MillernTon
·20 janvier 2025
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·20 janvier 2025
Der FC St. Pauli feiert die Debüts von Sands und Weißhaupt, die Rückkehr von Eggestein und (bald) Saad, muss mal wieder umstellen und erlebt einen ungeahnten Konkurrenzkampf.(Titelfoto: Stefan Groenveld)
Der 2:0-Erfolg des FC St. Pauli in Heidenheim hat viele Väter. Allen voran die richtige Reaktion des Teams auf die Niederlage in Bochum. Und sowieso wird es dem Team nicht gerecht, wenn einzelne Spieler herausgepickt werden. Doch schaut man sich die personellen Veränderungen zwischen der Partie in Bochum und in Heidenheim an und guckt explizit auf die Leistungen der Spieler, die gegen Heidenheim neu in der Startelf standen, dann fällt auf: Noah Weißhaupt, James Sands und Johannes Eggestein hatten einen großen Anteil am vierten Auswärtssieg der Saison des FC St. Pauli.
Während man von Weißhaupt bereits in den letzten Spielen einen (positiven) Eindruck gewonnen hatte und beim FCSP sowieso bekannt ist, zu was Eggestein fähig ist, stand hinter James Sands das wohl größte Fragezeichen. Doch der 24-jährige machte auf der Doppelsechs neben Jackson Irvine eine gute Figur. Zwar ist er ein gutes Stück entfernt von einem fehlerlosen Auftritt, aber seine Leistung hat trotzdem enorm beeindruckt. Weil er dem Team bereits helfen konnte und man erahnen konnte, zu was er fähig sein kann und wie sich ein Team verändert, wenn es im Zentrum einen Ruhepol hat. Für Sands selbst lag das auch an Irvine: „Es ist sehr einfach neben ihm zu spielen“, erklärte er nach Abpfiff in der Mixed Zone.
Drei von sieben Bodenzweikämpfen gewonnen, 30 von 38 Pässen zum Mitspieler gebracht, fünf abgefangene Pässe, fünf Fouls (die meisten im Spiel) – die Zahlen von James Sands aus dem Heidenheim-Spiel sind okay, aber spiegeln nicht das wider, was manch eine*r subjektiv empfunden haben mag. Vielmehr fühlte es sich wie ein überragendes Spiel des Neuzugangs an. Das dürfte daran liegen, dass von Sands eine Aura ausgeht, die dem Team weiterhelfen dürfte. Der Defensiv-Spezialist strahlt große Ruhe aus, läuft zudem nicht nur sehr viel, sondern auch sehr klug. Timo Schultz hatte mal gesagt, dass man einen guten Sechser daran erkennt, dass plötzlich alle Mitspieler um ihn herum besser werden. Weil er diese besser macht, dem Team mehr Struktur und Halt gibt.
Es ist zwar bisher nur ein Startelfspiel von Sands gewesen, aber dieses macht Lust auf mehr. Zumal man immer im Hinterkopf behalten muss, dass der Neuzugang noch nicht einmal drei Wochen mit dem Team zusammen trainiert und davor lange Zeit kein Pflichtspiel bestritten hat. Gemessen daran hat James Sands die komplexe Rolle im zentralen Mittelfeld bereits sehr gut ausgefüllt. Das macht Hoffnung, dass da in den kommenden Wochen und Monaten sogar noch mehr Gutes von ihm zu sehen sein wird. Er selbst sieht das auch so, sagte nach dem Spiel: „Es war ein guter Start, aber es gibt noch viele Bereiche, in denen ich mich verbessern kann.“
Ziemlich sicher wird man Sands auch am kommenden Sonntag am Millerntor in der Startelf sehen. Allerdings ist nicht klar, auf welcher Position. Denn gegen Heidenheim hat Eric Smith seine fünfte Gelbe Karte gesehen. Der FC St. Pauli muss also den Platz ganz hinten in der Innenverteidigung neu besetzen. Diese Rolle hatte Hauke Wahl zuletzt immer bekleidet, allerdings fehlt wohl ein Wahl-Ersatz im Kader. Adam Dzwigala ist noch ein weiteres Spiel gesperrt, für Karol Mets dürfte das Union-Spiel vermutlich noch zu früh kommen. James Sands kann die Smith-Position auf jeden Fall spielen, Alexander Blessin nannte auf der PK nach dem Heidenheim-Spiel aber auch Lars Ritzka als Option (der hatte bereits gegen Stuttgart als linker Innenverteidiger gespielt und überzeugen können), der allerdings auch die letzten beiden Spiele verletzungsbedingt verpasste. Denkbar also, dass wir James Sands am Sonntag in neuer Rolle auf dem Platz sehen werden.
Ebenfalls einen guten ersten Eindruck hat Noah Weißhaupt beim FC St. Pauli hinterlassen. Nach zwei Einwechslungen, bei denen er jeweils mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machte, stand der 23-jährige gegen Heidenheim in der Startelf. Es war ein solides Startelfdebüt, bei dem Weißhaupt vor allem defensiv gefordert war: „Ich kam auch hierher, um mich defensiv zu verbessern. Das habe ich heute gezeigt und das will ich auch weiter lernen.“
Die Leistung von Noah Weißhaupt sorgt für einen sich weiter anheizenden Konkurrenzkampf auf der offensiven Außenbahn. Nachdem sich diese Positionen vor dem Jahreswechsel eigentlich von selbst aufstellten, gibt es nun mit Weißhaupt, Guilavogui, Afolayan, Banks und Ahlstrand gleich fünf Spieler im Kader, die für diese Position infragekommen. Und man darf sich darauf freuen, dass der Konkurrenzdruck noch zunehmen wird: Denn für kommendes Wochenende ist mit einer Rückkehr von Elias Saad zu rechnen. Macht sechs Spieler für zwei Positionen, wenn man Danel Sinani noch mitdenkt, dann wird es sogar noch enger. Es erscheint durchaus denkbar, dass auf dieser Position noch etwas passiert, in Form von Abgängen.
