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Annika Becker·26. September 2023
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Annika Becker·26. September 2023
Am 2. Spieltag der UEFA Women’s Nations League traf Deutschland in Bochum auf Island und brauchte nach der Niederlage gegen Dänemark einen Sieg, um die Chance auf eine Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024 zu wahren. Das klappte mit einer deutlichen Leistungssteigerung.
Britta Carlson schickte das deutsche Nationalteam mit mehreren Veränderungen auf den Platz, Sarai Linder lief als Linksverteidigerin anstelle von Felicitas Rauch auf, rechts begannen Gwinn und Brand, die gegen Dänemark eingewechselt worden waren. Schon nach zehn Minuten war deutlich, dass die DFB-Elf die viel besprochene Energie dieses Mal auf den Platz bringen konnte. Bochums 14.998 Zuschauer*innen belohnten jede gelungene Aktion mit lautem Applaus. Zwar waren anfangs noch einige Ungenauigkeiten im Passspiel, aber die Zweikämpfe und das Pressing wurden mit einer ganz anderen Intensität angegangen als zuletzt. Offensiv gab es neben den bekannten Flankenversuchen auf Alexandra Popp auch einige schnelle Spielzüge über die sehr starke Sydney Lohmann.
Klara Bühl eröffnete das Spiel mit einem Kracher von Tor in der 19. Minute dann so richtig. Ihr Schuss aus ca. 20 Metern war für Islands Torfrau Telma Ívarsdóttir unhaltbar. Die Entstehung des Tores war so schnell und direkt, wie es gegen Dänemark nur in sehr wenigen Szenen vor den beiden Gegentoren mal zu sehen war: Hendrich passte nach einer isländischen Ecke zu Lohmann, welche Oberdorf im Zentrum anspielte, die dann den langen Ball auf Bühl schlug.
Durch das Tor kam spürbar mehr des zuletzt fehlenden Selbstbewusstseins zurück ins Spiel Deutschlands, die Isländerinnen kamen kaum mal aus der eigenen Hälfte heraus. Sandra Jessen hatte auf ihrer linken Seite mit Giulia Gwinn und Jule Brand alle Hände voll zu tun. Gwinn war auch diejenige, die sich in der 34. Minute den Foulelfmeter schnappte. Lena Lattwein war im Strafraum von Berglind Rós Ágústsdóttir zu Fall gebracht worden. Gwinns Schuss war so platziert, dass Ívarsdóttir nicht mehr herankam, obwohl sie die richtige Ecke ahnte.
Nach der Pause kam Lea Schüller für Lohmann ins Spiel und positionierte sich im Sturmzentrum, während Popp die Lohmann-Rolle auf der Zehn übernahm. Vom Verlauf ging es so weiter wie zuvor, Deutschland drückte auf das dritte Tor. In der 62. Minute gab es das lange erwartete Comeback von Linda Dallmann, die für Jule Brand eingewechselt wurde.
Außerdem ging Gwinn raus und es kam Felicitas Rauch für die linke Seite, Sarai Linder wechselte auf die rechte Abwehrseite. Linder zeigte eine sehr umsichtige Partie, sicherte ihre Mitspielerinnen auf der jeweiligen Seite immer wieder gut ab und beteiligte sich am offensiven Flügelspiel. Generell war es über die ganze Partie so, dass sich die Spielerinnen auf dem Rasen unterstützten – das wirkte zuletzt nicht immer so.
In der 68. Minute erhöhte Lea Schüler mit einem wuchtigen Kopfball auf 3:0, die Flanke von der linken Seite kam von Klara Bühl, die ein auffälliges Spiel zeigte. In der 71. Minute gab es einen weiteren Wechsel beim DFB-Team, Sjoeke Nüsken kam für Lena Oberdorf auf den Platz. Durch die Einwechslung von Dallmann ging Klara Bühl auf den rechten Flügel und traf auch von dort, wieder mit einem festen Schuss von außerhalb des Sechzehners. Lena Lattwein hatte den Ball für sie abgelegt. Bühl belohnte sich mit ihrem Doppelpack für eine insgesamt starke Leistung und zeigte bei beiden Toren eine weitere Sache, die zuletzt im ganzen Team so oft gefehlt hatte: den Mut zum Fernschuss.
Auch Laura Freigang bekam zum Schluss noch einige Minuten, sie wurde in der 80. für Alexandra Popp eingewechselt. Islands Trainer Þorsteinn Halldórsson wechselte im Verlauf der Partie auch mehrfach, nur änderte sich für die Gäste nichts daran, dass Island zu keiner echten Torchance kam. Mit einer so starken Leistungssteigerung hatten nach den vergangenen Tagen wohl nur die wenigsten gerechnet.
Das Ergebnis ist ein sportlicher Befreiungsschlag, der vor allem dafür sorgt, dass die Hoffnung auf eine Qualifikation für das traditionsreiche olympische Fußballturnier weiter lebt, dafür bräuchte es den Gruppensieg. Das Spiel von Wales gegen Dänemark in derselben Gruppe steht noch aus. Mit der gezeigten Leistungen dürfte den Spielerinnen auch unabhängig vom Ergebnis ein Stein vom Herzen fallen, so oft wie in der letzten Zeit Gespräche geführt, thematisiert und von den Spielerinnen selbst in den PKs als wichtig und hilfreich betont wurden.
Weitere Fragen bleiben bis zum nächsten Nations-League-Spieltag im Oktober aber auf der Führungsebene rund um die noch ausstehende WM-Analyse, die erkrankte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg sowie den noch zu besetzenden neu geschaffenen Direktionsposten für das Nationalteam der Frauen.