Vertikalpass
·9 February 2025
Vertikalpass
·9 February 2025
Sich einen Matchplan zurecht zu legen, gegen Dortmund einmal etwas anders aufzutreten, ist das Eine. Das Andere ist, diesen Plan punktgenau umzusetzen. Beim 2:1-Sieg in Dortmund überließ der VfB der Borussia den Ball, stand viel tiefer als sonst und zeigte eine reife Leistung.
VfB I gewinnt gegen VfB II: Auf dem Papier war es eine klare Sache. Der VfB eindeutiger Favorit gegen seine Zweitvertretung aus Dortmund, die im Moment nur auf Platz 11 steht. Letztlich ein Pflichtsieg eines Top-Teams gegen eine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld. Einziger Unsicherheitsfaktor: der neue BVB-Trainer Nico Kovac.
Wobei: man hätte wissen können, was einen bei ihm erwartet. Gute Organisation, Leidenschaft und offensiv wenig Esprit. „Schlau spielen“, wollte deshalb Sebastian Hoeneß. Keinen offener Schlagabtausch, sondern das Spiel runterkühlen. Große Gefahr strahlte die Heimmannschaft nicht aus. Jamie Gittens hatte die eine oder andere Einzelaktion und Karim Adeyemi mit netten Dreiecken auf der rechten Seite aber mit erbärmlichen Abschlüssen. Und Serhou Guirassy? Der hatte wieder einmal in Jeff Chabot seinen Endgegner gefunden.
Die Chabos wissen wer der Chabot ist Der Verteidiger-Hüne mit einer Riesenleistung. Er trat mit der Ausstrahlung eines Personenschützers auf und hätte am Samstag wahrscheinlich auch Blumenkübel aus dem Strafraum geköpft. Sogar im gegnerischen Strafraum war er gefährlich: Erst mit einem Abseitstor, dann mit der Vorentscheidung zum 0:2. Zuvor hatte Ramon Hendriks nach einer Ecke den Ball zurück erkämpft gegen Guirassy. Der junge Holländer ist mit seiner Körperlichkeit und Leidenschaft immer ein Ereignis, in Dortmund wuchs er noch an der Seite von Jeff Chabot.
„Ich finde, dass meine Mannschaft das über 90 Minuten von der Leistungsbereitschaft, dem Einsatz und dem Willen richtig gut gemacht hat“, meinte Kovac nach dem Spiel und sprach von einer unglücklichen Niederlage. Kann man so sehen, wenn man nur auf die Statistiken schaut. Die Borussia hatte 16 „Torschüsse”, der VfB nur drei – allerdings ist die Riesenchance von Deniz Undav in der 37. Minute dabei nicht berücksichtigt. Er nahm die Vorlage von Waldemar Anton auf, hoppelte viel zu langsam in den Strafraum und verdaddelte den Ball. Dortmund mit 65 Prozent Ballbesitz, insgesamt allerdings viel zu ungefährlich, mit Ball fangen die Schwarz-gelben nicht so viel an.
Der Moment, in dem der Ball von Antons Fuß ins eigene Netz ging, war nicht nur für die 8.000 im Stadion ein Grund zu feiern.
Natürlich war auch Glück dabei: das unglückliche Eigentor von Waldemar Anton, die überragende Rettungstat von Alex Nübel, als er einen abgefälschten Ball an die Latte lenkte. Aber der VfB hat auch ein neues Level erreicht, in dem er ein Stück weit von seiner „normalen“ Herangehensweise mit viel Ballbesitz und Dominanz abgewichen ist. Das zeigt, das der Werkzeugkasten des Trainers voll ist und er genau weiß, wann er in welches Fach greifen soll. Der Lohn: Der fünfte Pflichtspielsieg gegen Dortmund in Folge.
Zum Weiterlesen: Unser VertikalGIF titelt mit „Karma strikes back“ und nimmt Waldemar Anton aufs Korn.
Die Süddeutsche Zeitung nimmt “Gute Miene zum verlorenen Spiel“ wahr und vermutet, dass das Hauptproblem des BVB nicht an der Seitenlinie zu finden ist.
Bilder: Christof Koepsel/Getty Images