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·18 September 2024

Real Madrid ist eben Real Madrid

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Fußball ist ein Spiel, bei dem 22 Akteure einem Ball hinterher rennen und am Ende Real Madrid gewinnt: „Wir haben couragiert gespielt. Am Ende ist es ein typisches Real Madrid-Spiel“, zeigte sich Sebstian Hoeneß stolz und zugleich enttäuscht nach dem ersten VfB-Spiel in der Champions League seit über 14 Jahren. Die Süddeutsche Zeitung meint: „Es ist wie immer: Real Madrid gewinnt, und keiner kann schlüssig erklären, warum.”


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Historisch Die VfB-Fans im Estadio Santiago Bernabeu waren sich darüber im klaren, dass sie ab sofort Teil eines der spektakulärsten Kapitel in der VfB-Geschichte sind. Das erste Pflichtspiel gegen Real Madrid, den besten, teuersten, wertvollsten, erfolgreichsten, überheblichsten Club der Welt. Der Auftritt aller beim spanischen Rekordmeister war mehr als würdig. Beeindruckend wie unbeeindruckt alle auftraten: Trainer, Spieler, Fans. Vor allem die tausenden Auswärtsfahrer nahmen erst die Stadt, dann das Bernabeu ein, nachdem die Madrilenen das Spiel mit einer Mini-Choreo starteten, die aussah, als würde sie aus farbigen Müllsäcken bestehen.

Vor allem die erste halbe Stunde hatte es in sich: Der VfB spielte sich locker und lässig durch die Pressingversuche Reals, um gleichzeitig sogar sehr hohe Ballgewinne in Madrids Hälfte zu erzielen. Wie in der 8. Minute, als Chris Führich im Madrider Aufbau dazwischen ging, Deniz Undav weiterleitete und Enzo Millot plötzlich völlig frei vor Thibaut Courtois auftauchte.

Der belgische Schlussmann wurde nach der Partie als „MVP des Spiels“ ausgezeichnet und das sagt alles über den Auftritt des VfB: Nicht nur im 1-gegen-1 mit Millot behielt Courtois die Überhand, auch beim Schuss von Jamie Leweling (11.), beim Schlenzer von Millot (14.), ebenso als Angelo Stiller nach Traumkombination auf ihn zulief (16.). Beim abgefälschten Schuss von Undav an die Latte (28.) wäre er allerdings machtlos gewesen.

Real bis dahin träge, fehlerhaft, unambitioniert. Aber ab der 30. Minute entschieden sie sich, auch am Spiel teilzunehmen. Kylian Mbappé, Rodrygo und Vinicius Junior immer wieder mit beeindruckenden Soli, die kaum zu verteidigen waren, wenn sie alleine auf Josha Vagnoman oder Maximilian Mittelstädt zuliefen. In der 33. Minute bekam Madrid einen Elfer zugesprochen, den Schiedsrichter Halil Umut Meler nach Videostudium wieder kassierte. Machen nicht viele Schiris beim Rekord-Champions League-Sieger.

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Blitzstart nach Wiederbeginn: Nach 23 Sekunden trifft Kylian Mbappé.

In der zweiten Halbzeit zeigte sich, dass sich Reals individuelle Klasse nicht immer verteidigen lässt. Wenn dann persönliche Fehler dazu kommen – Mittelstädts Positionierung kombiniert mit seinem missglückten Versuch, den Ball zu blocken – dann fallen Tore. Sogar schon 23 Sekunden nach Wiederanpfiff.

Es folgte die schwierigste Phase für den VfB, das 2:0 schien nur eine Frage der Zeit. Aber der VfB schaffte sich aus diesem Loch heraus: Startpunkt Leweling mit einer guten Chance (60.), der überhaupt ein hervorragendes Spiel machte. Entscheidend dann die Wechsel von Hoeneß, der Fabian Rieder für Führich und Anrie Chase für Vagnoman brachte. Der VfB hatte wieder die Spielkontrolle, verhinderte gleichzeitig Durchbrüche der schnellen Madrilenen. Das 1:1 durch Undav nur gerecht, auch im Anschluss sah es ganz danach aus, als ob sich der VfB mit den Königlichen die Punkte teilen würde.

Aber da kam sie wieder, Reals Erfolgsformel: Individuelle Klasse (Luca Modric und Antonio Rüdiger) und persönliche Fehler (Alex Nübel und Atakan Karazor). “Ich bin enttäuscht, dass das Spiel über einen Standard entschieden wurde“, so Hoeneß, der aber auch zufrieden sein konnte: Seine Mannschaft zeigte Reife, blieb immer bei sich, brachte über die meiste Zeit der Partie ihr Spiel durch und ließ sich weder vom Stadion noch von der Mannschaft Reals beeindrucken. Ein Entwicklungssprung und eine Leistungsexplosion einer Mannschaft, die vor einem Jahr noch in der Relegation gegen den Hamburger SV stand.

Real ist dann eben doch Real. Der VfB nimmt viel mit: Selbstverrtauen, viel Lob nach dem Spiel (Jude Bellingham: „Brilliant Team!“), viele Erkenntnisse, viel Erfahrung, nur leider keine(n) Punkt(e). Wenn es etwas zu kritisieren gäbe, dann die mangelnde Chancenverwertung.

Am Sonntag steht der nächste emotionale Höhepunkt an: Das Derby gegen Dortmund. Mit einer Leistung wie gegen Real wird der VfB gegen die Borussia bestehen – und in der Königsklasse die Punkte holen, die für ein Weiterkommen in die K.o.-Runde reichen könnten.

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Bilder: Angel Martinez/Getty Images (Aufmacher), Thomas COEX / AFP (Artikelbild)

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