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mattipeters·17. Januar 2019
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Der Umbruch beim FC Bayern ist bereits in vollem Gange. Auch wenn in der laufenden Saison hauptsächlich noch die Routiniers wie Franck Ribéry und Arjen Robben die Flügel besetzet haben, wurde die notwendige Verjüngungskur im Kader bereits weiter vorangetrieben. Im vergangenen Sommer holte der Rekordmeister mit dem Kanadier eines der begehrtesten Talente des Jahrgangs 2000 in die bayrische Landeshauptstadt.
Rund 10 Millionen Euro hat das Bundesliga-Schwergewicht für den blutjungen No Name aus der amerikanischen MLS ausgegeben. Inklusive etwaiger Bonuszahlungen könnte der Transfer sich sogar auf bis zu knapp 19 Millionen Euro belaufen. Der teuerste MLS-Export in der Geschichte.
Davies erhielt einen langfristigen Vertrag bis 2023. Mit den Whithecaps verpasste „Fonzie“, wie er liebevoll genannt wird, die Playoffs und konnte somit frühzeitig im November 2018 seinen nächsten Karriereschritt beim FCB angehen.
Abenteuerlich ist die Lebensgeschichte des blutjungen Shootingstars ohnehin schon: Nachdem seine Eltern vor dem Bürgerkrieg in deren Heimatland Liberia nach Ghana flüchten mussten, wurde er in einem Flüchtlingslager geboren und wuchs unter ärmlichsten Bedingungen auf.
Im Alter von fünf Jahren bekam die Familie die Chance, in Kanada ein neues Leben zu beginnen. In der kanadischen Provinz Alberta schnürte er dann zum ersten Mal die Fußballschuhe.
Davies musste früh Verantwortung übernehmen. Vor allem neben dem Platz. Während seine Eltern aufgrund der Schichtarbeit selten zu Hause waren, kümmerte sich der erst 10-Jährige um seine Geschwister, wie sein ehemaliger Wegbegleiter und Jugendtrainer Nick Huoseh offenbarte.
Kein Wunder, dass die Bodenständigkeit des Ausnahmetalents von vielen ehemaligen Mitspielern und Trainern als eine seiner Eigenschaften hervorgehoben wurde. Für sein Alter sei er bereits außergewöhnlich reif und fokussiert.
Mit 14 wechselte Davies in die Jugendabteilung der Vancouver Whitecaps. Dann nahm seine Karriere als Fußballer gehörig Fahrt auf. Denn ein Jahr später kam er als zweitjüngster Debütant zu seinem ersten Einsatz in der Major League Soccer.
Weitere zwölf Monate später durfte er als 16-Jähriger das Nationalmannschaftstrikot mit dem Ahornblatt auf der Brust überstreifen. Fast schon folgerichtig wurde Davies der jüngste Nationalspieler und Torschütze Kanadas aller Zeiten.
Im Rahmen der WM-Bewerbung für das Jahr 2026 wurde der damals 17-Jährige zum Botschafter für sein neues Heimatland auserwählt und hielt vor der versammelten Fifa-Delegation und hunderten Pressevertretern eine bewegende Rede in der seine einzigartige Persönlichkeit der großen Öffentlichkeit vor Augen geführt wurde.
Selbst beim großen FC Bayern freute man sich diebisch über den gelungenen Transfercoup: „Ich habe ihn noch nie spielen sehen. Aber er wird eine Bombe, habe ich gehört“, sagte etwa Bayern-Präsident Uli Hoeneß nach der Bekanntgabe des Transfers im Sommer 2018.
Theoretisch könnte der pfeilschnelle Linksfuß sogar noch für die A-Jugend oder bei der Zweitvertretung des FCB spielen.Davon hielt aber nicht zuletzt auch Niko Kovac nichts. „Wenn man so viel Geld für einen jungen Spieler ausgibt, parkt man ihn nicht bei der zweiten Mannschaft“, sagte der Bayern-Coach. Zudem bescheinigte er Davies ein „riesiges Potenzial“.
Das sieht auch Hasan Salihamidžić so. Der Sportdirektor trat in der Vergangenheit aber auch auf die Euphoriebremse. „Wir werden auf Alphonso aufpassen, keinen Hype um ihn machen“, versicherte der 42-Jährige.
Dafür scheint es allerdings schon zu spät. In Kanada wurde Davies zum „Spieler des Jahres“ gekürt. Natürlich ebenfalls zum jüngsten in der Geschichte des Verbandes. Sein ehemaliger Mitspieler Stefan Marinovic stellte sogar einen Vergleich zu einer noch aktiven Bayern-Legende: „Er ist der schnellste Spieler in der MLS – brutal schnell. Vom Spielertyp ein bisschen wie Robben. Er ist ein richtig aufregender Spieler.“
Tim Adams, sein erster großer Förderer und Betreuer eines „After-School“-Programms sah in „Fonzie“ sogar „ein Geschenk für den Fußball“. Auch sein Ex-Trainer Carl Robinson sprach zu seiner Zeit bei den Whitecaps in den höchsten Tönen von seinem Schützling: „Das ist kein Potenzial, das ist Realität.“ Nicht zuletzt ist auch Fußball-Ikone Zlatan Ibrahimovic ein großer Fan des Nachwuchstalents und prognostiziert ihm „eine strahlende Zukunft“.
Die neuen Kollegen bei Bayern sind gleichermaßen beeindruckt. Joshua Kimmich attestiert dem Jungspund eine „extreme Dynamik“, Neuer sprach von einem „super Speed“ und sehr gutem Eins gegen Eins. Als kleines Willkommensgeschenk überließ der FCB-Kapitän dem Neuzugang die Ehre, den gewonnen Telekom Cup als Erster in die Luft zu stemmen. Quasi als Vorgeschmack für das, was Davies in München noch erwartet.
Davies selbst äußerte sich, in einer für ihn und seinen Charakter typischen Art, über seine ersten Wochen beim Rekordmeister mit aller Bescheidenheit. „Als ich noch jünger war, habe ich die Jungs im Fernsehen gesehen oder mit ihnen bei Fifa gespielt“, sagte der Youngstar im Vorfeld seines Pflichtspieldebüts.
Die Bundesliga darf sich also auf einen aufregenden Offensivakteur freuen, der nicht nur mit seiner schillernden Zahnkorrektur glänzen, sondern auch sportlich der Erwartungshaltung gerecht werden will.
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