Noah Weißhaupt stand gegen den 1. FC Heidenheim erstmals für den FC St. Pauli in der Startelf.
// (c) Stefan Groenveld
Das Startelfdebüt von Weißhaupt bedeutete für Dapo Afolayan, dass er das erste Mal seit dem achten Spieltag zum Anpfiff auf der Bank Platz nehmen musste. Nach seiner Einwechslung gab er auf dem Rasen eine beeindruckende Antwort. In Form einer Torvorlage nämlich, bei der er sich stark auf der linken Seite durchsetzte. Nach dem Spiel gab er, angesprochen auf den Konkurrenzkampf, eine deutliche Antwort:„Ich bin jetzt seit zwei Jahren im Club. Es gab in dieser Zeit viele offensive Außenbahnspieler und ich habe eine Menge gespielt. Ich bin kein junger Spieler, mit dem rotiert werden muss. Ich kenne meine Qualitäten. Überall wo ich gespielt habe, habe ich es gut gemacht. Auch in dieser Saison habe ich es schon gut gemacht. Ich hatte etwas Pech, dass ich nicht noch mehr Assists habe, wahrscheinlich hätte ich fünf oder sechs haben müssen. Und auch mehr Tore. Noah ist zu uns gekommen, Elias kommt zurück – ja, da ist Konkurrenzkampf. Aber das stört mich überhaupt nicht. Ich kenne meine Qualitäten. Ich weiß was ich tun kann. Diese Fragen kommen jedes Jahr auf. Ich wünsche mir, dass ich sie auf dem Platz beantworte.“
Der dritte Winter-Neuzugang des FC St. Pauli, Abdoulie Ceesay, stand ebenfalls in Heidenheim auf dem Platz. Er konnte aber aufgrund der kurzen Spielzeit weit weniger Akzente setzen als seine Kollegen. Sowieso war der Fokus viel eher auf den Spieler gerichtet, für den Ceesay in die Partie kam: Johannes Eggestein. Wie wichtig Spieler für ein Team sind, kann man manchmal sofort erkennen, wenn sie erstmals auf dem Platz stehen. Manchmal erkennt man es erst, wenn sie fehlen. Und manchmal, so wie es vielen vermutlich mit Eggestein ging, erst dann, wenn sie wieder zurückkommen.
Die Liste an Personen, die die Wichtigkeit von Johannes Eggestein für das Spiel des FC St. Pauli hervorheben nach dem Sieg in Heidenheim, sie ist lang. Nikola Vasilj erklärte: „Er nutzt den Raum vor sich extrem gut, hält viele Bälle, sein erster Kontakt ist großartig. Er gibt uns eine weitere Dimension im Spiel.“ James Sands bedankte sich dafür, dass er von Eggestein quasi an die Hand genommen wurde: „Er hat mir sehr geholfen in gewissen Momenten. Es gibt einen Grund, warum er auf diesem hohen Level spielt.“ Und Alexander Blessin betonte zwar, dass er eigentlich nie Spieler explizit hervorheben würde, aber „nach dieser Woche ist es so wichtig gewesen, dass er wieder dabei war.“ Denn Eggestein sei „Auslöser und Taktgeber gegen den Ball, was Pressingsituationen anbelangt. Zudem ist er sehr intelligent, weiß, wann er mit einem Kontakt oder mit zwei Kontakten spielen muss.“
Wie wichtig dieser Erfolg war, zeigt der Blick auf die Tabelle. Hätte der FC St. Pauli das Spiel in Heidenheim verloren, so würde man nun auf dem Relegationsrang stehen, mit Bochum und Kiel im Nacken und je drei Punkten Abstand zu Hoffenheim und Heidenheim. Klar ist auch: Dieser Sieg entspannt die Situation keineswegs, einzig der status quo wird beibehalten. 17 Punkte reichen natürlich nicht, um die Klasse zu halten. Die doppelte Anzahl an Punkten dürfte notwendig sein. Häh, nur 34 Punkte reichen für den Klassenerhalt?! Ja, seit der Saison 17/18 hat das jeweils gereicht, um in der Bundesliga zu bleiben (= mindestens Platz 15). Wenn die sportliche Schere weit auseinandergeht, dann ziehen nicht nur oben Teams weit weg, sondern es gibt unten auch weniger Punkte. Von der berühmten „40-Punkte“-Marke ist man in der Bundesliga inzwischen ein gutes Stück entfernt.
Aber da ist noch mehr was man aus dem Heidenheim-Spiel ziehen kann, als „nur“ die drei Punkte. „Siege sind immer toll“, erklärte Blessin nach Spielende, „aber der kommt zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Reaktion.“ denn nach der enttäuschenden Leistung gegen Bochum sei es „Pflicht gewesen, eine Reaktion zu zeigen.“Denn wenn man eines gelernt hat in dem Auf und Ab, welches es in dieser Saison mit dem FC St. Pauli gibt, dann dass das Team jedes Spiel gewinnen kann. Aber auch nur dann, wenn man es selbst ans Leistungsmaximum schafft. Gelingt das nicht – zum Beispiel, weil man es sich angesichts guter Vorergebnisse etwas zu gemütlich gemacht hat – dann wird man die Spiele verlieren. Diese „Reaktion“, die der FC St. Pauli in Heidenheim gezeigt hat, sie muss unbedingt die Basis für den Rest der Saison sein. // Tim
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