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·14. Februar 2025
Vorerst keine Hymne: "Herz von St. Pauli" verstummt
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·14. Februar 2025
Die Entscheidung ist gefallen: Fußball-Bundesligist FC St. Pauli wird die Stadionhymne „Das Herz von St. Pauli“ künftig vorerst nicht mehr vor seinen Heimspielen am Millerntor abspielen. Dies teilte der Hamburger Stadtteilklub am Freitag mit. Nach anhaltenden Diskussionen wegen der NS-Vergangenheit des Texters des Kultsongs, der seit etwa 20 Jahren vor den Spielen aus den Boxen dröhnt, wird er schon bei der Partie gegen den SC Freiburg am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nicht mehr im Stadion ertönen. „Wenn es beim Abspielen der Hymne zu Pfiffen und gegenseitigen Beschimpfungen kommt, ist das nicht hinnehmbar und hilft niemandem“, sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich. Man werde den Austausch mit seinen Mitgliedern und Fans über den Umgang mit dem Lied aber fortführen.
Das gemeinsame Singen des Lieds habe für viele Menschen eine große Bedeutung, heißt es in der Vereinsmitteilung. „Der Austausch mit Fans aus allen Bereichen des Stadions hat aber eindeutig gezeigt, dass das Lied angesichts der laufenden Diskussionen derzeit nicht als Hymne funktioniere.“ Laut dem FC St. Pauli ist eine wissenschaftliche Dokumentation zu dem Lied und dem Urheber des Textes in Arbeit. Diese soll veröffentlicht werden, „um die Diskussion noch fundierter führen zu können“. Der Verein plant zudem, gemeinsam mit dem Fanladen St. Pauli und dem FCSP-Museum eine Veranstaltung zu organisieren, in der die Ergebnisse vorgetragen und Raum für Austausch geboten wird. Erst danach soll es eine endgültige Entscheidung über den Umgang mit dem Lied geben.
Auslöser für die teils hitzige Debatte der vergangenen Tage und Wochen ist eine umfassende Recherche des FC-St.-Pauli-Museums zur Entstehung des Liedes. Konkret geht es um die Biographien des Interpreten Hans Albers, des Komponisten Michael Jary und des Texters Josef Ollig, deren Wirken das Museum in einem Podcast zur Geschichte des Klubs näher beleuchtet. Vor allem Olligs Rolle als Soldat der Wehrmacht und Kriegsberichterstatter für die NS-Propaganda macht weiten Teilen der aktiven Fanszene schwer zu schaffen. Während einige die Meinung vertreten, dass St. Pauli Werk und Autor in diesem Fall trennen möge, weil man den Song längst positiv besetzt hat, forderten andere das abrupte Ende des musikalischen Rituals. Dass am Millerntor nicht die Version von Albers, sondern die rockige von „Phantastix & Elf“ gespielt wird, konnte den Ärger nicht ersticken.
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