euro. Ein Anruf beim Klubboss von Brescia genügte aber wohl, damit die Beamten von ihm abließen.
Der Transfer von Guardiola zu Brescia entwickelt sich trotz seines Coup-Charakters sportlich zum Flop. Sollte Guardiola allerdings, wie versprochen, auf die Trainerbank zurückkehren und diesmal seinen Erfolgsgen mitbringen, dann könnte sich das vielleicht auch nochmal ändern.