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·17. Februar 2025

Herz zerbrochen

Artikelbild:Herz zerbrochen

Der FC St. Pauli und seine Fanszene diskutieren weiter über den Umgang mit dem Lied „Das Herz von St. Pauli“. Leider ist der Umgang in Teilen zum Schämen – ein Kommentar.Titelfoto: Stefan Groenveld

Ein Kommentar von MaikTexte, die länger als fünf Absätze sind, sind zu lang für die „Lage“, schrieb Tim. Also gut, machen wir das hier als eigenen Kommentar, der eigentlich schon heute in der Lage veröffentlicht war.Bevor wir einsteigen, nochmal die Grundlagen:


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  • Der Podcast des FC St. Pauli Museums
  • Artikel „Wie problematisch ist ‚Das Herz von St. Pauli‘?“
  • Kommentar „Weg damit! Oder?“
  • Artikel „Logische Entscheidung, wichtige Diskussion“

Und damit hinein in den Kommentar, denn das muss jetzt mal raus:Wow.Was für eine Diskussion. Von „faschistisch“ über Vergleiche zu Bücherverbrennungen, der Forderung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, bis hin zum Vereinsaustritt. Alles seit Freitag, nur bei uns im Blog und/oder auf unserer Facebook-Seite in den Kommentaren. Wenn man Euch diesen Satz vor drei Wochen gesagt und angefügt hätte, dass es darum geht, dass ein Lied vorerst nicht mehr zum offiziellen Ablauf des Spieltagsprogramms gehört – hättet Ihr das für möglich gehalten? Bei starken Nerven kann ich das „worst of“ bei Millernstrain empfehlen, wo man sich in Abgründe der Kommentarspalten begab.Leider ist es auch notwendig zu erwähnen, dass Mitarbeitende des Museums sich aktuell erheblichen Anfeindungen ausgesetzt sehen. Auch im e.V. des Museums soll es bereits Austritte gegeben haben – weil das Museum tut, was ein Museum tun sollte?! Weil dabei unangenehme Wahrheiten zutage treten?! Du meine Güte.

Nicht organisierte Demokratie

Menschen beschweren sich, dass sie in den Prozess nicht eingebunden sind, wo doch gerade die nicht-organisierten Fans die Mehrheit bilden. Ja, gut… aber genau das ist doch dann der Punkt. Organisiert euch, bringt euch ein – dann seid ihr bei solchen Themen vielleicht beim nächsten Mal mit am Tisch.Dieses Mal haben Vertreter*innen von Verein, Fanladen, Museum und Ständiger Fanausschuss (in dem nun wirklich alle relevanten Gruppen aus allen Stadionbereichen vertreten sind) gemeinsam eine Entscheidung getroffen, nach sorgfältiger Abwägung. Diese Entscheidung lautet, das Thema in Ruhe weiter zu bearbeiten und bis dahin das Abspielen zu pausieren. Und jetzt nochmal: Von „faschistisch“ über Vergleich zu Bücherverbrennungen, der Forderung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung bis hin zum Vereinsaustritt.„Wow“ trifft es wohl ganz gut. Wir als Gesellschaft haben in Diskussionen offenbar inzwischen jedes Maß verloren. Es ist nicht nur in der Politik nicht mehr möglich, komplexe Themen ohne Schaum vorm Mund und in der Sache zu behandeln.

Bezüglich der Forderung, es müssen alle eingebunden werden (wahlweise Mitglieder oder Stadionbesucher*innen): Das kann ja am Ende solch eines Prozesses durchaus passieren – aber bitte doch nicht in einer plumpen Abstimmung zum jetzigen Zeitpunkt. Ich will gar nicht so weit gehen, zu sagen, jede*r die/der hier mitdiskutiert, muss vorher den Museums-Podcast gehört haben (obwohl dem eigentlich so sein sollte, für eine fundierte Diskussion), aber etwas mehr Grundwissen als das, was man Samstag bei Ablehnenden so hören konnte, sollte schon als Basis vorhanden sein. Und dann gilt es außerdem zu bedenken: Ab wie viel Prozent Zustimmung will man das Lied denn wieder spielen?Reichen 50,1% für eine Stadionhymne, die ja das Ziel hat, alle zusammen auf das Spiel einzustimmen? Müssen es 55% oder 60%, 70%, 80% oder 90% sein?Ich bin ein großer Fan der Demokratie, aber manchmal ist es eben auch nicht ganz so einfach.

Pfiffe als Diskussionsbeitrag

Und nur, weil es im Wahnsinn der Diskussion gerne untergeht: Man kann ja in der Sache durchaus die Meinung vertreten, das Lied weiterhin im Stadion spielen zu wollen, beispielsweise weil wir das Lied inzwischen positiv besetzt haben. Das ist ja ein legitimer Standpunkt.Der geht nur aufgrund der Schärfe einiger der an der Diskussion Teilnehmenden etwas unter.

Die viel beschworene „Mehrheit“, die hier angeblich „von wenigen“ übergangen wird, zeigte sich im Stadion dann aber eben doch nicht. Sven Brux und Oke Göttlich erklärten die Entscheidung des vorläufigen Aussetzens und der weiteren Recherchen und es gab auch einige deutlich vernehmbare Pfiffe. Für mich war der Anteil derer, die die Erklärung mit Applaus quittierten aber mindestens genau so groß, wenn nicht sogar deutlich größer. Ich will das hier aber auch gar nicht entscheiden, wenn also jemand meint, die Pfiffe wären in der Überzahl gewesen, dann sei es so.

Weiterer Nebenaspekt: Es sollte einem grundsätzlich herzlich egal sein, was Fans anderer Vereine zu der Thematik denken – was wir als Fanszene damit aber nach außen für ein Bild abgeben, zeigt beispielsweise diese Überschrift zu einer dpa-Meldung. „St. Pauli fans boo president as song dropped due to Nazi link“ – hatten die meisten von uns wohl so vor dem Kalenderjahr auch nicht auf der Bingo-Karte.

Schauen wir mal, wie sich das in den nächsten Tagen und Wochen weiter entwickelt. Ein anderes gesellschaftliches Phänomen ist ja auch, dass nach einem Shitstorm sehr schnell wieder Ruhe einkehrt und man die nächste Sau durchs Dorf treiben kann.

Abschließend der Hinweis: Man kann weiterhin Mitglied im FC St. Pauli Museum werden.// Maik

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